Nun, PPG Wave Instrumente haben Geschichte geschrieben, das ist nicht neu. Und doch erstaunt es immer wieder, wie sehr diese Synthesizer musikalische Höhenflüge und technische Abstürze gleichermaßen in sich vereinen. Ein Phänomen, das in dieser extremen Ambivalenz kein zweites Mal zu finden ist.
Noch heute zählen PPG Wave 2.0 / 2.2 / 2.3 zu den allergrößten Meilensteinen der elektronischen Musikgeschichte. Und noch heute ist ihr Klangcharakter inspirierend, ihre Klangtiefe unerreicht voluminös.
Anbei einige Bilder und Klangbeispiele eines PPG Wave 2.2 …
hat viel „Magie“ im Klang… digital & analog in Harmonie :)
und… wie ist das mit den ‚technischen Abstürzen‘ gemeint..? Unzuverlässig oder technisch ‚überholt‘?
… hallo Hans. Die Abstürze oder technischen Unausgereiftheiten gelten in vielerlei Hinsicht. Der PPG Wave kann sich selbst ins „Aus“ schießen, so schreiben andere PPG User. Dann muss man eben neu starten, was kein großes Problem ist. Betreffend Bewegung / Verschieben im Studio etc. dürften manche Modelle sehr empfindlich sein, das schreibt z.B. Marko Ettlich aus seiner Erfahrung. Ich kenne einen Erstkäufer eines PPG Wave 2.2 aus den 80er Jahren, dessen Instrument tatsächlich „nie“ richtig funktioniert hat, auch nach Gesamt-Service bei Virtual Music macht es im Moment schon wieder Zicken. Meine Erfahrung: Die Bedienung / Programmierung ist insgesamt eine Herausforderung (enorm viele Kürzel wie SW, MW, BD oder TL … z.B. für Touch-Sensor auf Loudness, gut, es gibt kleine Merk-Hilfen am Panel angedruckt). Weiters: Viele Details sind „theoretisch“ interessant, aber gehen in der Praxis nicht wie gewünscht. Beispiel Pitch Bender. Man kann in Zahlenwerten die Intervalle einstellen, aber tatsächlich „stimmen“ die Intervalle dann nicht. Der LFO schwingt immer unregelmäßig (was gewissermaßen schon wieder schön sein kann). Das externe Triggern (analog via TRIG IN) funktioniert nicht, die Benützung von Arpeggiator und Sequenzer ist kein Kinderspiel (und bringt meinen Wave zum Abstürzen, wenn ich falsche Zahlen eingebe), externe Synchronisation ist keine Selbstverständlichkeit. Die originale Tastatur ist hart und unregelmäßig, etc.
Dennoch gibt es viel Positives. Die Filter (mit dieser sagenhaften Resonanz) und VCAs sind erste Klasse. Das Stereo-Klangbild (8 Stimmen schön verteilt, abwechselnd R und L) ist hervorragend und lässt sich von MONO auf STEREO fließend überblenden (siehe „Organ“ Klangbeispiel), es gibt Einzel-Stimmenouts, MIDI funktioniert perfekt, der Wave reagiert wunderbar auf Velocity … und letztlich ist der Klang einfach eine völlige Welt für sich. Eben diese Magie, von der du sprichst, eine digitale Klarheit bei gleichzeitiger analoger Wärme und enormer Dynamik (wo die meisten Digitalen definitiv „flach“ werden, auch die Waldorf Instrumente). Von daher „ist“ ein PPG Wave immer zu empfehlen, sofern man ihm seine Eigenheiten zugesteht und damit klar kommt, dass in etwa 90 Prozent seiner Funktionen das tun, was sie tun sollen und damit das Maximum erreicht ist, was ein solches Instrument zu leisten imstande ist. Virtual Music (bzw. Hermann Seib) haben das Betriebssystem auf inzwischen V8.3 erweitert, das hat den Wave nochmals stabiler und flexibler gemacht (Sequ/Arp Verbesserungen, Sounds MIDI Dump, beschleunigte MIDI-Verarbeitung, etc.). Auch die Nachrüstung der 2.2er Instrumente mit einer beleuchteten Folie lohnt sich, sieht gut aus und erleichtert das Arbeiten. Schließlich kann man sogar noch eine neue Fatar Tastatur reinbauen lassen (bei diversen Anbietern). Wobei das kein „Muss“ ist …