Nachdem anno 1981 bis 1984 immerhin 10.000 Stück des Sequential Pro-One verkauft wurden, zudem das Instrument sehr zuverlässig und damit bis heute noch immer in hoher Stückzahl im Umlauf ist, wollen wir auf ein paar nützliche Gedanken, Modifikationen und Upgrades rund um diesen Synthesizer-Klassiker hinweisen.
Teil 1 der „Pro-One Upgrades“ Trilogie widmet sich einem ganz nahe liegenden Gedanken: Der Erweiterung des Instruments um Pitch-Bend / Mod-Wheel Buchsen …
Wie allseits bekannt, verfügt der Synthesizer über einen kleinen, aber sehr feinen Step-Sequencer und ebensolchen Arpeggiator. Beide dienen nicht nur dem Pro-One selbst – ihre Werte werden rückseitig über CV/Gate nach außen abgegeben (inklusive Glide-Funktion, wenn aktiviert). Und natürlich lassen sich die Sequenzen via Tastatur transponieren (ein alter Hut) – in Summe eignet sich der Pro-One jedenfalls so weit exzellent auch als Controller-Keyboard für andere CV/Gate Synthesizer.
Der kleine Hasenfuß: Weder Pitch-Bend- noch Modulations-Wheel-Werte werden übermittelt, womit die Nützlichkeit des Pro-One als Controller denn doch wieder etwas eingeschränkt bleibt. Was ist ein (Master)Keyboard ohne Wheels?
Für einen versierten Techniker ist es jedoch kein großes Problem, genau diesen Punkt umzusetzen: Pitch-Bender Out und Mod-Wheel Out zu implementieren. Das Gute daran ist die Tatsache, dass beim Mod-Wheel Ausgang die Summe (!) aller Modulationsmatrix-Steuerspannungen anliegt. Wer diesen Satz in seiner vollen Wucht verstanden hat, dürfte nun für einen Moment ehrfurchtsvoll innehalten.
Im Klartext: Nach erfolgter Modifikation stehen PITCH BENDER CV sowie folgende zusätzliche Controller-Spannungen zur Verfügung: FILTER ENVELOPE, OSCILLATOR B (mehrere Wellenformen, Frequenzbereich schaltbar Audio/Low) und der LFO (auch dieser mit mehreren Wellenformen). Alle Spannungen sind via WHEEL zu „performen“ oder DIRECT via ModMatrix bedienbar (womit das Mod-Wheel gedanklich weg fällt, die Steuerspannungen werden direkt am Matrix-Panel justiert).
In Summe erweitert dieses Dual-Wheel-CV-Paket die Flexibilität des Pro-One als Masterkeyboard doch um ein Vielfaches. So hat der Benutzer – wir wiederholen – nicht nur Tastatur, Sequencer, Arpeggiator und Glide zur Steuerung anderer analoger Synthesizer oder Modularsysteme zu Verfügung, sondern auch Pitch-Bender, eine Hüllkurve (VCF), einen Oszillator (B) und den LFO, die als Steuerspannungen nutzbar sind.
Dabei sorgt einerseits die Verfügbarkeit der CV-Spannungen für Freude, andererseits aber auch die Tatsache, dass alle Regler / Schalter des Pro-One MOD-MATRIX Panels mit all ihrer Flexibilität (Stichwort: Routing-Möglichkeiten!) zum Einsatz kommen dürfen – zudem mit oder ohne Verwendung des Mod-Wheels. Möglichkeiten und Performances der CV-Spannungen sind vielfältig, ihr Einsatz kann je nach Bedarf sehr feinfühlig oder dramatisch („krass“) vonstatten gehen.
Eine wohl dosierte Mischung aus Pro-One Oszillator und Pro-One LFO zur Modulation eines ARP 2600, Roland System-100M, Doepfer A-100, Roland SH-Synthesizers oder eines Korg Mono/Poly (VCF IN) gefällig? Schön regelbar von 0 (keine Modulation) bis 100 (extremer Effekt) via Mod-Wheel … während der Pro-One Sequencer zugleich den externen Synthesizer ansteuert …? (Wobei – nur als gedankliche Zugabe – LFO und Sequencer im gleichen Tempo laufen …).
Pitch-Bender und Mod-Wheel zu Steuerung eines MacBeth M5 (oder eines anderen Synthesizers) gefällig? Zur unabhängigen Steuerung der beiden Filter etwa, oder für die Oszillatoren, für die Pulsweiten, für manuelles VC Panning der beiden Haupt-VCAs? Die Möglichkeiten sind vielfältig und nach oben hin offen …
Wir gehen „nicht“ darauf ein, wie diese Modifikation umzusetzen ist, haben wir doch selbst nicht Hand angelegt. Ein erfahrener Techniker war es, der – mit einem schnellen Blick in den Schaltplan – sofort die beiden Punkte für PitchBend-CV und ModMatrix-CV entdeckt hat, die sodann abgegriffen und mittels Buchsen nach außen geführt wurden.
Die Anregung dazu sollte jedenfalls zählen. Immerhin eignet sich ein Pro-One mit „diesen“ Möglichkeiten hervorragend als universales Master/Controller-Keyboard im analogen Synthesizer-Studio. Zusätzlich zu seinem ohnedies bemerkenswerten Klang, der „für sich“ oder aber parallel zum extern gesteuerten Synthesizer genützt werden kann – inklusive aller in Parallelität stattfindenden Performances/Controller-Bewegungen.
Sollte nun schließlich die Frage auftauchen, woher der abgebildete Pro-One sein Holzgehäuse hat: Synthwood ist das Zauberwort. Von dem wir allerdings nicht wissen, ob besagtes Unternehmen noch aktiv ist. Immerhin datiert die Firmen-Website auf das Jahr 2013.
Allerdings finden sich dort Kontaktmöglichkeiten – durchaus möglich, dass ein Custom Sequential Circuits Pro One Conversion Kit auf Anfrage noch erhältlich ist.
Sehr ähnlich – und dem Design des originalen Plastik-Gehäuses noch deutlicher verpflichtet – sind die Pro-One Holzrahmen des englischen Herstellers MINT CASE. Dieses aktuell (Frühjahr 2021) auf reverb.com erhältliche Holchassis besticht durch das edle Holz (American Walnut) und durch seine optische Eleganz.
In Teil 2 und Teil 3 der Trilogie folgen weitere Hinweise rund um (alternative) Upgrades zu Holz-Seitenteilen, sowie zu CPU / MIDI / Tastatur / Potikappen Modifikationen. Auch auf eine mögliche Stabilisierung der Potis und der Buchsen wird näher eingegangen …
Weiter zu Teil 2 der Trilogie …
Sequential Pro-One –
Modifikationen und Upgrades (Teil 1)
Pitchbend / ModWheel Upgrade
Synthwood Upgrade
Links:
Sequential Pro-One – Modifikationen und Upgrades Teil 1
Sequential Pro-One – Modifikationen und Upgrades Teil 2
Sequential Pro-One – Modifikationen und Upgrades Teil 3
Testbericht:
Sequential Pro-One – der beste Vintage Monophone?