Eines der besten Synthesizer Bücher aller Zeiten. Mark Vails „Vintage Synthesizers“ wurde erstmals 1993 veröffentlicht. Im Jahre 2000 folgte jene erweiterte Neuauflage, die hier vorgestellt und nach wie vor (z.B. bei Amazon) angeboten wird. Genau genommen ist das Buch ein Sammelwerk von verschiedenen Autoren – neben Mark Vail noch Bob Moog, Ted Greenwald, Jeff Burger und andere.
„Vintage Synthesizers“ beinhaltet eine Fülle an Bildmaterial (Farbfotos zu Beginn, gefolgt von Schwarzweiss-Bildern im eigentlichen Inhaltsbereich), Statistiken und Hintergrundinformationen zu den bedeutendsten Entwicklungen (und Entwicklern bzw. Musikern) der Synthesizer-Geschichte. Eine wahre Fundgrube an Fakten und Details.
Besonders spannend ist, dass Bob Moog nicht nur ein eigenes Kapitel über den Minimoog, sondern auch über das SEM Modul und den ARP-2600 (!) beisteuerte.
Nun, der Schwerpunkt des Buches – es wurde vom US-Magazin „Keyboard“ initiiert – liegt naturgemäß beim nordamerikanischen Markt. „Chroma – The Synth That Survived ARP’s Fall“ ist nur eines der sehr exzellenten Kapitel, das viel Hintergrund-Material liefert und äußerst spannend zu lesen ist. Doch keine Sorge, mit dem Abschnitt „European Synths“ ist auch dem „alten Kontinent“ ein eigenes, umfangreiches Kapitel gewidmet (EMS, RSF, Elka, Crumar, PPG, Waldorf, EDP, OSC, Spectral Audio, Clavia, …).
Einige der genannten Informationen bzw. aufgezeigten Statistiken sind in manchen Details nicht ganz korrekt (so wurden – auch zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung 1993 – deutlich mehr als die genannten 850 EMS Synthi AKS gebaut, nur als Beispiel), doch ist es dennoch interessant zu erfahren, dass vom Polyfusion ganze 150 Modular-Systeme hergestellt wurden (sofern diese Zahl korrekt ist, was zugegeben auch etwas zu bezweifeln bleibt, da diese Zahl bereits in etwa an jene der Moog-Systeme heranreicht).
Auch die von Mark Vail angegebenen Gebrauchtmarktpreise zu den einzelnen Instrumenten verleiten heute zuweilen zum Schmunzeln (oder zum Staunen), dürften sie doch das Preisniveau der späten 80er Jahre widerspiegeln. Ein Yamaha CS-80 für „zwischen 1000 und 2000 USD“ wird jedenfalls zu keinem Zeitpunkt nach 1993 realistisch gewesen sein. Doch solche Details tun dem enorm wertvollen allgemeinen Informationsgehalt dieses Buches keinen Abbruch. Auch die eingebetteten Interviews bereichern „Vintage Synthesizers“ enorm und machen es wohl in der Tat zu einer echten Pflichtlektüre unter Elektronik-Liebhabern.
Viele der angeführten Grafiken sind kleine Kunstwerke. So ist jene schöne Chronologie der Vor-MIDI-Synthesizer von Korg (1968 – „first experimental synthesizer“ bis 1982 – „Poly 61“) gerade in Zeiten den MS-20 MINI von großem Interesse und erleichtert die Orientierung zum Werdegang des betreffenden Unternehmens. Auch die Chronologie der Roland Rhythm Machines (mit Querverbindung zu BOSS) ist äußerst gelungen. Wobei den Großen der Synth-Geschichte (ARP, Oberheim, Moog, Sequential, Kort, Yamaha, Roland) ohnehin ein jeweils eigenes – und sehr ausführliches – Kapitel gewidmet ist.
Kurz, diese 342 Seiten „Vintage Synthesizers“ sind geballte Informationen für alle Synthesizer-Freunde. Voll gespickt mit interessanten Details, exzellenten Bildern, interessanten Statistiken bzw. Grafiken, wissenswerten Erfahrungsberichten, Interviews und vielem mehr. Dieses Buch ist keineswegs alt, sondern in Zeiten von Neuauflagen vieler klassischer Synthesizer aktueller denn je …
Sehr empfehlenswert.
Link zu Amazon: www.amazon.com/Vintage-Synthesizers-Pioneering-Groundbreaking-Instruments/dp/0879306033
Link zu Mark Vail: http://markvail.com
Interessant finde ich nur die Zuordnung der analogen Roland synthesizer ganz hinten im „miscellaneous“-Abschnitt, den drum-machines zugeordnet, nach Kapitel 4 (digital synths & samplers) und den elektromechanischen Instrumenten in Kapitel 5 (Mellotron, E-Pianos und Orgeln und Clavinets).
Gabs da wenig Info zu Roland oder war die Firma bei der Entstehung des Buches nicht kommunikativ genug und wurde auf die letzte Reihe verwiesen…?
Für den aufgerufenen Preis ein Schnapp. Die zahlreichen S/W-Fotos sind leider nur von mäßiger Qualität. Die gelungenen Farbbilder im Mittelteil entschädigt da etwas.
Ja, die schönen Roland Synthesizer als „Anhängsel“ der Drum Computer CR-78 & Co. Interessant :o)
Hallo Frank. Ich glaube du meinst da eher das Buch „The A-Z Of Analogue Synthesisers“ von Peter Forrest. Dort sind die Farbbilder in der Mitte und ja, die S/W Bilder sind durch die Bank zu dunkel (und/oder zu klein). Mark Vail hat in „Vintage Synthesizers“ seinen Farbbild-Block am Anfang, zudem sind so ziemlich alle Fotos „relativ“ gut gemacht. S/W Bilder sind ja immer sehr heikel, aber hier sind sie „ok“ …