Roland VP-330 – Galionsfigur des Vocoder-Hypes

Wenn es um ikonische Instrumente der Musikelektronik geht, muss Rolands VP-330 in vorderster Reihe genannt werden. Sein Design ist ästhetisch ansprechend, sein Klang einprägsam und zeitlos. Obwohl nur ein gutes Jahr in Produktion, hat der VOCODER PLUS die Geschichte nachhaltig geprägt – und das bis heute …

Roland VP-330 Vocoder

Konzept „Multi-Keyboard“

Was den VP-330 von so gut wie allen anderen Konkurrenten unterscheidet ist die simple Tatsache, dass Roland mit diesem Instrument anno 1979 mehr als nur einen VOCODER lieferte. Als Multi-Keyboard konzipiert, stehen dem Musiker (Stimme aus dem Off: der Musikerin) zusätzlich noch eine vorgegebene HUMAN VOICE Abteilung sowie STRINGS zur Verfügung.

Dass es sich hierbei um feste (bzw. nur im sehr kleinen Rahmen veränderbare) Presets handelt, dürfte jedem geläufig sein. Doch das Konzept macht klar: Wem das Hantieren mit einem Mikrofon albern erscheint (oder wer seine vokalen Talente geheim halten möchte), der hat abseits des Vocoders ein völlig eigenständiges Instrument mit Chor- und Streicher-Klängen vor sich.

Roland VP-330 Vocoder

Da der Vocoderteil technisch betrachtet eine Festfilterbank ist, eignet sich der VP-330 außerdem nicht nur zur Reproduktion von Vokalklängen (sofern man das will), sondern auch zur Filterung von Audiomaterial aller Art. Synthesizersounds, Drumloops und Co. lassen sich einschleifen und in ihrer Klangfarbe ebenso schnell wie charaktervoll verändern.

Sollte schließlich das unvermeidliche Mikrofon doch noch in Reichweite liegen, so kann der Musiker (Stimme: die Musikerin) auf vielfältigste Weise Experimente mit bewegter Luft vornehmen. Heitere Klangabenteuer, wie wir sie im Testbericht GRP V22 Vocoder – die Klänge „From Outer Space“ bereits beschrieben und auch zu Gehör gebracht haben.

Roland VP-330 Vocoder

Klare Reduktion, aber mit Bonusmaterial

Da auf die einzelnen Filter (10 BandPass Filter + HochPass Filter) des VP-330 Vocoders kein Zugriff gegeben ist, muss man dieses Tool so annehmen, wie es ist. Auch den Presets sind – wie bereits angedeutet – nur kleinste Anpassungen (Attack / Release / Tone) erlaubt. Doch was soll man sagen? Der Vocoderteil klingt nach Vocoder pur (!) und die Presets liefern Sounds vom Feinsten, mit einer Klangdichte par excellence.

Roland wäre auch nicht Roland, gäbe es da nicht ein Bündel an Bonusmaterial. Stereo-Chorus (Ensemble), Vibrato-LFO, Manual-, External- oder Auto-Bend und nicht zu vergessen: Das 4-Oktaven Keyboard mit Split-Funktion. Alles in bewährter Qualität des japanischen Traditionsunternehmens, was so viel heißt wie: Kluges Design und exzellente Hardware eines rundum zuverlässigen Instruments.

Roland VP-330 Vocoder

Kosten, Preisvergleich und … zwei Revisionen

Der 1979 erschienene VP-330 kostete – so die Literatur – anfangs 1.315 GBP. Das sagt natürlich nicht viel aus, doch als Vergleich: Der ein Jahr zuvor auf den Markt gekommene Korg VC-10 Vocoder konnte – inklusive Mikrofon – für 785 GBP erworben werden. Allerdings war dies eben „nur“ ein Vocoder, ohne weitere Klangsektionen. Zum Preis des VP-330 bekam man ende 1979 – etwas günstiger – den Oberheim OB-1 (1.240 GBP) oder – etwas teurer – den Yamaha CS-40M (1.375 GBP). 1980 wurde der Preis des VP-330 gesenkt, er kostete nun mit knapp über 1.000 GBP gleich viel wie der späte (preislich schon deutlich reduzierte) Minimoog.

Warum der sehr kurzlebige VOCODER PLUS in zwei Revisionen gebaut wurde, darüber kann wohl nur Roland selbst Auskunft geben. Fest steht, dass 1980 nicht nur der VP-330, sondern auch der SA09 Saturn (Organ / String Synthesizer) ein radikales Facelift erfahren hat. Roland scheint eine Art Zäsur eingeleitet zu haben – möglicherweise, um dem im selben Jahr vorgestellten und im Frühjahr 1981 ausgelieferten Jupiter-8 designmäßig den Weg zu ebnen.
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Roland VP-330 Vocoder

Es gibt jedenfalls zwei Versionen des VOCODER PLUS. Während sich VP-330 MK1 durch große Kippschalter und die beigefarbene „Holzfäller-Tastatur“ à la Jupiter-4 auszeichnet, verfügt der VP-330 MK2 über die eleganten Tipptaster und das schlankere Keyboard des nachfolgenden Jupiter-8.

Darüber hinaus haben teils erhebliche Veränderungen in der Elektronik stattgefunden: Chorus, Human Voice, Filter, Vibrato – es wurden so manche Bereiche fleißig verändert und adaptiert. Doch in der Realität erscheinen uns die Details (welcher Chorus-Baustein hier, welcher dort etc.) auf seltsame Weise eher belanglos. Beide Versionen des VP-330 klingen ausgezeichnet. In der Nuance eindeutig anders, das stimmt, doch eine finale Wertung scheint unmöglich – mehr dazu später.

Aufbau des VP-330 und Details zur Performance

Die 3 Sektionen VocoderHuman VoiceStrings wurden schon genannt. Die einzelnen Bereiche und Funktionen sind in den nachfolgenden Bildern gut zu erkennen und dürften selbst erklärend sein …

Roland VP-330 Vocoder

Roland VP-330 Vocoder

Roland VP-330 Vocoder

Roland VP-330 Vocoder

Einzig betreffend ATTACK muss die leidige Single-Trigger-Situation kurz erwähnt werden. Wie von vielen Multi-Keyboards der 70er- und 80er-Jahre bekannt, ist ein Neustart der Hüllkurve während dem Spielen nur dann möglich, wenn alle Keyboard-Tasten losgelassen werden. Problematisch wird dies bei „langen“ Attack-Zeiten: Es erfordert eine disziplinierte Spielweise, um das langsame Einschwingen von Chor-Flächen oder von String-Akkorden immer wieder gezielt und bewusst herbeizuführen.

Roland VP-330 Vocoder

Keineswegs selbst erklärend ist die Performance-Abteilung, daher seien auch hier ein paar Anmerkungen gestattet. Für das schnelle Auge mag der PITCH SHIFT Slider wie ein billiger Pitch-Bend-Ersatz erscheinen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Der Slider ist die ideale Lösung für einen Vocal-Synthesizer / Vocoder. Das Tool ist überraschend flexibel und sein Regelbereich kann via PITCH SET um mehr als 12 Halbtöne festgelegt werden.

Das Positive: Der PITCH SHIFTER bleibt in seiner Position. Ganz nach links versetzt, kann man so den VP-330 um (über) eine Oktave nach unten transponieren und jederzeit – nach musikalischem Bedarf – wieder zurück (inklusive aller Positionen dazwischen). Das funktioniert natürlich nur im MANUAL Modus. Stellt man auf AUTO, ist der Slider ohne Funktion, nun kommt der TIME Regler ins Spiel. Er legt fest, wie schnell das automatische Pitch-Bending – immer von unten – erfolgt.

Roland VP-330 Vocoder

In der Praxis ist das flexible Ändern der Tonhöhe eine ganz wunderbare Sache. Per SLIDER: Aus den 8-Fuß-Männerstimmen der Human Voice Abteilung werden mit einem Schwung in die DOWN Position röchelnde 16-Fuß-Männerstimmen. Klanglich hart an der Grenze des Erträglichen (da knurrt es nur noch), zugegeben, aber letztlich ein schmetternder, knorriger VINTAGE Charakter, der seinesgleichen sucht.

Per AUTO-Funktion: Viel Hall auf den String-Sound geben, ein Solo in der höchsten Lage des Keyboards zum Besten geben, AUTO aktivieren und Voilà: Schon lacht KITARO und sein asiatischer Meditationspop aus den Untiefen des VP-330. Unverkennbar, die leicht schmalzige, aber sehr durchdringende und zugleich liebliche Solo-Stimme des Vocoder Plus mit humanized bending „von unten“.

Roland VP-330 Vocoder

Dass PITCH SET mehr als eine Oktave umfasst, ist aus zweierlei Gründen von großer Bedeutung. Erstens fällt das Thema „Kalibrieren“ weg. Denn wer kennt es nicht: Pitch-Bender vieler Vintage Synthesizer haben kein exaktes Intervall, sie erreichen die Oktave „gerade nicht“, oder die Spreizung ist zu groß und man sollte kurz vor dem Anschlag des Benders innehalten (was in der Praxis nicht klappt). Der Klang wird zittrig, ungenau, die Performance lustlos. An dieser Stelle wäre Kalibrieren die einzige Lösung …

Beim VP-330 kann das Problem erst gar nicht entstehen. Durch den größeren PITCH SET Bereich hat man genug „Luft“, um die Oktave – gutes Gehör vorausgesetzt – immer korrekt einzustellen. Zudem könnte man – nun kommt zweitens – den maximalen Regelbereich durchaus bewusst ausnützen, per PITCH SHIFT Regler „unter“ die Oktave rutschen, dann den Slider etwas zurück schieben und sich während der Performance von unten an das gewünschte Intervall heran pirschen. Dort – wo auch immer man will – dann bleiben, der Slider ist ja ohne Rückhol-Feder. Durch das stufenlose Gleiten sind zudem Effekte ähnlich eines Theremins möglich …

Roland VP-330 Vocoder

Zu den Anschlüssen gibt es nicht allzu viele Kommentare. An MICROPHONE muss natürlich kein Mikrofon angeschlossen werden, das wurde schon erwähnt. Synthesizer, Drumcomputer und Co. können als Modulator-Signal dienen. EXT SYNTH IN erlaubt es, betreffend Vocoder-Funktion die interne Klangerzeugung, den Carrier, durch einen externen Synthesizer-Klang zu ersetzen (der dann die Tonhöhe steuert). Ein klares, kräftiges Signal mit viel Obertongehalt wird empfohlen (als Beispiel nennt Roland seinen SH-2 Synthesizer).

VOCODER HOLD (Anschluss für ein PS-2 Pedal oder Ähnliches) gestattet eine lange Sustain des Vocoder-Signals, so lange das Pedal eben gedrückt bleibt. Der PITCH Eingang ist schließlich – neben dem oben beschriebenen Manual und Auto – die dritte Möglichkeit, die Modulation der Gesamttonhöhe auszulösen. In diesem Fall per Fuß-Trigger, was mehr Flexibilität während der Performance erlaubt (beide Hände bleiben zum Spielen frei).

Roland VP-330 Vocoder

Ein kurzes Wort noch zur Tastatur. Die SPLIT-Funktion macht aus dem VP-330 einen enorm flexiblen Klanggenerator. Vocoder, Human Voice und Strings können beliebig der unteren, oberen oder beiden Tastatur-Hälften zugeordnet werden. Im Klartext: String-Begleitung linkerhand mit Vocal-Session und Chor-Unterstützung rechterhand, erstes Beispiel. Oder Chor-Begleitung mit Vocoder linkerhand und String-Solo rechterhand, als weiteres Beispiel. Oder durchgehender Chor (MALE bei 8 Fuß steht auf beiden Seiten zur Verfügung) mit einer ebenso durchgehenden „Prise“ Strings im Hintergrund und zusätzlichem Vocoder-Effekt rechterhand …

Diese „Prise“ eines Klangbausteins sei noch näher erläutert. Schlauerweise hat Roland eine kleine Mixer-Sektion integriert, in der alle Klangbereiche fein abgestimmt werden können. Was nebenbei gesagt auch dringend notwendig ist, denn speziell die in Diskantlage sehr dichten Strings können dem (hohen) Chorsound schnell zusetzen. Eine gute Abstimmung der Klangverhältnisse, auch des „direkten“ Mikrofon-Signals und des Vocoder-Klanges (der durch MIC LEVEL separat geregelt wird), macht daraus schließlich den finalen – und durchaus sehr flexiblen – VP-330 Sound.

SOUND

Der Klang ist ikonisch. Nicht nur einfach gut und solide, sondern epochal – stilformend! Die Chöre sind ebenso Legende wie die Streicher bzw. die Kombination beider Klangfarben.

„Diese Fähigkeit des VP-330 wurde denn auch Ende der 70er sehr schnell von vielen Musikern erkannt, die für Liveauftritte kurzerhand ihr sperriges und extrem anfälliges Mellotron durch den kompakten und zuverlässigen VP-330 ersetzten.“

(Matthias Becker: Synthesizer von Gestern, Teil 2, S. 83)

Nicht zu vergessen der Vocoder selbst, der trotz der bescheidenen Anzahl an Filtern erstaunlich gute Ergebnisse erzielt. In Summe: Der VP-330 SOUND verkörpert Qualität, Charakter, Wärme und Klangdichte vom Feinsten. Mit im Gepäck sind eine Unzahl an kleinen Nebengeräuschen, die wesentlicher Bestandteil der gesamten Aura sind und den Vintage Charme des Instruments nochmals deutlich erhöhen.

Roland VP-330 Vocoder

Als Indiz für den hochwertigen Klang und die Professionalität des Instruments sei auf die Liste der Musiker (Musikerinnen) verwiesen, die den VP-330 seinerzeit einsetzten – oft für viele Jahre, manche gar bis heute: Laurie Anderson, Tony Banks, Vince Clarke, Kitaro, Mike Oldfield, Ryūichi Sakamoto, Tomita, Vangelis und viele mehr. Queen hatte den Vocoder im Einsatz, Michael Jacksons Band ebenso.

Ein wesentlicher Grund der Popularität des VP-330 dürfte sicher in der bereits beschriebenen flexiblen Klangarchitektur liegen: Manche Musiker und Musikerinnen setzten (und setzen) das Instrument vorwiegend oder gar ausschließlich als String-Synthesizer ein. Manche werden mit den VP-330 Human Voices ihre perfekten (analogen) Chorklänge ins Studio holen (und es dabei belassen).

Keineswegs muss man den Vocoder-Teil verwenden, keineswegs muss man sprechen, singen, Roboter-Sounds erzeugen, experimentelle Vokal-Performances durchführen oder Audio-Material jeglicher Art filtern / manipulieren. Doch man kann. Viel einfacher als der VP-330 lässt sich ein elektronisches Tasteninstrument kaum bedienen. Und genau diese Kombination von klanglicher Flexibilität und simplen, aber vielseitigen Performance-Möglichkeiten dürfte schließlich zum Hype rund um den VP-330 geführt haben bzw. – bis heute – führen.

Roland VP-330 Vocoder

VP-330 MK1 versus MK2

Es ist allseits bekannt: Beide VP-330 Versionen haben ihr Für und Wider. Wobei das so gar nicht formuliert werden sollte. Beide Versionen haben vor allem ihr FÜR. Ein VP-330 ist eben ein VP-330. Dennoch: Unterschiede gibt es, bedeutende sogar. Wir nehmen dazu Stellung – wie immer aus unserer subjektiven Sicht, gefußt auf Beobachtungen im Umgang mit beiden Kandidaten. Die Details „müssen“ nicht auf das jeweilige VP-330 Modell zutreffen, können aber zumindest eine Richtung vorgeben, wo die jeweiligen Stärken von MK1 / MK2 liegen und worauf bei Auswahl / Erwerb eines VP-330 möglicherweise zu achten wäre.

Betreffend Hardware ist der VP-330 MK2 unser klarer Favorit. Die leichtgängige, moderne Tastatur und die eleganten, bunten Tipptaster (mit LED) machen die späte Version des VP-330 zu einer optischen Schönheit. Das ist aber – klarerweise – Geschmacksache. Dann gibt es jedoch ein paar interessante technische Details: Die Potis der MK2-Performance-Abteilung sind fest mit dem Gehäuse verschraubt, was bei der MK1-Version nicht der Fall ist. Ergo: Die Potis links des Keyboards sind beim VP-330 MK1 leicht wackelig, beim Modell MK2 hingegen nicht. Wie gesagt, wir sprechen von unseren beiden Exemplaren (dennoch ist der Unterschied bemerkenswert).

Roland VP-330 Vocoder

Weiters: Das physisch sehr hohe Waterfall-Keyboard (aka „Holzfäller-Tastatur“) der MK1-Version sitzt mitsamt Metallgerüst (und Kabelbäumen) direkt am Boden des Instruments, ohne „Luft“ nach unten. Beim Modell MK2 ruht die schlankere Tastatur hingegen auf Holzblöcken, was betreffend Service deutlich angenehmer ist und zudem Extra-Platz unterhalb der Tastatur bietet. Die beschriebenen Bauweisen treffen sicher auf alle jeweiligen Exemplare von MK1 bzw. MK2 zu.

Auch die Plastik-Potikappen weisen Unterschiede auf: Etwas größer, nach oben hin abgerundet und mit silberner Einlage im Stile von Jupiter-4 / Promars / SH-2 etc. bei VP-330 MK1 versus flacheren, dünneren und durch einen einfachen weißen Strich gekennzeichneten Potikappen im Stile von Jupiter-8, Juno-60 etc. beim Modell MK2. Zugegeben, in diesem Fall finden wir die Potikappen von MK1 schöner: Massiver und nach oben hin verjüngt, passen sie sich perfekt den Fingern an. Doch natürlich ist das nur ein kleines Detail am Rande.

Betreffend Klang wäre unsere Wahl zweigeteilt …

Roland VP-330 Vocoder

VP-330 MK1 besticht durch seinen etwas aggressiveren Grundsound und durch die SAD Bausteine im Chorus (aka Holy Grail of Ensemble Sound). Die Chöre klingen beim Modell MK1 direkter, rauer, noch mehr vintage. Allerdings die Streicher ebenso, und in diesem Punkt scheint uns das Modell MK2 wiederum die bessere Wahl. Durch den weniger aggressiven Charakter sind die Strings des Modells MK2 besonders luftig, mit einem edlen, silbrigen Touch.

So könnte man als kleine Faustregel das Äußere der Instrumente gedanklich mit dem jeweiligen Grundsound verbinden: Rustikale Hardware und aggressiverer Klang alias VP-330 MK1 versus elegantere Hardware und etwas weicherer Sound alias VP-330 MK2. In welche Richtung man tendiert, das hängt natürlich vom persönlichen Geschmack ab. Puristen werden eher den VP-330 MK1 bevorzugen (maximaler Vintage SOUND und noch schönerer Raumklang bei Verwendung von Ensemble), während Ästheten und Liebhaber von Jupiter-8 und TR-808 möglicherweise dem VP-330 MK2 (eleganteres DESIGN) den Vorzug geben.

Wenn wir – nur mal theoretisch – Partei ergreifen dürften, so sei der Gedanke erlaubt, dass es kaum möglich ist, den aggressiveren Sound der MK1-Version abzumildern, während der weichere Klang der MK2-Version durch Zugabe von externen Effekten bei Bedarf härter (oder räumlicher) gemacht werden könnte. Etwas mehr Flexibilität scheint uns unter diesem Gesichtspunkt der VP-330 MK2 zu bieten, wenngleich sein Charakter nicht an die starke Dominanz des VP-330 MK1 herankommt.

Roland VP-03 Vocoder

Roland VP-03 und Behringer VC340

Der Vollständigkeit halber seien zwei aktuelle Klone des VP-330 genannt. Einerseits aus dem Hause Roland (Bestandteil der Boutique-Serie), andererseits von Behringer. Der Roland VP-03 kommt ohne eigene Tastatur (MIDI Ist natürlich vorhanden), dafür aber mit einigen Extras wie Ribbon Pads und Step-Sequencer. Mehr können wir dazu nicht sagen, wenngleich die Bemerkung erlaubt sei, dass uns das Instrument – in Anbetracht der dürftigen Hardware – etwas teuer erscheint.

Der Behringer VC340 kommt mit Tastatur und ist – wie bei Behringer üblich – konzeptionell so nah wie möglich an das Original angelehnt. In diesem Punkt muss man das Unternehmen loben, da die jeweiligen Vorbilder – sei es nun der Pro-One, der Kobol Expander, der Mono/Poly etc. – in vielen Fällen äußerlich „relativ“ unverändert bleiben. Optisch natürlich etwas verkleinert, mit digitalen Schnittstellen bzw. anderen Nützlichkeiten versehen und möglicherweise als Rack und nicht als Tastaturversion … doch der konzeptionelle Grundgedanke des jeweiligen Instruments von vor 40+ Jahren, der bleibt durch die Originaltreue großteils erhalten – und das ist positiv.

Behringer VC-340 Vocoder

Betreffend Klang der VP-330 Clones sei auf die unzähligen Youtube Videos rund um VP-03 bzw. VC340 verwiesen. Wir können dazu nichts sagen, zumal unser persönliche Motto „Nur das Original ist das Original“ jeglicher Beurteilung moderner Nachbauten deutlich im Wege steht. Widmen wir uns daher abschließend dem Thema MIDI und einem kleinen Fazit …

MIDI-Nachrüstung und Gebrauchtmarktpreis

Mit Baujahr 1979 bzw. 1980 kann der VP-330 natürlich noch kein MIDI vorweisen. Doch Abhilfe ist verfügbar: Kenton Electronics bietet ein entsprechendes MIDI Interface, mit dem der VP-330 nachgerüstet werden kann. Seltsamerweise sieht man kaum VP-330 Modelle am Markt, die nachgerüstet wurden. Woran das liegt, ist schwer zu sagen …

Roland VP-330 Vocoder - Kenton MIDI Interface

Wir haben besagtes MIDI-Upgrade beim VP-330 MK1 jedenfalls gemacht, und auch wenn das Interface wenig „kann“ (MIDI Note On/Off ist so gut wie alles), bereuen wir den Schritt keine Sekunde. So zählt nun das Schichten von digitalen Klängen mit den analogen Chor- und String-Sounds des VP-330 zu den absoluten Highlights im Studio. Außerdem eröffnet sich durch die MIDIfizierung jene wunderbare Welt der Sequenzer-Steuerung, die ganz neue Möglichkeiten rund um den VOCODER PLUS erlaubt.

Andererseits aber ist MIDI klarerweise kein Muss. Vocoding via Mikrofon kann ohnehin nur live stattfinden, der VP-330 bietet zudem ein so simples (wie auch effektives) Layout, er hat auch ein solches Maß an überraschenden Klangkombinationen parat, dass Echtzeit-Performances aller Schattierungen das A und O des Instruments sind. Von daher kann die MIDI-Nachrüstung des VP-330 höchstens als Erweiterung zum bereits sehr (!) benutzerfreundlichen Konzept des Roland-Klassikers betrachtet werden.

Roland VP-330 Vocoder Auction 2024

Roland VP-330 Vocoder Auction 2024

Am Gebrauchtmarkt ist der VP-330 relativ häufig zu finden. Sein Preis bewegt sich um die 3.000 Euro, was uns – in Anbetracht seines musikalisch so ergiebigen Outputs – keineswegs überteuert erscheint. Im Gegenteil, sieht man sich die exzellente Roland-Hardware aus dem Jahre 1979 / 1980 an, so muss der genannte Gebrauchtmarktpreis fast als günstig – oder zumindest doch als „sehr fair“ – bezeichnet werden.

Fazit

Der VP-330 VOCODER PLUS ist ein zeitloses Instrument. Zeitlos im Design, zeitlos im Klang. Als Galionsfigur des Vocoder-Hypes hat er ganze Generationen von Musikern (Musikerinnen) beeinflusst, er wurde zur Legende. Entscheidend ist dabei neben dem besonderen Klang auch sein Konzept: Der VP-330 erlaubt überzeugende Vocoder-Effekte ebenso wie die gleichzeitige und/oder völlig unabhängige Verwendung als String- bzw. Vocal-Synthesizer. Durch seinen relativ einfachen Aufbau ist der VOCODER PLUS zudem nicht nur ein freundliches, sondern vor allem ein stressfreies Instrument. Stressfrei, was die musikalische Praxis betrifft, stressfrei betreffend geringer Notwendigkeit von Services und Reparaturen.

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Roland VP-330 Vocoder

Der SOUND des Roland VP-330 ist jedenfalls so einzigartig wie unnachahmlich, so markant wie durchdringend – voll Wärme, Leben und Charakter: VINTAGE pur. Wenn es denn einen Nachteil gibt, dann liegt er auch genau darin begründet: Ein VP-330 klingt immer nach VP-330, da kommt man nicht aus …

Dieser Aspekt – ob die Liebe zum mehr oder weniger unveränderlichen Klang tatsächlich stark genug ist für eine Bindung über viele Jahre / Jahrzehnte – sollte beim Erwerb des Instruments in Betracht gezogen werden.


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30+ Minuten Klangbeispiele sind angefügt. Sowohl VP-330 MK1 als auch MK2 kommen zum Einsatz – solistisch, im Verbund mit anderen Synthesizern (bzw. mit Drumcomputern), aber auch zwecks Klangfilterung. Da der markante Sound des VP-330 VOCODER PLUS so einprägsam ist, sollte sich das Instrument in den meisten Klangbeispielen relativ mühelos identifizieren lassen …

Roland VP-330 Vocoder Plus

Analoges Multi-Keyboard mit 49 Tasten,
Vocoder, Human Voice und Strings

Vergleich:
Testbericht GRP V22 Vocoder

Öffnen / Download:
Roland VP-330 Vocoder Front (4000 x 2400 px)
Roland VP-330 Vocoder Back (4000 x 2400 px)

Youtube Videos:
The Roland VP-330 (by Dr. Mix)

The Roland VP-330 (by Alex Ball)

Kategorie 2024, Featured, Testberichte

“Es genügt, einen Ton schön zu spielen” sagte der Komponist Arvo Pärt im Jahre 2005. Diese Aussage ist ebenso einfach wie ich auch exzellent: Es braucht kein Meer an Tönen, denn entscheidend ist der Klang. Dass so mancher Vintage-Synthesizer der 70er und 80er Jahre teils unerreicht hochwertige Klänge liefert, steht außer Frage. Doch tatsächlich leben wir “heute” in einer nahezu perfekten Zeit. Einerseits hat man – mehr oder weniger – noch Zugriff auf die Vintage Analogen, andererseits wird auch bei Neugeräten die wichtige Komponente des hochwertigen Klanges wieder zunehmend berücksichtigt. Doepfer, Cwejman, Synthesizers.com, MacBeth, Moog, GRP, Studio Electronics, COTK, John Bowen und andere Hersteller bauen hervorragende Synthesizer, die den “Klassikern” in nichts nachstehen. All diesen (alten wie neuen) “großartigen” Instrumenten ist Great Synthesizers gewidmet. _________________________________________________________ In 2005 composer Arvo Pärt said: “Playing one tone really well is enough”. In other words, it is sufficient to play one tone 'beautifully'. I agree with that. All musical efforts are focused on the sound itself. Although I studied classical music (piano and drums), it’s the electronic sound that inspires me. Synthesizers are the epitome of new sounds and exciting tonal spheres. Today, many companies produce high-quality - excellent! - synthesizers: Doepfer, Cwejman, MacBeth, Moog, GRP, Synthesizers.com, COTK, Studio Electronics, John Bowen and others. It's their products I'm really interested in ... apart from Vintage Synthesizers, which I have been collecting for 20 years. Subsequent to our former websites Bluesynths and Blogasys, Peter Mahr and I have now created GreatSynthesizers. We hope you like it.

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