SND ACME-4 – die „analoge“ MIDI Clock im Studio

Das ACME-4 mag etwas seltsam erscheinen. Eine kleine Box, die letztlich „nur“ Clock-Signale liefert. Auf 4 separaten Kanälen, gleich vorweg gesagt. Nun, das Besondere an Sebastian Niessens Konzept ist die Möglichkeit, MIDI Instrumente wie auch analoge Instrumente anzusprechen und dabei die Clock jedes einzelnen Kanals nach Belieben anzupassen … auf einfache analoge Art und Weise.

SND ACME-4 Advanced Clock Management Engine

Grundsätzliche Überlegung: In einem mittelgroßen (oder großen) Studio mit mehr als 10 Klangerzeugern wird es mit einer einzigen MIDI Clock (meist vom Computer aus) sehr schwierig, den Instrumenten den nötigen Groove zu geben. Abgesehen davon, dass viele MIDI Clock Generatoren überhaupt nicht exakt sind und – viel schlimmer – die Latenzen bei allen Empfängern (Synths, Drum Machines, Sequencern) sehr unterschiedlich sind, doch das nur am Rande.

In Summe fehlt dann eben der „Drive“ und obwohl man alles richtig macht (denn viele Möglichkeiten der Korrektur gibt es nicht) …

SND ACME-4 Advanced Clock Management Engine

… klingt die Musik schließlich unrund und wenig ansprechend. Die Drums und Synths sind nicht tight oder analoges und digitales Equipment geht zeittechnisch völlig eigene Wege, der Arpeggiator hinkt hinterher (oder befindet sich ungewollt im „Offbeat“ Bereich), der Step-Sequencer klingt „für sich“ perfekt, doch zerbröselt das Arrangement im Verbund mit der wachsenden Zahl an Klangerzeugern … wir alle kennen das. Es besteht Handlungsbedarf.

ACME-4 nimmt sich der Sache an. Intern sorgt ein reines Audio-Signal für die hochwertige Clock. Auf Wunsch lässt sich auch ein externes Audio-Signal zur Clock-Erzeugung einschleifen. Von diesem „reinen“ Master-Signal ausgehend hat man nun 4 Clock-Kanäle, die die individuelle Ansteuerung von analogen und digitalen Synthesizern, Drummachines, Sequenzern, etc. erlauben.

SND ACME-4 Advanced Clock Management Engine

Dabei – und das ist wohl der entscheidende Knackpunkt – kann man die Clock jedes Kanals anpassen: minimal vorziehen, nachziehen, um Sechzehntel-Schritte versetzen, im halben oder doppelten Tempo abspielen, mit oder ohne Shuffle, etc. Es ist DIE Lösung (die möglicherweise einzige?) für wirklich tightes Arbeiten mit unterschiedlichen Clock-Empfängern.

Schließlich gibt es ja nur eine echte Beurteilungsmöglichkeit der Musik: Durch unser Gehör. Genau in diesem Punkt setzt die Technik nämlich aus (was auch gut ist, der Mensch bleibt eben doch unersetzlich). Die „exakte“ digitale Steuerung und Synchronisation aller Spuren oder Klanglieferanten ist musikalisch „nicht“ schön und – genau genommen – oft auch nicht einmal ganz korrekt.

SND ACME-4 Advanced Clock Management Engine

Ausgleichen kann das Timing-Problem (oder Groove-Problem) nur der Musiker selbst. Das „Hören im Arbeitsprozess“ entscheidet, wann der richtige Groove einsetzt. So ist man – nebenbei gesagt – durchaus erstaunt, dass beim Ansteuern von 3 Arturia MiniBrute (Arpeggiator, Arpeggiator, Sequencer) die Clock für jedes Instrument minimal angepasst werden muss, um schließlich den gewünschten Groove zu erhalten.

Abgesehen davon, dass das zusätzliche Einbinden von analogen Sequenzern oder weiteren digitalen Recordern (oder analogen wie digitalen Drumcomputern) wieder ganz neue Timing-Situationen hervorbringt. Situationen, auf die man mit dem ACME-4 direkt und in analoger Arbeitsweise sehr schnell reagieren kann.

SND ACME-4 Advanced Clock Management Engine

Zugegeben, ACME-4 ist teuer. Mit knapp 1.000 Euro Anschaffungskosten ist das nützliche Teil keine Nebenbei-Investition. Schließlich aber geht es erstmal um das besondere Konzept (es gibt aktuell keine vergleichbare Alternative zu ACME-4) und den hierfür nötigen hohen Entwicklungsaufwand. Weiters liefert Sebastian Niessen bekanntermaßen nur exzellente Hardware, man denke an den SAM-16 Sequenzer oder seine legendäre FB-14 Festfilterbank. Daher gibt es am hohen Preis nichts zu Rütteln.

Dennoch dürfte sich für viele Musiker ACME-4 lohnen, denn es ist „die“ Lösung für eine schnelle (und ergiebige) Arbeitsweise in komplexer Studio-Umgebung … eine Arbeitsweise, die auch musikalisch zum gewünschten Ziel führt / führen sollte.

SND ACME-4 Advanced Clock Management Engine

Für uns ist mit der ADVANCED CLOCK MANAGEMENT ENGINE „ACME-4“ in gewisser Weise ein Traum in Erfüllung gegangen. Der Wunsch nach einem Studio ohne Computer/Software-Sequenzer und ohne aufwendige MIDI-Analog-Verbindungen war seit jeher da (… denn nichts nervt mehr als komplexes MIDI und all seine technischen Probleme). Dennoch gilt es, die unterschiedlichsten Klangerzeuger gleichermaßen anzusteuern – von der Roland SH-101 (Sequenzer) über die TR-808 (DIN24 SYNC IN) bis hin zum John Bowen Solaris (Sequencer), dem Arturia MiniBrute (Arpeggiator), GRP A4 (analoger Step-Sequenzer) oder Manikins Schrittmacher sowie vielen anderen Instrumenten oder Steuer-Elementen.

Das hierfür notwendige intuitive Arbeiten mit analoger wie digitaler Clock ist nun möglich, mit einem kleinen, unscheinbaren Kästchen „Made in Germany“ namens ACME-4.

SND ACME-4 Advanced Clock Management Engine

Natürlich kann man – ganz ohne ACME-4 – jedes Instrument separat aufnehmen und dann per Verschiebung oder Anpassung der Audio-Spuren seinen persönlichen Groove „basteln“ (viele Musiker werden – notgedrungen – so arbeiten). Doch ist dies mühsam, wenig inspirierend (die Instrumente erklingen nie in Echtzeit zusammen) und schließlich ist es nur eine Notlösung. Das tatsächliche Empfinden – eben das HÖREN des Grooves – passiert nicht in schrittweise aufgebauten Einzel-Spuren am Computer, sondern im LIVE Betrieb im direkten musikalischen Arbeitsprozess der Klangerzeuger.

Mit ACME-4 kommt das gesamte Timing auf den Punkt, durch die tighte und individuell anpassbare Clock aller eingebundenen Geräte und durch die analoge Bedienung der Zeit-Signale gemäß dem ganz persönlichen Empfinden. Dieser „Human Feel“ ist schließlich das, worum es in der Musik nun mal geht.

SND ACME-4 Advanced Clock Management Engine

Falls ACME-4 als Slave dienen soll, lässt sich über Audio-In oder USB ein Clock-Signal bzw. Audio-Signal einschleifen (z.B. von Logik aus), sogar ein analoger Step-Sequencer oder LFO wird als Clock akzeptiert. So oder so hat man also in jedem Fall Zugang zur individuellen Clock-Manipulation auf 4 separaten Kanälen über ACME-4.

Völlige Timing-Freiheit, kurz gesagt.


Download / Öffnen:


SND ACME-4
Advanced Clock Management Engine

UVP: 999,60 Euro
(€ 840 netto) zzgl. Versand

Update 2022: ACME-4 wird leider nicht mehr gebaut.

Website Hersteller:
http://www.s-n-d.com/acme4_a.html

Kategorie 2019, Allgemein

“Es genügt, einen Ton schön zu spielen” sagte der Komponist Arvo Pärt im Jahre 2005. Diese Aussage ist ebenso einfach wie ich auch exzellent: Es braucht kein Meer an Tönen, denn entscheidend ist der Klang. Dass so mancher Vintage-Synthesizer der 70er und 80er Jahre teils unerreicht hochwertige Klänge liefert, steht außer Frage. Doch tatsächlich leben wir “heute” in einer nahezu perfekten Zeit. Einerseits hat man – mehr oder weniger – noch Zugriff auf die Vintage Analogen, andererseits wird auch bei Neugeräten die wichtige Komponente des hochwertigen Klanges wieder zunehmend berücksichtigt. Doepfer, Cwejman, Synthesizers.com, MacBeth, Moog, GRP, Studio Electronics, COTK, John Bowen und andere Hersteller bauen hervorragende Synthesizer, die den “Klassikern” in nichts nachstehen. All diesen (alten wie neuen) “großartigen” Instrumenten ist Great Synthesizers gewidmet. _________________________________________________________ In 2005 composer Arvo Pärt said: “Playing one tone really well is enough”. In other words, it is sufficient to play one tone 'beautifully'. I agree with that. All musical efforts are focused on the sound itself. Although I studied classical music (piano and drums), it’s the electronic sound that inspires me. Synthesizers are the epitome of new sounds and exciting tonal spheres. Today, many companies produce high-quality - excellent! - synthesizers: Doepfer, Cwejman, MacBeth, Moog, GRP, Synthesizers.com, COTK, Studio Electronics, John Bowen and others. It's their products I'm really interested in ... apart from Vintage Synthesizers, which I have been collecting for 20 years. Subsequent to our former websites Bluesynths and Blogasys, Peter Mahr and I have now created GreatSynthesizers. We hope you like it.

3 Kommentare

  1. udo apel

    Vielen Dank für den hoch interessanten Bericht. Ein Frage bleibt für mich, für deren Beantwortung ich sehr dankbar wäre: Ist die Präzision ausschliesslich mit 4 Midi Geräten gleichzeitig erreichbar oder kann via Midi Thru der angeschlossen Geräte weiteres in die Thru- Kette gehängt werden, ohne dass die Präzision flöten geht (?). Was ich z..B gar nicht weiß ist, ob Midi Thru – vergleichbar mit einem Hardware Bypass – vollends von der Midi Schaltung eines Gerätes entkoppelt ist (und das Signal tatasächlich 1:1 weitergereicht wird) oder ob es eine Art „Ex-Post“ Durchschleife ist, somit doch den gesamten Weg des Midi – Processing innerhalb des entsprechenden Gerätes, das das SND Signal zuerst erhält, durchläuft.

  2. Theo Bloderer

    Hallo Udo

    Ich warte noch auf Antwort von Sebastian Niessen. Aber soviel vorweg: Die Aufteilung der MIDI Signale über eine Thru-Box (damit: Vervieflältigung der Clock-Signale auf mehrere Klangerzeuger) dürfte „keinen“ Verlust mit sich bringen. Die Latenzen der Empfänger können jedoch unterschiedlich sein, von daher lässt sich nicht sagen, ob sich z.B. 20 MIDI-Geräte gleichermaßen „perfekt“ einbinden lassen, zumal es von Gerät zu Gerät unterschiedlich ist. Aber durch die 4 getrennten Clock-Wege ist man ja flexibel und so sollte ein mittelgroßes Studio mit ACME-4 komplett (und musikalisch ideal abgestimmt) gesteuert werden können.

    LG Theo

  3. Theo Bloderer

    Nachtrag – Sebastian Niessen:

    „Diese Frage lässt sich nicht allgemein beantworten (und hat eigentlich auch nichts mit dem ACME zu tun).

    Bei Midi-Empfängern mit dem klassischen „Midi-Trio“ (In, Thru, Out) kann man davon ausgehen, dass das Thru-Signal nicht durch den Prozessor läuft, und somit auch (so gut wie) keinen zusätzlichen Versatz oder Jitter hat. Gleiches gilt für reine Midi-Thru-Boxen.

    Bei Geräten mit mehreren Midi-Eingängen oder auch mit kombiniertem Thru/Out muss man jedoch damit rechnen, dass die Daten durch den Prozessor laufen. Und das erzeugt zwangsläufig Timing-Ungenauigkeiten.“

    S. Niessen

Kommentare sind geschlossen.