Der Sequential Prophet. Nicht Revision 3 oder Revision 2, sondern eben DER Prophet. Der ursprüngliche, Revision 1. Wenige der 182 gebauten Exemplare sind noch erhalten. Schon in den Jahren 1979 und 1980 hat Sequential zahlreiche Revision 1-Modelle von seinen Kunden zurückgenommen und ausgeschlachtet bzw. gegen neuere Modelle getauscht. Denn die Mehrheit der Künstler hatte Probleme mit der Ur-Version des Propheten. Und manche Künstler – die Minderheit – eben nicht …
Dominic Milano (Autor der Zeitschrift „Keyboard“) erhielt anno dazumal Ser. No. 0004. Und besitzt das – gut funktionierende – Modell noch heute. Eine Ausnahme. Auch der hier gezeigte Prophet arbeitet tadellos. Mit Ser. No. 0167 ist er einer der letzten Revision 1 Propheten.
Vom Ex-Sequential-Team Wine Country liebevoll restauriert, läuft der Ur-Prophet wie am ersten Tag (oder wohl noch etwas besser). Markenzeichen der frühen Version sind der Power-Schalter an der Oberseite, das riesige (frei stehende) Prophet-5 Schild rückwärts, sowie das Stromkabel samt merkwürdigem „Memory Protect“ Schalter (RECORD) an der rechten Seite.
Einen Auto-Tune Schalter sucht man hier vergebens. Und zum Editieren von Sounds müssen erst die beiden „Preset“ Schalter im Modulations- und VCF-Bereich gedrückt werden. Auto-Tune gab es ab Revision 2, Instant-Editing ab Revision 3 …
Die Panel-Oberfläche ist glatt und seidenmatt glänzend, das Chassis – meist Koa-Holz – hat eine besonders elegante Maserung und wurde ausschließlich verleimt. Dieses Modell ist übrigens aus Walnuss-Holz, nicht Koa, Bemerkung am Rande.
Spätere Modelle des Prophet-5 verfügen über eine leicht körnige / raue Metalloberfläche und standardisiertes Walnuss-Gehäuse, das zudem – für bessere Bühnentauglichkeit – verschraubt wurde.
Im Inneren bestechen Revision 1 und Revision 2 durch eine Menge an blauen (später weißen) Trim / Tune Potentiometern.
Weiters fallen sie durch den optisch besonders markanten SSM2030 VCO auf, der einen Tempco-Widerstand huckepack hat (zur besseren Wärme-Regulierung). Stichwort Hitze und Stimm-Un-Stabilität – die große Herausforderung rund um alle Propheten der ersten Stunde …
Künstlerisch betrachtet verfügen Revision 1 / Revision 2 durch ihre SSM Bausteine über ein spezielles Klangspektrum. Musikalischer und „ergiebiger“ als die späteren CEM-Chips sind sowohl das SSM2040 Filter (vor allem dessen Resonanz und die unzähligen damit verbundenen Klangfarben bzw. Klangnuancen), sowie der SSM2050 ADSR Generator mit deutlich längeren Hüllkurvenzeiten. Der frühe Prophet-Sound hat eine enorme Bandbreite – von massiv bis seidenweich.
Susanne Ciani: „[…] the Prophet was incredible because it didn’t haug the space; it had a transparency, translucence and a shimmering quality. You know, the Moog was a big beefy sound that a lot of the rock people loved. The Buchla was not about sound really, it was about movement of sound. The Prophet had this exquisite translucent quality and it could be on a track without masking anything else.“
(Zitat aus: „The Prophet from Silicon Valley“, David Abernethy, page 32)
Ungeachtet der Besonderheiten früher Serien sind alle Prophet-5 Modelle herausragende Musikinstrumente. Zuverlässigere CEM-Chips, eine bessere Wärmeregulierung (Luftlöcher und Kühlkörper an der Rückseite) sowie ein perfektioniertes Platinen-Layout und Tuning-System machen Revision 3 natürlich zur solidesten Baureihe des Propheten.
Abschließend noch ein Überblick zu den einzelnen Prophet-5 Versionen. Im Januar 1978 erstmals vorgestellt, begann die Produktion im Mai desselben Jahres und wurde bis Ende 1984 fortgeführt.
Prophet-5 Rev. | Datum | Besonderheit | Ser. No. |
Revision 1 | Mai 1978 | SSM Chips, Power-Schalter am User-Panel, doppelter Anschluss für Voice Boards (10-Voice Version optional), separater Edit-Mode, separater Memory-Protect Schalter, keine Auto-Tune Funktion (allerdings per Software nachrüstbar), zahllose Trim-Potis im Inneren, 40 Speicherplätze, glatte Panel-Oberfläche, Koa-Holz. | 0001 – 0182 |
Revision 2 | Mai 1979 | SSM Chips, Power-Schalter an der Rückseite, separater Edit-Mode, erste Auto-Tune Funktion plus Tune-Button, große Anzahl an Trim-Potis bleiben bestehen, verbessertes Platinen-Layout, 40 Speicherplätze, glatte – später körnige – Panel-Oberfläche, Koa- oder Walnuss-Holz. | 0183 – 1300 |
Revision 3 | Mai 1980 (bis Ende 1984) | CEM Chips, Edit-Mode nun automatisch, Kassetten-Interface, A-440 Referenzton, nochmals verbessertes Platinen-Layout und Auto-Tune-System, Trim-Potis im Inneren werden deutlich reduziert, Luftlöcher und Kühlkörper an der Rückseite, körnige Panel-Oberfläche, Walnuss-Holz.
Später noch Analog / Digital Anschluss (für Remote Keyboard und Sequencer) sowie Erweiterung auf 120 Presets, MIDI-Nachrüstsätze. |
1301 – 6427 |
Link Testbericht:
Sequential Prophet-5 – Meilenstein und Musiklegende