Der Name MOOG steht in erster Linie für herausragende Studiosynthesizer der 60er- und 70er-Jahre. Modularsysteme à la Moog 3C, Moog 3P, Model 55, Model 15 u. a. sind zeitlose Legenden der Musikgeschichte. Weiters ist der Name Synonym für den 1970 erschienenen Minimoog, Urvater aller monophonen Bühnensynthesizer. Schließlich aber steht MOOG auch für einzigartige polyphone Synthesizer, wobei „einzigartig“ – lange, lange, lange ist es her – durchaus mit einzigartiger Unzuverlässigkeit in Zusammenhang gebracht werden könnte.
Damit wäre natürlich der POLYMOOG (1975 bis 1980) gemeint, dessen 71-stimmige Polyphonie einerseits für viel Furore sorgte, dessen Unzuverlässigkeit andererseits so manchen Musiker und Techniker zur Verzweiflung gebracht haben dürfte (und es noch heute tut, wir sprechen aus aktueller Erfahrung).
Polyphoner Moog-Synthesizer Nummer zwei war der sechsstimmige MEMORYMOOG (1980 bis 1985, ein verspätetes Konkurrenzprodukt zum Sequential Prophet-5), dessen Instabilitätsindex immerhin „etwas besser“ ausfiel und dessen Klänge – 3 VCOs pro Stimme – heute zu den ganz großen Sounds der Vintage-Ära zählen.
Nummer drei der polyphonen Moog-Synthesizer ist der Ende 2018 erschienene MOOG ONE, ein – wie es Designer Axel Hartmann nennt – Instrument der Kategorie LAS („Long Awaited Synthesizer“). Ein 8- oder 16-stimmiger Bolide, dessen Optik an den Memorymoog angelehnt ist und dessen etwas modernere Klangarchitektur auch für einen etwas moderneren Analogsound sorgt.
Nun folgt also MOOG MUSE. Der 8-stimmige Synthesizer mit rein analoger Klangerzeugung ist eine interessante optische Mischung aus unterschiedlichsten Instrumenten. Markant die gerippten Plastik-Wheels, der Minimoog lässt grüßen. Markant auch die Schieberegler mit hellem Top und Inlay – Polymoog, The Rogue, Liberation und Opus 3 (der offenbar gar nicht als Poly-Synthesizer gilt) lassen grüßen.
Die weißen bzw. gelben/orangen Tipptaster erinnern wieder an den Roland Juno-60, ganz andere Baustelle. Und all die Drehpotis folgen der Linie von Little Phatty, Sub37, Moog ONE und Co., der modernen Produktpalette von Moog. Neu im Portfolio scheinen die kleinen, hell- oder dunkelgrauen Tipptaster, die Erinnerungen an den Memorymoog wecken.
Fazit der kurzen Überlegungen: Das MUSE Erscheinungsbild ist ein beachtliches Amalgam unterschiedlichster Stile. Von der edlen Harmonie eines Arturia PolyBrute 12 – nur als Beispiel – weit und breit keine Spur. Wer großzügig ist und sich daran nicht stört, dürfte im MOOG MUSE jedoch einen klang- und performancetechnisch sehr flexiblen Analogsynthesizer vorfinden.
Der MOOG MUSE verfügt über:
- 8 Stimmen mit jeweils 2 bzw. 3 VCOs
- Osc-FM, Osc-Sync, Ring-Modulation und Noise
- Mixer-Sektion mit Möglichkeit der Übersteuerung
- Zwei Filter im Stile der legendären 904-Modular-Serie
- Zwei Verstärker im Stile der legendären 902-Modular-Serie
- 2 Hüllkurven pro Stimme
- 3 globale LFOs
- 2 Wheels
- Assignable Controllers
- Clock Module
- Arpeggiator, Sequencer
- Glide, HOLD, Chord Memory
- Split/Stack Modus, Unison/Mono Modus
- KB Octave Shift, Pan Spread, Diffusion Delay u.v.m
Anschlüsse:
- MAIN Output (Left / Right)
- PHONES Output (Vorderseite)
- Pedal Input (Sustain / Expression)
- Control Voltages (Clock In/Out, CV IN 1/2, CV OUT 1/2)
- MIDI (In / Out / Thru)
- USB A / USB B
Es lässt sich also sehen! Die Anordnung der einzelnen Module und Fader / Regler / Schalter scheint sehr durchdacht, die Performance scheint im Vordergrund. Etwas schade finden wir, wie auch beim Arturia PolyBrute 12, dass man sich mit einem (einzigen) Stereo-Out zufriedengeben muss. Es überrascht neuerlich, wie viele Details in der Klangarchitektur berücksichtigt wurden, das Endsignal dann aber auf ein singuläres Stereopaar reduziert wird.
Dessen ungeachtet sieht alles am MOOG MUSE nach „Hands On“ und „Play Me“ aus. Ein Vollblut-Synthesizer, wie ihn sich Klangtüftler und Performancemusiker eben gerade wünschen. Zudem gibt es so manche Boni, wie etwa den Grid-Modus des Sequencers, oder die Möglichkeit, eine laufende Arpeggio-Performance gleich aufzunehmen und als fertige Sequenz abzuspeichern.
Und der Klang? Das nachfolgende Video gibt einen Einblick in die Presets des MOOG MUSE. Uns überzeugen hier die Arp/Sequ-Lines sowie Lead-Lines im Diskant am meisten, doch man höre selbst:
Youtube Video – MOOG MUSE Factory Preset Tour
(by Lisa Bella Donna, Max Ravitz)
Polybrute 12 steht ihm preislich gegenüber, meine Entscheidung wird wohl auf den Moog fallen.
Schade, dass er nur 8 Stimmen hat.
… schwierige Entscheidung … das schöne Design, die höhere Polyphonie und die einmalige Tastatur würden mich in Richtung PolyBrute 12 tendieren lassen. Doch nach dem Fiasko der „sticky knobs“ rund um Micro/Mini/MatrixBrute – und dem ausbleibenden Support – ist das Vertrauen zu Arturia etwas in Schieflage.
Hallo Theo. Kommt da noch ein richtiger Test deinerseits? Niemand kanns so gut wie du!
Hallo Thomas … nicht in den nächsten Monaten, leider. Ich habe den MUSE (noch) nicht. LG …