Gleich zur Klarstellung: Der COLOSSUS sieht einem EMS Synthi 100 sehr ähnlich. Korrekter gesagt: Die Idee der modularen Küchenwand wurde übernommen – mit der Adaption, dass COLOSSUS bei 170 x 70 x 65 cm Größe und „nur“ 55 kg Gesamtgewicht etwas gefügiger ins Studio passen sollte als das Vorbild von EMS. Doch vom Äußeren abgesehen ist COLOSSUS – Tom Carpenter betont es ausdrücklich – eine Eigenentwicklung von Analogue Solutions.
Da die Fakten oft das alleinig Entscheidende sind, gleich zu des Pudels Kern: „Was kostet COLOSSUS?“ Nun, schlanke 25.000 GBP plus MwSt. und Versand – was, geschätzt, ca. 35.000 Euro in Summe ausmachen dürfte
Wenn also vom Weihnachtsgeld etwas übrig bleiben sollte und der Investitionsrahmen in einen COLOSSUS nun hiermit geklärt ist, kommen wir zu den musikalischen Fakten.
Allen Beteuerungen zum Trotz: So ganz weit weg vom allseits legendären EMS Synthi 100 scheint COLOSSUS technisch gesehen nicht zu sein. 12 VCOs, 8 VCFs, 12 VCAs, 8 Hüllkurven, 2 große Pin-Matrix-Steckfelder, Oszilloskop, Joysticks … gewisse Ähnlichkeiten sind da schon auszumachen.
Doch – und so war der Hinweis von Tom Carpenter wohl auch gemeint – sind alle Module (Oszillatoren, Filter, VCAs, Sequencer, etc.) definitive Eigenentwicklungen von Analogue Solutions.
Und in diesem Punkt dürften wir bereits eine Ahnung vom hochwertigen, puristischen Klang des COLOSSUS haben: Der Analogue Solutions POLYMATH – seines Zeichens ja auch nicht gerade ein Winzling – liefert gewiss schon eine Idee davon, welcher Klang vom neuen Monstrum zu erwarten ist. Sound der 70er Jahre. Zum Quadrat (oder eher zur dreifachen Potenz).
Das Bemerkenswerte an Tom Carpenter ist seine puristische Herangehensweise. Nur analoge Klangerzeugung (in „allen“ Aspekten, vielen Dank), nur analoge Steuerung, kein MIDI. Das ist COLOSSUS.
Sei nicht gesagt, dass digitale Komponenten völlig fehlen. Die gibt es beispielsweise im Sequenzer, wie schon damals bei den EMS Sequenzern in den 70er Jahren. Doch VCOs, Filter, Hüllkurven … die „echten“ mechanische Federhall-Spiralen, alle Teiler der Klangformung und Klangveredelung sind analoger Bauweise.
In einem einzigen Punkt bringt uns COLOSSUS aber denn doch kurz zum Grübeln. Von den hohen Investitionskosten abgesehen. Wie kommt es, dass zwei 6,3mm Klinken-Ausgänge die einzigen Haupt-Ausgänge des Monsters sind? Zusätzliche, symmetrische XLR-Buchsen? Leider nein …
Doch von diesem Gedanken abgesehen: Das monumentale Semi-Modularsystem à la COLOSSUS geht bereits jetzt in die Synthesizer-Geschichte ein. Ein solches Stand-Alone-Klang-Kraftwerk erscheint – wie es Tom Carpenter auch treffend behauptet – allerhöchstens einmal pro Jahrzehnt. Eher sogar einmal pro Generation, konkret: Alle 30 – 35 Jahre.
COLOSSUS kommt übrigens in „einem“ Stück, doch lassen sich die einzelnen der vier Teile getrennt abkoppeln und individuell entnehmen. Sagen wir beispielsweise für eine Reparatur, irgendwann im Jahre 2250 …
Das Verführerische an COLOSSUS ist der Gedanke des All-In-One Prinzips. Genügend VCOs, ausreichende Modulationsquellen (bis zu 14 LFOs), all die Filter, Hüllkurven, Mixer, VCAs, Step- und Digital-Note-Sequenzer, Touch-Keyboards, Joysticks, Hallspiralen, weiters die getrennten Matrix-Steckfelder für CV-Spannungen / Audio-Signale, und und und …
So braucht es nur eine Recording-Möglichkeit und fertigen Musik-Produktionen steht nichts im Wege.
Natürlich: Auch mit einem Minimoog kommt man ans Ziel. Oder mit einem ARP-2600. Doch COLOSSUS bietet – wie schon anno dazumal der Synthi 100 – eine unschlagbare Fülle an klanglichen und kreativen Möglichkeiten …
… inklusive einer „freien“ (nicht belegten) Producer-Panel-Einheit. Zur Ablage der eingehenden Schecks oder … falls man noch nicht so weit ist … zur Ablage der Partitur-Seiten für die nächste Filmmusik.
Analogue Solutions COLOSSUS
Mega-Analog-Synthesizer, semi-modular
Preis:
25.000 GBP + MwSt. + Versand
(gesamt ca. 35.000 Euro)
Auslieferung ab Frühjahr 2020
Website Hersteller:
www.analoguesolutions.com