Musikmesse Frankfurt 2013 – Report Teil 2

Nach Report Teil 1 geht es nun mit einem Besuch bei Doepfer weiter. Das Markenzeichen des Unternehmens – ein A-100 Modularsystem im Monster Case – ist im etwas verwinkelten Alex4 Stand untergebracht. Systeme diesen Ausmaßes sind natürlich eine Augenweide. Und es wäre eine Lebensaufgabe, all ihre musikalischen Möglichkeiten zu entdecken und zu erforschen.

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Neue Module des A-100 umfassen etwa die überarbeitete Version des spannungsgesteuerten Mixers A-135 (nun A-135-1), die auf 2 TE geschrumpfte Version der so wichtigen Multiples (A-180-2), das polyphone USB/Midi-to-CV/Gate-Interface (A-190-5) und vieles mehr – siehe www.doepfer.de.

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Einige der neuen A-100 Module sind bereits erhältlich oder – wie hier auf der Messe – als Prototypen zu bewundern. So die A-157-1 8×16 Trigger Matrix. Erstaunlich, dass es gelungen ist, Teile des üppigen 9 HE (!) Trigger-Sequenzers Schaltwerk in ein 3 HE Eurorack Modul zu integrieren. Die Bedienung der kleinen Matrix funktioniert ausreichend gut, wir haben es probiert.

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Neben dem Dark Energy II und dem Dark Time Sequenzer ist es natürlich vor allem der MAQ 16/3 Dark Edition Sequenzer, der das Interesse auf sich zieht. Sehr schön, das schwarz-silberne Aussehen, klassisch kann man sagen.

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Das Besondere an Messen sind – neben den ausgestellten Produkten – in erster Linie die Menschen, die sich dort begegnen. Geplant oder zufällig, je nachdem. So ist es sehr erfreulich, beim Testen des A-100 Modularsystems den Entwickler des Arturia MiniBrute zu treffen. Yves Usson (links) und Dieter Doepfer (mittig) lassen sich nicht lange um ein gemeinsames Foto bitten …

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Dem „Guru des Do-It-Yourself“ folgend, führt der Weg mit Yves Usson nun klarerweise zum französischen Hersteller Arturia. Dessen Präsident, Frédéric Brun, empfängt uns und präsentiert Backstage ein neues Produkt, das noch Ende des Jahres dem MiniBrute Gesellschaft leisten wird. Nun, was es ist, darf an dieser Stelle nicht verraten werden. Doch so viel steht fest: Analoge Hardware von Arturia wird die Musiklandschaft der kommenden Jahre sehr stark prägen. Wobei vor allem das Jahr 2014 (ganz besonders) spannend werden dürfte …

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Nachdem der MiniBrute – nach wie vor – ein unglaublich erfolgreiches Produkt ist, stellt der kleine Monophone auch ein wichtiges Zentrum des Arturia-Standes dar. Frank Orlich vom deutschen Vertrieb Tomeso übernimmt die Demonstration und Erklärung des MiniBrute persönlich …

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Einmal um die Ecke gebogen, kommen wir zu jenem knietschgelben Synthesizer, der optisch wohl zu den großen Eye-Catchern der Gegenwart zählt. Der Sledge des italienischen Herstellers StudioLogic ist (beinahe) ein großer Wurf. Einerseits ist die Kombination von (virtuell) analogen bzw. Wavetable-Oszillatoren mit klassischen Filtern, LFOs, Arpeggiator, etc. sehr lobenswert (und auch klanglich erstaunlich ergiebig). Andererseits vermittelt die zur Gänze aus Plastik gebaute Oberfläche – samt der großen Plastik-Knöpfe – eine nicht ganz ausgewogene Hapktik und ein – ja – ein etwas „billiges“ Spielgefühl.

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Doch lassen wir uns von der Farbe des Sledge inspirieren und werfen einen schnellen Blick zu Casio, dessen XW-P1 Synthesizer im ungewöhnlichen Look präsentiert wird. Nun, auch hier lässt sich sagen, dass Design eines Synthesizers und die Qualität seiner Bedienelemente doch ein entscheidendes Argument für (oder gegen) das Instrument sein dürfte. Ungeachtet des günstigen Anschaffungspreises und der sehr respektablen Klänge bzw. interessanten musikalischen Möglichkeiten, ist die Synthesizer-Linie von Casio optisch wie auch haptisch etwas gewöhnungsbedürftig.

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Damit wenden wir uns einem Unternehmen zu, dass sich – als positives Gegenbeispiel – gerade durch stylige, gut gelayoutete und haptisch hochwertige Synthesizer einen soliden Namen gemacht hat: Waldorf. Dessen Stand ist sehr besucherfreundlich aufgebaut, wie dem starken Andrang an Besuchern zu entnehmen ist. Der Blofeld und Rocket sind natürlich die beiden aktuellen Highlights.

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Und endlich gibt es auch den Pulse 2 Synthesizer zu bestaunen (und zu hören). Das Instrument sieht natürlich – sein Design steht seit langer Zeit fest – gut aus. Wie überhaupt die neue Produklinie „frisch“ und aufgeräumt wirkt. Wobei die Farbgebung des orange/anthrazit Blofeld spontan an die späten Produkte der Firma ARP erinnert. Doch zurück zum Pulse 2: Drei Oszillatoren, ein MultiMode Filter, Filter FM sowie RingModulation versprechen einen Analogsynthesizer der starken Sorte.

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Natürlich ist der Waldorf Zarenbourg nach wie vor im Angebot und eine absolute Augenweide. Auch klanglich ist das Instrument – dank der guten Samples bzw. sehr aufwendigen Lautsprechersysteme – hervorragend. Ein Genuss, ein Player’s Instrument. Mehr Infos gibt es in unserem Zarenbourg Testbericht.

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Bleiben wir bei Studio-Instrumenten und werfen einen Blick zu Yamaha. Der Gigant unter den Musikinstrumenten-Herstellern zeigt sich auch im Synthesizer-Bereich wieder etwas stärker aktiv. Obwohl, man könnte das Neue ebenso „Produktpflege“ der seit über 10 Jahren etablierten MOTIF Serie nennen: Die MOX Music Workstations sind da! Als MOX8 mit 88 (Hammermechanik) Tasten oder als MOX6 mit 61 (Keyboard) Tasten.

Bemerkenswert sind die zugehörigen Slogans: Inspiration trifft auf Integration – da möchte man gleich loslegen und Musik machen – wird vom nicht minder genialen Konnektivität trifft auf Mobilität übertroffen. Nein, Yamaha will keine Smartphones auf Vertragsbasis anbieten … oder … … … ?

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Wer das Sachliche liebt, der wird auch an der offiziellen MOX Produktbeschreibung großen Gefallen finden:

„Die neue MOX Music-Workstation vereint die MOTIF XS Sound-Engine, einen MIDI-Keyboard-Controller für umfangreiche DAW- und VST-Steuerung mit einem Mehrkanal-USB-Audiointerface. Ein eingebauter Sequenzer sowie ein mächtiges DAW/VST-Software-Bundle bilden ein umfassendes Paket für die Musikproduktion.“

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Doch genug der Worte. Fakten sollen her. Das Rezept für eine Workstation ist seit Jahren unverändert: Synthesizer + Samples / Sounds + Sequenzer. Natürlich mit internem Recording, USB und vielen anderen Raffinessen. Besonders beeindruckend sind die 6.720 Arpeggio-Strukturen (… wer hat Lust, alle durch zu probieren?).

Die Fakten der MOX Serie im Überblick:

  • 1.217 Instrumente und 355 MB an Waveforms aus dem MOTIF XS
  • XA (Expanded Articulation) Klangerzeugung
  • Mehr als 256 Performances
  • Virtual Circuitry Modeling (VCM) Effekte
  • 6.720 Arpeggiator Strukturen und die vierteilige, interaktive Arpeggio Engine
  • Direct Performance Recording
  • Performance-Creator-Funktion für das schnelle Einstellen von Splits, Layern und Drumspuren
  • Eingebautes 4-in-2-Out USB-Audio/MIDI-Interface
  • Software im Lieferumfang: Orgelemulation YC-3B, Prologue Analogsynthesizer und Cubase AI
  • Unterstützung der AI-Technologie für ideale DAW-Integration

Hier noch ein Video, das den Performance Mode der MOX Serie demonstriert:

Weitere Informationen zur MOX Serie:
http://de.yamaha.com/de/products/music-production/synthesizers/mox_series

Uns durch die Yamaha Halle – durch elektronische Schlagzeuge, Silent Pianos, Blasinstrumente und durch den Ausstellungsbereich des von Yamaha aufgekauften Unternehmens Bösendorfer – kämpfend, erreichen wir jenen Schaukasten, der die „Highlights“ der hauseigenen Keyboard-Entwicklung zeigt. Neben einer sehr frühen Yamaha-Orgel aus dem Jahre 1905 (!) gibt es natürlich den DX-7 zusehen und den – wie sollte es anders sein – allzeit imposanten CS-80.

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So ist es naheliegend, bei den „Klassikern“ zu verweilen und sich dem Stand des SynMag (Synthesizer Magazin) zu widmen. Die Vintage-Synthesizer Ausstellung beeindruckt sehr. Vom Yamaha CS-15 und dem seltenen CS-30L

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… über den schönen Oberheim OB-8

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… hin zum Sequential Prophet-5 und Rhodes Chroma gibt es vor allem jene bemerkenswerte PPG-Ecke, in der ein PPG 1020, ein Wavecomputer, ein PPG 2.3 mit Waveterm sowie das seltene PPG 300 Modularsystem zu sehen sind. Wahre Schätze für Freunde der Vintage-Klassiker …

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Damit kommen wir auch bereits zum Ende des Rundganges der Frankfurter Musikmesse 2013. Doch halt! Ein Highlight des Alex4 Standes gibt es nochmals hervorzuheben: MFB hat den Dominion 1 ins Leben gerufen. Ein sagenhaft gut klingender Analogsynthesizer mit allen Raffinessen – der große Bruder des bereits ausführlich getesteten Dominion X.

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Nun … und den Tanzbär nicht zu vergessen. Ein etwas eigenartiger Name, doch bleibt MFB seiner hauseigenen Tradition treu und baut weiter Drum-Computer. Diesmal im (optischen) Stil eines Dominion X. Das mit 10 Einzelausgängen (+ Stereo-Out) ausgestattete Instrument sieht gut aus. Details zum Tanzbären sind dem abgebildeten Produktblatt bzw. der Website des Herstellers zu entnehmen.

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Am Weg hinaus streifen wir noch den britischen Hersteller Novation, dessen Hardware Synthesizer MiniNova, UltraNova und Bass Station II für reges Interesse sorgen.

Letzt genanntes Instrument wurde anlässlich des 21. Geburtstages von Novation ins Leben gerufen. Der analoge Synthesizer Bass Station II ist eine deutliche Überarbeitung der originale Bass Station. Auch hier ist es schade, dass sich – wie schon beim Moog SubPhatty angesprochen – der 2-Oktaven Standard bei Klein-Synthesizern durchzusetzen scheint. Eine zusätzliche Oktave für „etwas“ Raum beim Spielen wäre definitiv ein „Muss“. Davon abgesehen sieht die Bass Station II jedoch hervorragend aus …

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„Bass Station II is an analog mono-synth based on the classic original Bass Station but re-worked for the 21st century. It has two filters, two oscillators plus a third sub-oscillator, patch save and a fully analog effects section. Add a step sequencer, arpeggiator, full sized keys and a powerful modulation section and you have the makings of a synth that is built for bass, but capable of so much more.“

Weitere Info unter
http://global.novationmusic.com/hardware-synths/bass-station-ii

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Ein letzter Blick (und kurzer Stopp) zeigt noch eines der bemerkenswertesten Keyboard Konzepte, das jemals gebaut wurde.

Das Continuum Fingerboard von Haken Audio ermöglicht nuanciertes Spielen wie kein anderer Controller. Während die Klänge direkt aus dem Computer kommen, ist die Steuerung der Sounds über das Fingerboard derart feinfühlig umsetzbar, dass sich tatsächlich Charakter bzw. die chakteristische Spielweise vieler Naturinstrumente umsetzen lassen, ausschließlich (und direkt) mit den Fingern. Seien es lebendigste Tabla- (indische Trommel-) Soli oder schönste Cello-Vibrati, ausgefallenste Effektklänge oder bombastische Cinemascope-Sounds … die Ausdrucksstärke des Fingerboards ist sehr beeindruckend.

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So schließen wir den Bericht zur Musikmesse Frankfurt 2013 und freuen uns über all jene erstaunlichen Instrumente – wie auch bemerkenswerten Personen – die diese Messe zum besonderen Ereignis gemacht haben.

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Link: Musikmesse Frankfurt 2013 – Report Teil 1

Termin Frankfurter Musikmesse 2014
12. bis 15. März 2014

Kategorie Allgemein

“Es genügt, einen Ton schön zu spielen” sagte der Komponist Arvo Pärt im Jahre 2005. Diese Aussage ist ebenso einfach wie ich auch exzellent: Es braucht kein Meer an Tönen, denn entscheidend ist der Klang. Dass so mancher Vintage-Synthesizer der 70er und 80er Jahre teils unerreicht hochwertige Klänge liefert, steht außer Frage. Doch tatsächlich leben wir “heute” in einer nahezu perfekten Zeit. Einerseits hat man – mehr oder weniger – noch Zugriff auf die Vintage Analogen, andererseits wird auch bei Neugeräten die wichtige Komponente des hochwertigen Klanges wieder zunehmend berücksichtigt. Doepfer, Cwejman, Synthesizers.com, MacBeth, Moog, GRP, Studio Electronics, COTK, John Bowen und andere Hersteller bauen hervorragende Synthesizer, die den “Klassikern” in nichts nachstehen. All diesen (alten wie neuen) “großartigen” Instrumenten ist Great Synthesizers gewidmet. _________________________________________________________ In 2005 composer Arvo Pärt said: “Playing one tone really well is enough”. In other words, it is sufficient to play one tone 'beautifully'. I agree with that. All musical efforts are focused on the sound itself. Although I studied classical music (piano and drums), it’s the electronic sound that inspires me. Synthesizers are the epitome of new sounds and exciting tonal spheres. Today, many companies produce high-quality - excellent! - synthesizers: Doepfer, Cwejman, MacBeth, Moog, GRP, Synthesizers.com, COTK, Studio Electronics, John Bowen and others. It's their products I'm really interested in ... apart from Vintage Synthesizers, which I have been collecting for 20 years. Subsequent to our former websites Bluesynths and Blogasys, Peter Mahr and I have now created GreatSynthesizers. We hope you like it.