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GRP A8 – analoger Studio Synthesizer

„Wir beginnen ganz groß“ müssen wohl die Worte von Groppioni Paolo (GrP) gewesen sein, als er mir im Frühjahr 2008 den Entwurf zum A8 präsentierte – dem ersten Seriengerät der noblen Instrumentenschmiede GRP aus Rom, Italien.

Der riesige Papierstreifen hatte am Wohnzimmertisch kaum Platz und musste – ob seines Willens, sich wieder zusammen zu rollen – heftig gebändigt werden. Mit einer Breite von 127 Zentimeter und einer Höhe von 67 Zentimeter ist der A8 in der Tat einer der größten je hergestellten Synthesizer der Geschichte.

Gebaut wurde der A8 22* Mal und ist seit 2010 in Studios in Deutschland, Österreich, in der Schweiz, in Frankreich, Italien, Belgien und in den USA zu finden. Ein Exemplar ging nach Australien, nicht zu vergessen.

[* Nach Produktionsende hat Paolo Groppioni noch einen A8 für sich selbst gebaut. Es existieren also in Summe 23 Instrumente.]

GRP A8 – der erste Entwurf

Neben seiner beeindruckenden Größe ist es jedoch in erster Linie das Konzept, welches den GRP A8 zu einem Meilenstein in der Synthesizer-Welt macht. Während sich viele moderne Analogsynthesizer nach wie vor an klassischen Vorbildern orientieren, was grundsätzlich auch keineswegs verkehrt ist, geht GRP seine eigenen Wege. Ausgezeichnete Klangeigenschaften, umfassende Sound-Design-Möglichkeiten, flexible Performance mit Velocity / Aftertouch sowie die Verknüpfung mit MIDI und CV/Gate werden in GRP Synthesizern einzigartig verbunden.

Einzigartig dahingehend, als die klanglichen Möglichkeiten eines Modularsystems zu 90% erreicht werden (ohne der Notwendigkeit eines einzigen Patch-Kabels) und die Performance dank der Vorverdrahtung, des genialen GRP-Sequenzers und der vielfältigen Synchronisationsmöglichkeiten sogar weit über die Spielmöglichkeiten jedes bekannten Analogsynthesizers hinausgehen.

GRP A8 – edle Hardware

Aufbau des GRP A8

Das Instrument ist ein duophoner Studio-Synthesizer, der aus zwei identischen, analogen Klangeinheiten besteht.

Das Instrument verfügt über:

Besonderheiten

Es sind verschiedene Aspekte, die den GRP A8 „besonders“ machen. Zunächst ist es das schon angedeutete

GRP Konzept

selbst. Anstelle beliebig zusammenfügbarer Module sind Auswahl und Anzahl der Elemente von Werk aus (in großem Umfang) vorgegeben. Statt Patchkabel kommen Mehrfach-Schalter zum Einsatz, die das Zuweisen der umfangreichen Modulationsquellen erlauben.

Konzept: Mehrfachschalter statt Patchpunkte

Dadurch bleibt der GRP A8 sehr übersichtlich, bietet aber dennoch – ähnlich einem „richtigen“ Modularsystem – enorme klangliche Möglichkeiten. Der A8 lässt sich als monophones Instrument mit 6 VCOs oder als duophoner Synthesizer mit je 3 VCOs einsetzen. „Upper“ und „Lower“ können beliebig und unabhängig über MIDI (separater MIDI Kanal für beide Seiten anwählbar), CV/Gate oder dem integrierten Sequenzer gesteuert werden. Weiters ist die

Synchronisation

der „rhythmischen“ Komponenten sehr schnell (und effektiv) umsetzbar. So lassen sich z.B. die LFOs zum Sequenzer clocken, derselbige wiederum über MIDI synchronisiert wird. Auch Sample/Hold und Auto-Pan lassen sich an das Timing anpassen, nur der dritte (globale) LFO ist nicht synchronisierbar. Die

Filterabteilungen

sind in der vorliegenden Art einmalig. Es stehen – für beide Synthesizer-Einheiten – jeweils ein 24dB LowPass Filter und ein 12dB MultiMode Filter (HP, BP, LP und Notch) zur Verfügung. Dem nicht genug: Jedes Filter verfügt natürlich über eigenständige Modulationsmöglichkeiten und kann nur für sich oder aber in Kombination zum anderen Filter (seriell bzw. parallel) genützt werden. Das steigert die klanglichen Möglichkeiten um ein Vielfaches. Schließlich gibt es noch pro Sektion eine Festfilterbank, die der doppelten Filter-Abteilung nachgeschaltet ist und für weitere Feinheiten im Klangbild sorgt.

2x 24dB LowPass Filter und 2x 12dB MultiMode Filter (LP, BP, HP, Notch)

Ebenso ungewöhnlich wie die umfangreichen Filter-Abteilungen sind die

VC LFOs

Die beiden voltage controlled LFOs (1/2) bieten einen weiten Frequenzumfang und gehen bis über 2 kHz! Das ist für eine flexible Klänggestaltung unerlässlich wichtig. Zudem lassen sie sich in ihrer Geschwindigkeit wie in der Intensität modulieren. Zu letzterem Zweck haben sie jeweils eine eigene Hüllkurve, mit der sich das „Shaping“ (die Intensität der Modulation) zeitlich steuern lässt. Statische Modulationen gehören somit der Vergangenheit an. Die LFOs können zum Sequenzer, zu Sample & Hold oder via MIDI getaktet werden, oder aber umgekehrt als Clock für Sequenzer oder Sample & Hold dienen. Dabei lässt sich das Clock-Verhältnis in einem weiten Bereich festlegen (z.B. kann pro LFO-Schwingung der Sequenzer exakt einmal 8 Steps abspielen, etc.). Natürlich lassen sich die LFOs für OSC FM und Filter FM bestens einsetzen, wobei der große Frequenzbereich  „gewöhnliche“ bis stark experimentelle Klänge erlaubt.

Oszillatoren und Sub-Oszillatoren

Als Klangbasis stehen satte 6 VCOs und zugehörig 6 Sub-Oszillatoren (!) zur Verfügung (3 VCOs und 3 Sub-Oszillatoren pro Synthesizer-Einheit). Das sollte „genügen“! Der Tonumfang jedes Oszillators reicht von 64’ bis 2’, punkto Wellenformen sind neben den Klassikern Sinus, Dreieck, Sägezahn, Puls auch die Misch-Wellenformen Dreieck-Sägezahn und Sägezahn-Puls geboten. PWM kann durch 11 (!) Modulationsquellen erfolgen, ebenso wie FM-Bus 1. Hier lässt sich jeder VCO (unter anderem) durch die jeweils anderen 5 VCOs frequenzmodulieren (= Cross-Modulation). Der FM-Bus 2 begnügt sich mit der Wahlmöglichkeit zwischen LFO 1 bzw. LFO 2. Die VCOs lassen sich natürlich zueinander synchronisieren und werden – zusammen mit Ring-Modulation und Noise – in zwei Audio-Mixern individuell gemischt.

Der A8 bietet 6 VCOs und 6 Sub-Oszillatoren

MIDI und (externe) Sequenzer

eröffnen der rein analogen Klangerzeugung völlig neue Welten. Das Instrument empfängt Note, Pitchbend, Wheel, Velocity, Aftertouch und Clock Informationen. Anschlagdynamik und Aftertouch lassen sich z.B. auf die 4 Filter völlig frei (mit individuell einstellbarem Wert) zuweisen. Eine spezielle (und definitiv elegante) Trigger-Möglichkeit von LFO 1/2 sowie S/H und dem Sequenzer ist GATE. Mit GATE werden alle via MIDI eintreffenden Noten als „Clock“ gewertet. Ob man nun live am Keyboard spielt, einen externen Software-Sequenzer als Haupt-Taktgeber verwendet oder z.B. den alten Hardware-Sequenzer des Elka Synthex (der definitiv „nicht“ MIDI Clock senden kann) abgreift: Der GRP A8 übernimmt einfach jegliche eintreffende Note bzw. GATE Information und lässt diese als Clock gelten. Dies hat nun den Vorteil, dass man auf keine „echte“ MIDI Clock angewiesen ist, was jene Musiker freuen dürfte, die im Studio zuweilen gerne den Computer ausgeschaltet lassen und lieber spontan Musik machen (mit synchronisierten Klangerzeugern, wohlgemerkt).

Ausschnitt des A8 Sequenzers

Interner Step-Sequenzer

Er ist ein Juwel: Der interne Sequenzer bietet 2×8 oder 1×16 Schritte und dient als CV- und Trigger-Sequenzer. Pausen bzw. rhythmische Strukturen lassen sich ebenso programmieren (und dem UPPER bzw. LOWER Synthesizer individuell zuweisen) wie sich jede Sequenzer-Spur (bei Bedarf) in 12 Halbtonschritte quantisieren lässt (was schnelle, harmonisch „korrekte“ Ergebnisse erlaubt). Laufrichtungen gibt es unzählige verschiedene und sogar mathematische Formeln sind anwählbar, um „automatische Rhythmen mit Wiederholungsmuster“ abzuspielen. MIDI Clock, MIDI GATE, eine ext. analoge CLOCK oder LFO 1/2 können zur Triggerung des Sequenzers dienen, ja sogar die beiden Spuren lassen sich analog abgreifen (CV/Gate) und zur Ansteuerung weiterer Synthesizer verwenden. 

… es gibt zwei frei zuweisbare CV- und Gate-Spuren

Klang und Performance des GRP A8

Das Klangrepertoire des Instruments lässt praktisch keine Wünsche offen. Ob weiche Lead-/Bläserriffs à la Sequential oder Oberheim, bauchig-voluminöse Bässe à la Moog, Experimentelles à la ARP-2600 … es müssten schon ein oder zwei Jahrzehnte intensiver Klangforschung verstreichen, ehe man an die Grenzen des A8 stößt. Das wirklich Besondere ist allerdings der Umstand, dass man ZWEI Synthesizer und damit zwei völlig unabhängige Systeme zur Verfügung hat. Dieses Konzept erweitert die klanglichen Möglichkeiten, die sich „live“ – sozusagen aus der spontanen, musikalischen Entwicklung heraus – ergeben, um ein Vielfaches. Während der UPPER Synthesizer vom Sequenzer getriggert wird, spielt man das Solo am LOWER Synthesizer via Keyboard dazu. Natürlich transponiert der Sequenzer seine Melodie automatisch mit, sodass Sequenzer- und Solo-Spiel immer exakt passen. Das ist „eine“ der unzähligen Möglichkeiten.

Mit zwei Synthesizern im Paket, deren Steuerung und Synchronisation individuell über Sample/Hold, Sequenzer, MIDI (live oder via Computer) bzw. CV/Gate möglich ist, ist die musikalische Performance so vielseitig bzw. ausgereift wie bei keinem anderen analogen Synthesizer.

CV/Gate- und Audio-Anschlüsse des GRP A8 (Vorderseite)

Viel Licht, etwas Schatten

Der GRP A8 ist in vielerlei Hinsicht sehr beeindruckend, doch vier Punkte gibt es zur Kritik.

Erstens kann Velocity / Aftertouch nicht als Modulationsquelle für die VCOs genützt werden. Stattdessen sind ganze 5 der 11 verfügbaren FM-Modulationsquellen den jeweils anderen VCOs zugeteilt, was ich – aller Crossmodulation in Ehren – doch etwas „zu“ luxuriös finde. Eine Auswahl von 3 VCOs als quasi „hochfrequente LFOs“ bzw. zwecks Crossmodulation hätte genügt, dafür wäre der Zusatz von Velocity und Aftertouch musikalisch wichtiger gewesen.

Zweitens sind die (meisten) Regler für Modulationsquellen nicht bi-polar. Zwar erlaubt der vorhandene, weite Regelbereich von 0-10 sehr nuancierte Einstellungen (so das Argument von GRP), doch mit -5 bis +5 könnte man z.B. mit nur einem einzigen LFO elegante gegengleiche (Stereo-) Modulationen für „Upper“ und „Lower“ erzielen (… es gibt hierfür zwar kleine Tricks, aber dennoch).

Drittens lassen sich die Eingangslautstärken der jeweiligen 24dB- bzw. 12dB-Filter nicht regeln. Das kann nun speziell im parallelen VCF-Betrieb heikel werden, da die Filter naturgemäß sehr unterschiedlichen Charakter haben und die Eingangslautstärken – vom Mixer kommend – nicht selten individuell geregelt werden müssten.

Viertens gibt der Sequenzer zwar seine Spuren nach außen ab (CV/Gate Output für beide Reihen), doch ignoriert er eingehende MIDI-Tonhöhen. Im Klartext: Eine Transponierung der Sequenzen (via MIDI) wird nicht nach außen weitergeleitet, der A8 gibt stattdessen „nur“ die CV-Werte des Sequenzers aus. Intern funktioniert das Transponieren – die Mischung von MIDI-Noten und Sequenzer-Daten – automatisch, sie „passiert“ ja genau genommen nicht im Sequenzer, sondern bei den Oszillatoren. Darin liegt auch die Ursache, warum Transpose-Daten nicht via (Sequenzer) CV ausgegeben werden: Sie liegt in der konzeptionellen Trennung von Sequenzer-Einheit und MIDI-Interface. Eine „Mischung“ der Daten ist – für den Sequenzer alleine – nicht möglich, er kommt – außer bei Synchronisation zur MIDI-Clock – mit MIDI gar nicht in Berührung. Im neuen GRP A4 wird diese nicht ganz ideale Situation der „CV-Ausgabe ohne Transpose“ durch Zugabe eine „Transpose“ Buchse für den Sequenzer gelöst (samt CV-Out vom MIDI-Interface kommend). Mit einem Patchkabel ist bei A4 also auch die Ausgabe von transponierten Sequenzen an externe Synthesizer möglich.

Die beiden VU-Meter für den UPPER bzw. LOWER Synthesizer

Der Einzig Wahre. Erfahrungen zum GRP A8 …

Man kann über Synthesizer viel reden, über ihre VCOs, über das Verhalten der Filter, wie die Hüllkurven so sind … doch ich bevorzuge statt dessen eine kleine Geschichte. Sie ist ganz aktuell und sie ist wahr.

August 2011. Ein Wohnungswechsel ist im Gange, ich ziehe um. Im Zimmer des künftigen Studios wird der GRP A8 – inmitten aller noch herumstehenden Kisten und Cases – als erster (und vorerst einziger) analoger Synthesizer angeschlossen, provisorisch sozusagen. Musikalische Unterstützung erhält das Instrument vom Roland JD-800, der polyphone Klangfülle beisteuern darf und nebenbei als Masterkeyboard dient. Damit ist das kleine Studio – bestehend aus zwei Instrumenten – vorerst komplett.

GRP A8 und Roland JD-800, ein Dream-Team

Nach einigen Stunden Klangforschung und kreativer Glückseligkeit am GRP halte ich inne, betrachte zunächst den A8 und dann die anderen, mich umgebenden (noch verpackten und am Boden stehenden) Synthesizer. Minimoog, ARP Odyssey, Sequential Pro-One, Synton Syrinx, Roland System-100, Korg MS-20 und 800DV, Roland SH-5 und SH-7, Yamaha CS-30 und CS-40M, PPG 1002, Oberheim OB-1, ARP-2600 und einiges mehr: Alles hervorragende Synthesizer, jedes Instrument auf seine besondere Weise einzigartig.

Doch „brauche“ ich sie? An sich genügt der GRP A8, ich spüre es. Musikalisch bietet er mit Präzision alles, was ich mir wünsche, der Klang ist satt, schön, aggressiv wie romantisch, bombastisch wie experimentell, übermächtig wie zurückhaltend – je nach Wunsch. Hier Moog-Bässe, dort Oberheim-Leadsounds und nach einigen weiteren Handgriffen experimentelle ARP-Klänge, schneidende Bläserriffs à la Yamaha oder Sequential, dann sogar FM-Sounds (mit 6 „Operatoren“ > Oszillatoren) – ich vermisse nichts.

GRP A8 Mixer Abteilung der LOWER Synthesizer Sektion

Natürlich bleiben „alle“ Synthesizer ihre eigenen Unikate. Nur ein Minimoog ist ein Minimoog, nur ein Yamaha CS-Filter ist ein Yamaha CS-Filter, nur ein Korg MS-20 klingt so, wie er klingt. Doch ich spreche vom „Gesamtpaket“ der gebotenen Möglichkeiten. Der GRP A8 bietet ein Meer an exzellenten Oszillatoren, eine Vielzahl analoger Filter höchster Qualität … ein Menschenleben wird kaum ausreichen, die Möglichkeiten und die Funktionsvielfalt des A8 wirklich „auszuschöpfen“. Kein analoger Synthesizer hat jemals diese flexible Performance geboten, kein analoger Synthesizer hat jemals diese ganzheitliche Aura eines „Musik-Instruments“ vermittelt.

GRP A8 – Mastertune, 2x Portamento und A=440Hz Referenzton

Nachdenklich über Wert und Notwendigkeit meiner insgesamt doch „sehr“ umfangreichen Instrumentensammlung sinnierend, formuliere ich ein weit reichendes Lob an Paolo Groppioni, der den A8 ins Leben gerufen hat. Das Instrument kann viele (wenn nicht alle) monophonen Synthesizer ersetzen, es steckt sogar den Großteil der modernen Analogen „mit links“ in die Tasche. Ich will es zwar noch nicht wahrhaben (Leugnung ist der erste Schritt zur Realität), aber die Musik hat das „Urteil“ zugunsten des A8 gefällt: Er alleine genügt.

Die Rückseite des GRP A8

Noch einmal kurzes Nachdenken, wie es dazu kommt. Heute ist der Anspruch an ein Top-Instrument ein anderer als vor 40 Jahren. Er sollte zumindest ein anderer sein. Schade, dass das Filter eines Minimoog nicht über die Anschlagstärke der Tastatur dynamisch gesteuert werden kann, wie viel „Ausdrucksstärke“ geht hier verloren! Schade, dass die LFOs des wunderbaren Roland System 100 nicht synchronisierbar sind, welch experimentelles Potenzial bleibt hier unerschöpft! Schade, dass der MacBeth M5 (Baujahr 2004!) kein MIDI hat, zur Einbindung ins Studio benötigt man eben doch wieder ein kleines „Zusatzgerät“, ich nehme das sehr ungern zur Kenntnis. Schade, dass die beiden LFOs des großartigen, neuen Moog Voyager XL bei 50 Hz bzw. 20 Hz „enden“. Sind Klang und Performance nicht gleichermaßen wichtig?

Doch vielleicht ist das Vorhandensein von VCOs und des Begriffs Analog für viele Musiker schon „ausreichend“. Wem der Klang analoger Oszillatoren und Filter alleine genügt, dem stehen seit vielen Jahrzehnten exzellente Synthesizer zur Auswahl, keine Frage. In diesem Fall haben wir allerdings die 70er Jahre nie wirklich verlassen – wir verharren in der Urgeschichte der Synthesizer-Entwicklung. Und dafür braucht es den A8 nicht.

 

MIDI IN / THRU und nochmals Audio-Ausgänge

Ein Top-Analogsynthesizer muss heute einen (oder besser: mehrere) Schritte weiter konzipiert sein und den hervorragenden Analog-Klang mit modernen Performance-Möglichkeiten kombinieren. Die dynamische Kontrolle möglichst vieler Klangparameter über MIDI bzw. über eine MIDI-Tastatur muss selbstverständlich sein, die Synchronisation von beispielsweise Sequenzer zu Sample & Hold sollte mit „einem“ Handgriff, die Modulation der LFO-Geschwindigkeit durch Velocity mit „einem weiteren“ Handgriff möglich sein. Nur so geht es. Flexibilität und ein zeitgemäßes Konzept dieser Art weisen (klarer weise) keine Vintage Synthesizer und auch – etwas überraschend – nur wenige „moderne“ Analogsynthesizer auf. Der Moog Voyager wäre (mehr oder weniger) als doch bemerkenswertes positives Beispiel zu nennen … und der A8.

Nun, die Musik hat entschieden, ich spiele weiter. Ende der kleinen Geschichte.

GRP A8 Fixed Filter Bank

GRP A8 MKII ?

Da die erste Auflage des A8 bereits vor Produktionsbeginn ausverkauft war, plant GRP möglicherweise eines Tages eine zweite Serie zu bauen und den A8 MKII auf den Markt zu bringen. Im Zuge dieser zweiten Auflage könnte der A8 in einigen Punkten optimiert werden (separate Eingangsregelung der Filter, evtl. komplette Patchbay für alle Modular-User, etc.). Doch das ist alles nur „laut gedacht“. Es gibt nichts Offizielles. Nach Beendigung der A8 Serie (22 Stück) und der frühen GRP A4 Serien (180 Stück) wendet sich GRP 2016 neuen, kleineren Instrumenten zu. Eine Neu-Auflage des A8 ist also noch nicht wirklich in Sicht …

GRP A4

Wer nicht auf den ohnehin fraglichen A8 MKII warten möchte (oder ein „handlicheres“ Instrument bevorzugt), der sollte den GRP A4 in Betracht ziehen (wobei auch 2023 noch neu erhältlich bzw. auch am Gebrauchtmarkt zu haben ist). Dieser „kleine Bruder“ des A8 wird seit 2012 gebaut und erfreut sich – auch durch die indirekte Werbung von Jean-Michel Jarre – großer Beliebtheit. Der A4 verfügt über EINE Synthesizer-Einheit des GRP A8 (3 VCO, 2 VCF, 2 LFO, 2 ENV), hat jedoch auch die interessanten kreativen Module integriert – RingMod, S/H, Auto-Pan und der geniale Sequenzer. NEU ist die Loop-Funktion der Hüllkurven (à la EMS VCS3 bzw. EDP Wasp), alle Modulationseingänge können zwischen + und – geschaltet werden, der Sequenzer bekommt noch „einige“ Extras.

Der GRP A4 wird in der ersten Jahreshälfte 2012 gebaut

Weiters gibt es einen EXT. AUDIO Eingang: Das zugeführte Audio-Signal lässt sich beim A4 nicht nur zur Nachbearbeitung (durch die Filter, etc) verwenden, sondern kann als Bestandteil der Ringmodulation eingesetzt und zum Auslösen der Hüllkurven verwendet werden. Zudem lässt sich vom externen Audio-Signal eine Modulationsspannung (CV) ableiten, mit deren Hilfe VCO 3, beide Filter-Eckfrequenzen und die Geschwindigkeit (!) von LFO 1 moduliert werden können. Exzellent.

Schließlich aber ist der GRP A4 mit „nur“ 80 cm Breite und 45 cm Höhe ein deutlich praktischeres Instrument als der A8 (für Besitzer eines Heimstudios und für Musiker mit Live-Ambitionen – sprich: Auftritten – wichtig), sein Neupreis beläuft sich anno 2023 auf 5.273 Euro (plus MwSt.).

Zur genauen Ansicht hier die GRP A4 PDFs (Layout):
GRP A4 – Vorderseite
GRP A4 – Rückseite

Update Feb. 2017: Die hohe Nachfrage – sicherlich auch dank der Präsenz des A4 auf der Bühne von Jean-Michel Jarre – bedingt eine Neu-Auflage in den Jahren 2017 und 2018 … die aktuell bis 2023 anhält.

Fazit

Nun, was soll man sagen? Müsste ich auf einen Großteil meiner Synthesizer-Sammlung verzichten, der GRP A8 würde blieben. Er gehört zu einer (geheimen) Top-10 Liste, die seit Jahren in meinem Kopf schwirrt und das Szenario „Kleines, überschaubares Tonstudio“ gedanklich fixiert- Letztlich würde es (ganz sicher) doch wieder ein Bulk an Top-20 Instrumenten werden, doch sei es, wie es sei: Der GRP A8 wäre an vorderster Stelle.

Aus musikalischer Sicht erfüllt dieses Instrument alle Wünsche, mehr noch, es ist ein Performance-Künstler mit genau jenen Klangeigenschaften, jenem modernen Konzept und jener Flexibilität, die man sich schon seit vielen Jahren – und vielleicht heute mehr denn je – von einem hochwertigen Studio-Analogsynthesizer wünscht.

GRP A8 - First Sequence (2009)
GRP A8 - Long Sequence (2009)
GRP A8 - Bass-Sequence
GRP A8 - Notch Filter
GRP A8 - Soft Lead
GRP A8 - Soft Ring-Modulation
GRP A8 - SHold Trigger 1
GRP A8 - SHold Trigger 2
GRP A8 - Dual Portamento
GRP A8 - Experimental
GRP A8 - Dual Vocal with solo line
GRP A8 - Dual Vocal with velocity VC LFO
GRP A8 - 4 VCOs Saw with LFO3 ATouch
GRP A8 - 4 VCOs 12dB HP filter with resonance
GRP A8 - 6 VCOs / Two 24dB Filter
GRP A8 - GRP Family - A2 / A4 / A8 - 1
GRP A8 - GRP Family - A2 / A4 / A8 - 2
Crumar / LEM Bit 99 - Mix 3 (Bit 99, GRP A8, MacBeth M5, Roland JD800)

GRP A8

Duophoner Analoger Studio-Synthesizer

Preise:
GRP A8: ca. 7.900 Euro (2012, 23 Stück, ausverkauft)
GRP A4: ca. 6.200 Euro (seit 2012)
GRP A2: ca. 2.050 Euro (seit 2017)
GRP A1: ca. 600 Euro (seit 2023)

Website Hersteller:
www.grpsynthesizers.it

Links:
Testbericht GRP A4
Testbericht GRP A2
Testbericht GRP A1

Interview mit Paolo Groppioni

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