Arturia PolyBrute 12 – Belohnung für langes Warten

Während wir dem mono/paraphonen MatrixBrute nach wie vor die Treue halten (was für ein gelungenes Instrument!), hat uns die erste Version des PolyBrute nur in Ansätzen überzeugt. Der mehrstimmige Synthesizer bot zwar viele interessante Features, doch die geringe Polyphonie und das gnadenlos flache Paneel lösten jedes Kaufinteresse in Luft auf. Nun aber wendet sich das Blatt: PolyBrute 12 ist da!

Arturia PolyBrute 12

Die Hard Facts …

Arturia PolyBrute 12

Arturia PolyBrute 12

Der neue Synthesizer bietet nicht nur die ersehnte höhere Polyphonie, sondern auch ein bulligeres Aussehen mit – zugegeben „leicht“ – angeschrägtem Bedienfeld. Das cremefarbene Chassis hat rückwärts außerdem mehrere schwarze Lüftungsgitter, die der Wärmeregulierung dienen und an den Yamaha CS-80 erinnern. Erster Eindruck: Ansprechend!

Mit den Dimensionen von 972 x 435 x 156 mm ist der PolyBrute 12 um knapp 6 Zentimeter tiefer und um knapp 5 Zentimeter höher als sein Vorgänger. Auch das Gewicht (23 kg) hat gegenüber dem ersten PolyBrute anno 2020 nun nochmals um 3 Kilogramm zugelegt – was in Anbetracht des größeren Chassis nicht weiter verwundert.

Arturia PolyBrute 12

Arturia PolyBrute 12

Aber das sind natürlich nur Details am Rande. Keineswegs als Detail darf der neue Aftertouch gesehen werden. Es stehen gar 3 Aftertouch-Varianten zur Verfügung: monophoner AT, polyphoner AT und der ALT Aftertouch Mode. Letzterer ist ebenso polyphon und erlaubt z.B. die spezielle Kontrolle einzelner Noten durch die physikalische Fingersteuerung der VCF und VCA Hüllkurve.

Im Klartext kann man die Tasten unterschiedlich andrücken und nun geschieht das Wunder: Die Hüllkurven agieren entsprechend der Höhenposition jeder einzelnen Taste! Attackzeiten werden verlangsamt oder beschleunigt, Decayzeiten ebenso. Sustain reagiert „oberhalb“ oder „unterhalb“ von 50% der jeweils gedrückten (individuellen) Tastenhöhe als Verstärker oder Abschwächer.

Arturia PolyBrute 12

Natürlich ist beim Spielen jeder Tastentiefgang minimal unterschiedlich, zudem bleiben die Finger ja nie ruhig – somit ändern sich die gedrückten Tastenhöhen und das Gefüge der angesprochenen Envelope-Bereiche fortlaufend. Wir haben es noch nicht probiert, aber musikalisch scheint dies definitiv der „polyphone Aftertouch PLUS“ zu sein. Wenn das klangliche Resultat schließlich ohne technische Nebengeräusche (Zipper-Noises) vonstatten geht, dann ist’s perfekt!

Die zuvor beschriebene Sensitivität kann – nun ein anderer Modus des ALT Aftertouch Modus – zum sofortigen Auslösen der Hüllkurven genutzt werden. Beim ersten Andrücken einer Keyboard-Taste erfolgt das Triggern bereits an der obersten Kante, wohingegen der gesamte restliche Weg zum Boden der Tastatur (das nun folgende Durchdrücken / Weiterdrücken einzelner Töne) entsprechende Werte für den polyphonen Aftertouch liefert.

Arturia PolyBrute 12

Dieser restliche Weg zum Boden der Tastatur kann schließlich gar noch in zwei Bereiche aufgeteilt werden, die sowohl Poly-AT, als auch Mono-AT Informationen übermitteln. All die gelieferten Werte – individuell pro Taste und / oder global für das Keyboard – stehen in der Modulationsmatrix zur weiteren Verknüpfung und Klanggestaltung bereit. Velocity gibt es natürlich auch, es bedarf keiner großen Erwähnung.

Die unzähligen anderen PolyBrute 12 Controller – Wheels, Ribbon, Morphée und vieles mehr – sind größtenteils seit der ersten PolyBrute Version anno 2020 bekannt. Zwar gehen die Funktionen in gewissen Bereichen nun nochmals um ein paar Schritte weiter, doch sollte sich jeder PolyBrute-Besitzer auf dem PolyBrute 12 sofort zurechtfinden – Oberfläche und Grundfunktionen sind (mit Ausnahme des neuen Aftertouchs) im Wesentlichen gleich geblieben.

Arturia PolyBrute 12

Arturia PolyBrute 12

Kleiner Wermutstropfen. Die geringe Anzahl an Audio-Ausgängen – zweimal Klinke = Stereo-Out – scheint uns bei einem Instrument mit 12 Stimmen und Split / Layer etwas dürftig. Allerdings könnte dies durchaus eine Option für eine dritte PolyBrute-Version sein … doch das ist natürlich Zukunftsmusik und nur „laut gedacht“.

Fazit: Die Entwicklung vom PolyBrute zum PolyBrute 12 war ein bemerkenswerter Sprung. Mit seiner – man kann es durchaus sagen – einzigartigen Tastatur betritt der PolyBrute 12 neues Terrain und wird auf der SuperBooth 24 ein absolutes Highlight sein. Und sein Preis? Der PolyBrute 12 kostet ca. 3.900 Euro …


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Weitere Info: www.arturia.com

Kategorie 2024, Allgemein, Stories

“Es genügt, einen Ton schön zu spielen” sagte der Komponist Arvo Pärt im Jahre 2005. Diese Aussage ist ebenso einfach wie ich auch exzellent: Es braucht kein Meer an Tönen, denn entscheidend ist der Klang. Dass so mancher Vintage-Synthesizer der 70er und 80er Jahre teils unerreicht hochwertige Klänge liefert, steht außer Frage. Doch tatsächlich leben wir “heute” in einer nahezu perfekten Zeit. Einerseits hat man – mehr oder weniger – noch Zugriff auf die Vintage Analogen, andererseits wird auch bei Neugeräten die wichtige Komponente des hochwertigen Klanges wieder zunehmend berücksichtigt. Doepfer, Cwejman, Synthesizers.com, MacBeth, Moog, GRP, Studio Electronics, COTK, John Bowen und andere Hersteller bauen hervorragende Synthesizer, die den “Klassikern” in nichts nachstehen. All diesen (alten wie neuen) “großartigen” Instrumenten ist Great Synthesizers gewidmet. _________________________________________________________ In 2005 composer Arvo Pärt said: “Playing one tone really well is enough”. In other words, it is sufficient to play one tone 'beautifully'. I agree with that. All musical efforts are focused on the sound itself. Although I studied classical music (piano and drums), it’s the electronic sound that inspires me. Synthesizers are the epitome of new sounds and exciting tonal spheres. Today, many companies produce high-quality - excellent! - synthesizers: Doepfer, Cwejman, MacBeth, Moog, GRP, Synthesizers.com, COTK, Studio Electronics, John Bowen and others. It's their products I'm really interested in ... apart from Vintage Synthesizers, which I have been collecting for 20 years. Subsequent to our former websites Bluesynths and Blogasys, Peter Mahr and I have now created GreatSynthesizers. We hope you like it.

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