Nun, wo gehen sie hin, die Preise der begehrten Vintage Klassiker? Dass die allgemeine Preisentwicklung seit den späten 90er Jahren stetig nach oben klettert, dürfte jedem Beobachter der Szene klar sein. Doch was in den letzten Monaten passiert, das spielt in einer neuen Liga. Von einer Vintage-Synth-Blase ist zu sprechen – sowohl in Europa als auch in den USA. Anders kann man es leider gar nicht formulieren.
Auktion: http://www.ebay.de/itm/Elka-Synthex-with-MIDI-beautifully-restored
Synthex für über 10 000 Euro gefällig?
Gut, das ist natürlich ein extremes Beispiel. Ein Synthex von einem Fachmann, restauriert und „ab“ 7500 Euro zu haben (so relativiert es sich etwas). Man dürfte sich allerdings daran zu gewöhnen haben, dass derart exorbitant teure Angebote mehr und mehr die Regel werden. Der „durchschnittliche“ Preis für einen Synthex liegt aktuell bei ca. 6000 Euro … und schon diese Forderung ist das Doppelte seines Neupreises anno 1984 …
Auktion: http://www.ebay.de/itm/Elka-Synthex-Analog-Synthesizer
Nebenbei: Der hier angebotene Synthex hat „kein“ MIDI. Eine Nachrüstung ist zwar möglich, erfordert aber weitere Kosten (und zusätzlichen Zeitaufwand).
Auktion: http://www.ebay.de/itm/Rare-Vintage-ARP-2600-Analog-Synthesizer
ARP-2600 für 13 000 USD?
Auch beim ARP-2600 entwickeln sich die Preise drastisch. Sogar in den USA, wo das Angebot ja allgemein größer ist als in der „alten Welt“. Zugegeben, es ist wohl auch ein Zeichen der Situation rund um eBay (das Unternehmen ist mit 10% Provision ja sehr gut an den Verkäufen beteiligt). Zugleich wird der Markt durch Spekulationen und überzogene Preise jedoch stark beeinträchtigt. So mag ein ARP-2600 für „nur“ 7000 Euro schon beinahe als Schnäppchen erscheinen. Doch man überlege, von welchen Beträgen hier tatsächlich die Rede ist. Und welche hochwertigen „neuen“ Analogen man für einen solchen Betrag (von 7000 Euro oder – wie in der nächsten Auktion zu sehen – 10 750 Euro) erstehen könnte. Ein großes COTK System, ein Doepfer Monster-Case mit weiteren Extras, zwei Stück des MacBeth Elements, zwei GRP A4 … es gäbe viele Alternativen zu nennen.
Auktion: http://www.ebay.de/itm/Arp-2600-modular-synthesizer
Wie dem auch sei, 2014 ist ein deutlicher Anstieg bei den Vintage-Klassiker-Preisen zu verzeichnen. Natürlich ist zu hinterfragen, ob die astronomischen Preise tatsächlich bezahlt werden, das ist ja keineswegs gesagt. Es wird sich eines Tages zeigen, ob wir rückblickend von einer „Vintage Synth Blase“ sprechen können, die aktuell entsteht.
Hängt davon ab, aus welcher Sicht man den Markt betrachtet. Die Preispolitik liegt seit einigen Jahren eindeutig auf Seiten der Sammler. Außerdem kommt hier eine einfache Marktregel zum Einsatz: Knappheit schafft Nachfrage…
Die Kosten/Nutzen-Frage bzw. der Anspruch auf ein verläßliches tägliches Werkzeug für den Musikschaffenden ist wieder ein völlig anderer Blickwinkel.
Sollen die Preise weiter steigen.. – heute ist die Auswahl an Instrumenten und die allgemeine Information darüber so groß wie noch nie zuvor. Analog-Synthesizer (vor allem monophone) haben sich als dauerhaftes Marktsegment etabliert, daher ist vintage-analog nicht ‚muß‘. Einzig bei den polyphonen Analogsynths wird das ‚revival‘ ausbleiben, da einfach nicht realistisch im Sinne von bezahlbar/rentabel (vgl. Schmidt).
Gute & günstige monophone/modulare sind schon realisiert (zB microbrute), die polyphone Seite wird meiner Meinung nach hauptsächlich über virtuell analog (und hoffentlich darüber hinaus) gut abgedeckt werden. Ob hardware, plug-in oder app – ein Akkord muß nicht so drücken wie ein Bass… und wenn – einige wenige gibts (zB DSI).
Kreativität ist der Maßstab (!) – um gute Musik machen zu können muß man keine 10.000 Euro für ein vintage-Instrument ausgeben, aber das muß letztendlich jeder für sich entscheiden…
Cheers,
Hans
… hallo Hans. Ganz sicher: Zum Musikmachen braucht es keinen Vintage-Analogen für 10 000 Euro. Und du hast recht, es sind hier wohl eher „Sammler“ angesprochen (wobei der reinen Sammler-Leidenschaft wegen solch hohen Preise erst recht zu hinterfragen sind). Davon abgesehen enden viele der hochpreisigen Auktionen ohne Gebot. Der Synthex für 6500 Euro etwa wurde mehrmals neu eingestellt und ist im Preis bereits gesunken. Es regelt sich damit alles von selbst, das ist gut.