Paolo Groppioni – Entwickler der GRP Synthesizer

Die Fertigstellung der ersten GRP A4 Serie dürfte ein idealer Zeitpunkt sein, etwas mehr über Paolo Groppioni und den Werdegang von GRP in Erfahrung zu bringen. Wir haben den römischen Techniker daher zu einem kleinen Interview gebeten.

GRP Synthesizer

Paolo Groppioni bei Auslieferung einiger GRP A4 Synthesizer im Herbst 2012.

GS: Hallo Herr Groppioni. Können Sie uns zunächst ein paar allgemeine Dinge über GRP erzählen. Seit wann gibt es das Unternehmen, wo befindet sich die Firma, welche Instrumente wurden bzw. werden gebaut?

Paolo Groppioni: GRP wurde im Jahre 2009 in Rom gegründet, zeitgleich mit dem Bau des großen GRP A8. Ich habe zwar schon vorher einige Synthesizer gebaut, wie den GRP A3 und den GRP A6, doch waren dies reine Prototypen. Sie wurden aus Freude am Instrumentenbau verwirklicht … und natürich wollte ich sie selbst spielen. Im Moment bin ich gerade mit dem Bau der GRP A4 Serie beschäftigt. Ende Oktober sind alle Exemplare fertig gestellt, die Serie von 50 Stück ist komplett ausverkauft.

GRP Synthesizer

2007: Der zweite GRP Synthesizer – der A3 – ist fertig gestellt.

GRP Synthesizer

Präsentation des A3 in der Öffentlichkeit.

GRP Synthesizer

Paolo Groppioni mit Synthesizer-Familie: GRP A3, A6, A8.

GS: Ihr erstes Seriengerät war der GRP A8. Hat das Instrument Ihren Erwartungen entsprochen, sind Sie mit dem Ergebnis der Produktion zufrieden?

Paolo Groppioni: Doch, betreffend dem A8 bin ich sehr zufrieden. Ziel des Instruments war es, einen Analogsynthesizer zu bauen, der die flexiblen Möglichkeiten eines großen Modularsystems bietet, der zugleich jedoch deutlich benutzerfreundlicher in der Programmierung sein soll. Daher wurden interne Verdrahtungen vorgenommen und das Prinzip der Steckfelder durch Mehrfachschalter ersetzt. Die Klangqualität ist sehr hoch und die Flexibilität reicht zu einem großen Teil an ein Modularsystem heran … zugleich ist  man in der Klanggestaltung aber auch sehr schnell, das ist das Gute.

GRP Synthesizer

2008 erstmals vorgestellt, wurde der ursprüngliche A8 nochmals stark überarbeitet.

GRP Synthesizer

Nachdenkliche Blicke ob der Größe des A8 Synthesizers.

GRP Synthesizer

Ein atem(be)raubendes Instrument.

GS: Im Moment werden gerade die letzten Exemplare der ersten GRP A4 Serie fertig gestellt. Welche Unterschiede bzw. Fortschritte sehen Sie gegenüber dem GRP A8? Gibt es auch Nachteile?

Paolo Groppioni: Der A4 wurde in Anlehnung an den A8 gebaut. Er sollte günstiger sein, sollte zugleich aber über die Klangqualität des großen A8 verfügen. Mehr noch, er sollte sogar ein paar Extras bekommen. Hervorzuheben ist das Distortion bei beiden Filtern, die Loop Funktion beider Hüllkurven, die Möglichkeit der Spannungsinvertierung bei allen Modulationsvorgängen, der externe Audio-Eingang … all diese Dinge machen den kleinen A4 um ein Stück vielseitiger und ja, umfassender, als der große GRP A8.

Der große Bolide bietet hingegen eigene Vorteile. So ist er zweistimmig polyphon, denn immerhin besteht der A8 aus zwei komplett eigenständigen Synthesizern. Und dann wären da noch die beiden Festfilterbänke zu nennen. Eine Besonderheit, die im A4 nicht fortgeführt wurde. Das Gesamtkonzept des A8 macht dieses Instrument für mich immer noch zum Top-Synthesizer der GRP Serie.

GRP Synthesizer

Der GRP A4 Prototyp in guter Gesellschaft. Foto (c) Enrico Cosimi.

GRP Synthesizer

Oktober 2012: Alle bisher gebauten GRP Synthesizer: A3, A4, A6, und A8.

GRP Synthesizer

GRP A4

GS: Viele Musiker sind speziell vom GRP Sequenzer extrem begeistert. Ist es geplant den Sequenzer als eigenständiges Gerät auf den Markt zu bringen?

Paolo Groppioni: Ja, der Sequenzer wird als eigenständiges Gerät folgen. Viele Leute fragen danach und ich denke, dass wir 2013 Zeit haben werden, ein Konzept für den Stand-Alone Sequenzer auszuarbeiten. Die Frage ist, ob es ein 5HE Modul für Moog / COTK / Synthesizer.com Systeme werden soll … oder ein eigenständiges Gerät mit eigener Stromversorgung. Die Stand-Alone Variante wird es wohl werden, nehme ich an.

GRP Synthesizer

Der Sequenzer des A4 …

GRP Synthesizer

… und der des A8. Möglicherweise gibt es eine Stand-Alone Variante davon in Zukunft.

GRP Synthesizer

Enrico Cosimi (Mitte) hat viele der Ideen zum A8 und speziell zum Sequenzer beigetragen.

GS: Gibt es weitere Instrumente, die in Planung sind? Ein A16 beispielsweise?

Paolo Groppioni: Ein größeres Instrument als der A8? Das ist wohl ein Scherz, nein, natürlich nicht.

GS: Kurz zu Ihrer Person. Was machen Sie beruflich, sind sie verheiratet, haben Sie Kinder?

Mein Hauptberuf ist „nicht“ der Bau von Synthesizern. Ich bin Angestellter eines großen Italienischen Unternehmens, dort arbeite ich als Daten-Center Manager. Verheiratet bin ich mit einer wunderbaren (und sehr geduldigen!) Frau … und wir haben einen Sohn, Alessandro, er spielt übrigens sehr gut Klavier. Sein Name ist in der A-Serie verewigt … A3, A4, A6, A8 …

GRP Synthesizer

Der fertige A8 wurde 2009 erstmals vorgestellt.

GRP Synthesizer

Enrico Cosimi demonstriert das Instrument …

GRP Synthesizer

GRP A8 Workshop im Jahre 2011.

GS: Machen Sie selbst Musik? Haben Sie ein Studio oder konzentrieren Sie sich vor allem auf die Technik, also auf die Herstellung von Synthesizern?

Paolo Groppioni: Ich würde mich selbst nicht als Musiker bezeichnen. Ich spielte schon immer in Bands (und tue das heute noch), doch ich bin Autodidakt, habe das nie professionell gelernt. Grundlegend bin ich auch in erster Linie von den Instrumenten selbst begeistert und messe sie nicht daran, was ich mit meiner musikalischen Performance da heraushole. Die Elektronik hat mich schon als Kind fasziniert, keine Frage. Die Technik steht da schon irgendwie im Vordergrund. Jedenfalls: Die Kombination von Elektronik und musikalischer Performance, das hat in mir die Idee geweckt, Synthesizer zu bauen … um sie auf der Bühne zu verwenden.

GRP Synthesizer

Der 2006 gefertigte A6 ist Paolo Groppionis erstes Synthesizerprojekt.

GRP Synthesizer

Die GRP Familie beim Synthesizer Treffen in München 2010.

GRP Synthesizer

Der GRP A8 beim Synthesizer Treffen in Kufstein 2008.

GS: Die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung ist nicht sehr beruhigend. Das spürt man auch im Bereich der Musikelektronik. Glauben Sie, dass die Herstellung großer Hardware-Synthesizer in Zukunft schwieriger wird?

Paolo Groppioni: Klar, die allgemeine Wirtschaftslage ist für keinen Sektor wirklich angenehm. Dennoch denke ich positiv und glaube, dass gerade Nischen wie der Bau von Hardware-Synthesizern nicht so sehr darunter leiden. Hier ist ein kleines Unternehmen eben dann doch wieder von Vorteil …

GS: Italien zählt – neben Japan, den USA, Deutschland und einigen nordischen Ländern – zu den innovativsten Herstellern elektronischer Musikinstrumente. Elka, Crumar, Farfisa, GeneralMusic wären da in der Vergangenheit zu nennen … Woran kann es liegen, dass diese Unternehmen trotz hochwertiger Produkte nicht bestehen bleiben konnten? Haben Sie eine mögliche Erklärung dafür?

Paolo Groppioni: Die italienische Realwirtschaft kann nicht unbedingt mit der von Japan oder den USA verglichen werden. Vor allem aber benötigt es vom Staat Unterstützung und Geld für die Forschung … sonst ist man da hinterher, keine Frage.

GRP Synthesizer

Im Frühjahr 2012 ist der Prototyp des A4 fertig gestellt.

GRP A4 Workshop, Oktober 2012.

GRP A4 Workshop, Oktober 2012.

GRP A4, Foto (c) Peter Mahr.

GRP A4

GS: Abschließend noch: Gibt es Dinge, die Sie sich für GRP und/oder für den Bereich der Musikelektronik wünschen würden?

Paolo Groppioni: Doch. Ich spreche hiermit mein eigenes Land an. Es wäre schön, wenn elektronische Musik in Italien einen größeren Stellenwert hätte. Es sollte mehr Interesse geweckt werden … durch Seminare und Konzert etwa. Nicht nur durch Eigeninitiativen einiger Enthusiasten im privaten Rahmen. Mehr öffentliches Interesse wäre eine große Hilfe … vor allem für kleine und spezialisierte Unternehmen rund um den Bau von elektronischen Instrumenten.

GS: Herr Groppioni – vielen Dank für Ihre Zeit. Wir sind schon gespannt auf weitere Produkte von GRP.

Kategorie 2012, Interviews

“Es genügt, einen Ton schön zu spielen” sagte der Komponist Arvo Pärt im Jahre 2005. Diese Aussage ist ebenso einfach wie ich auch exzellent: Es braucht kein Meer an Tönen, denn entscheidend ist der Klang. Dass so mancher Vintage-Synthesizer der 70er und 80er Jahre teils unerreicht hochwertige Klänge liefert, steht außer Frage. Doch tatsächlich leben wir “heute” in einer nahezu perfekten Zeit. Einerseits hat man – mehr oder weniger – noch Zugriff auf die Vintage Analogen, andererseits wird auch bei Neugeräten die wichtige Komponente des hochwertigen Klanges wieder zunehmend berücksichtigt. Doepfer, Cwejman, Synthesizers.com, MacBeth, Moog, GRP, Studio Electronics, COTK, John Bowen und andere Hersteller bauen hervorragende Synthesizer, die den “Klassikern” in nichts nachstehen. All diesen (alten wie neuen) “großartigen” Instrumenten ist Great Synthesizers gewidmet. _________________________________________________________ In 2005 composer Arvo Pärt said: “Playing one tone really well is enough”. In other words, it is sufficient to play one tone 'beautifully'. I agree with that. All musical efforts are focused on the sound itself. Although I studied classical music (piano and drums), it’s the electronic sound that inspires me. Synthesizers are the epitome of new sounds and exciting tonal spheres. Today, many companies produce high-quality - excellent! - synthesizers: Doepfer, Cwejman, MacBeth, Moog, GRP, Synthesizers.com, COTK, Studio Electronics, John Bowen and others. It's their products I'm really interested in ... apart from Vintage Synthesizers, which I have been collecting for 20 years. Subsequent to our former websites Bluesynths and Blogasys, Peter Mahr and I have now created GreatSynthesizers. We hope you like it.