Waldorf Iridium – ein Quantum im Rackformat?

„Ja und Nein“ muss wohl die Antwort lauten. Auf den ersten Blick ist Iridium natürlich die Quantum-Engine im Rackformat. Das Touch-Display, all die Syntheseformen, all die vielen Modulationsmöglichkeiten (wenn auch leicht adaptiert). Auf den zweiten Blick: Ein mit Knöpfen dicht gedrängtes 19-Zoll Panel, sagenhafte 16 Stimmen, eine neue 4×4 Gummi-Pad Einheit und – das vielleicht Beste – diverse CV/Gate- sowie analoge Sync-Verbindungen.

Über die sehr hohe Qualität der neuesten Waldorf Synthesizer brauchen wir keine Worte zu verlieren. Im Testbericht Waldorf QUANTUM – hybrid in die Zukunft sind die mannigfachen technischen, klanglichen wie auch haptischen Qualitäten des Flaggschiffs zu hören / zu lesen. Wie auch in vielen anderen Testberichten (online / in Print-Magazinen), in Youtube-Videos, etc. Quantum hat eindrucksvoll die Studios der Welt erobert.

Mit den Lorbeeren des Quantum im Gepäck ist nun bei Iridium dieselbe High-End Waldorf Qualität zu erwarten. Fast zumindest, denn … Iridium hat ausschließlich digitale Filter. Davon abgesehen sind 16 Stimmen natürlich eine völlig neue Dimension, eine echte „Ansage“ gegenüber der Keyboard-Variante. Geändertes Layout und ein angepasstes Konzept sind dennoch einen deutlichen zweiten Blick auf jeden Fall wert.

Wer das generöse, edle und ausgewogene Design des Quantum vor Augen hat, mag sich an den dicht an dicht liegenden Reglern des Iridium eventuell stören. Doch andererseits sei Waldorf großer Respekt gezollt: 100 Zentimeter Quantum-Breite auf (weniger als) die Hälfte zu reduzieren ist eine großartige Leistung! Iridium im 19-Zoll Format bedingt eben platztechnische Kompromisse, es liegt auf der Hand.

Wer die etwas eng anliegenden Bedienelemente, das externe Netzteil (12V)  sowie den einfachen Stereo-Ausgang in Kauf nimmt, bekommt im Ausgleich dafür die doppelte Stimmen-Anzahl sowie einige exzellente Zusatz-Module, die deutlich über die Möglichkeiten des Quantum hinaus gehen und die den Iridium als „ultimativ flexiblen“ Waldorf-Rack-Synthesizer auszeichnen.

An oberster Stelle der Extras seien die analogen Ein/Ausgänge (3,6mm) zu nennen. Zur Einbindung von Eurorack-Modulen, zum Einschleifen externer Spannungen in die Iridium Modulationsmatrix, zum analogen Clocken (Syncen) von Arpeggiator / Sequencer.

Zugegeben, die analogen Buchsen erweitern die Möglichkeiten des Iridium enorm – ein riesiger Pluspunkt (der auch dem Quantum äußerst gut zu Gesicht stehen würde, ebenso wie die 16-stimmige Polyphonie).

Als weiteres Highlight sei das Gummi-Pad-Feld genannt. Hier lassen sich Noten / Skalen / Akkorde / Triggerwerte in altbewährter 4×4 Matrix-Manier sehr übersichtlich eingeben. Ein weiterer klarer Pluspunkt betreffend Performance gegenüber dem Quantum.

So bleibt die Gegenüberstellung Quantum – Iridium auch weiterhin spannend …

Exzellentes Layout (und entsprechender Bedien-Komfort beim Sound-Designen), ein großzügiges Platzangebot (weg genügend Platz hat), die unübertroffene Edel-Optik sowie das zweifache Stereo-Ausgangspaar (für den „echten“ bi-timbralen Modus) und vor allem die analogen Filter sind auf der Haben-Seite des Quantum.

Die doppelte Polyphonie (16 Stimmen), die analogen Eingänge und die damit verbundenen Möglichkeiten der Einbindung in eine Eurorack-Modular-Umgebung, sowie die 16 Gummi-Pads (samt all ihre Einsatzmöglichkeiten) sprechen wiederum – noch dazu bei deutlich geringerer Größe (wer beim Platz sparen muss) – für den Iridium.

Fest steht: Waldorf ist wieder auf höchstem Synthesizer-Niveau unterwegs. Gratulation und Respekt! Quantum wie auch Iridium sind bereits jetzt Meilensteine der Musikgeschichte.

Waldorf Iridium

Polyphoner Racksynthesizer
mit Quasi-Quantum-Engine
16 Stimmen

Preis:
ca. 2.200 Euro
(01/2021)

Link:
Waldorfmusic.com

Vergleich:
Waldorf QUANTUM – hybrid in die Zukunft

Video / Klangbeispiel:

Kategorie 2020, Allgemein, Stories

“Es genügt, einen Ton schön zu spielen” sagte der Komponist Arvo Pärt im Jahre 2005. Diese Aussage ist ebenso einfach wie ich auch exzellent: Es braucht kein Meer an Tönen, denn entscheidend ist der Klang. Dass so mancher Vintage-Synthesizer der 70er und 80er Jahre teils unerreicht hochwertige Klänge liefert, steht außer Frage. Doch tatsächlich leben wir “heute” in einer nahezu perfekten Zeit. Einerseits hat man – mehr oder weniger – noch Zugriff auf die Vintage Analogen, andererseits wird auch bei Neugeräten die wichtige Komponente des hochwertigen Klanges wieder zunehmend berücksichtigt. Doepfer, Cwejman, Synthesizers.com, MacBeth, Moog, GRP, Studio Electronics, COTK, John Bowen und andere Hersteller bauen hervorragende Synthesizer, die den “Klassikern” in nichts nachstehen. All diesen (alten wie neuen) “großartigen” Instrumenten ist Great Synthesizers gewidmet. _________________________________________________________ In 2005 composer Arvo Pärt said: “Playing one tone really well is enough”. In other words, it is sufficient to play one tone 'beautifully'. I agree with that. All musical efforts are focused on the sound itself. Although I studied classical music (piano and drums), it’s the electronic sound that inspires me. Synthesizers are the epitome of new sounds and exciting tonal spheres. Today, many companies produce high-quality - excellent! - synthesizers: Doepfer, Cwejman, MacBeth, Moog, GRP, Synthesizers.com, COTK, Studio Electronics, John Bowen and others. It's their products I'm really interested in ... apart from Vintage Synthesizers, which I have been collecting for 20 years. Subsequent to our former websites Bluesynths and Blogasys, Peter Mahr and I have now created GreatSynthesizers. We hope you like it.

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