… und für die elegische Solostimme, muss man sogleich hinzufügen. Sub-Oszillator sowie Dreieckwelle das jeweilige Zauberwort. Dann noch FX-Klänge (wenn auch in Maßen) und schöne Sequencing-Sounds, alles da. DIE Besonderheit des A1 ist ohne Zweifel sein 18 dB VCF mit DISTORTION, Reminiszenz an Rolands unsterbliche TB-303. Dabei entpuppt sich der kleine GRP jedoch – etwas überraschend – eher als Studio-Synthesizer denn als Handtaschen-Zugabe für den Live-Gig.
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Vorsicht beim Auspacken, USB-Netzteil griffbereit?
Groß ist der GRP A1 ja nicht. Und seine Verpackung ist solide, alles bestens. Dennoch Vorsicht beim Auspacken: Der Synthesizer hat Metall-Seitenteile mit einer unerwartet scharfen Kante. Allzu wildes Hantieren mit dem – enorm robust gebauten und wie es scheint unverwüstlichen – GRP A1 sei nicht empfohlen, besagter „schneidiger“ Seitenkanten wegen.
Ist der A1 aus seiner Verpackung befreit, stellt man fest, dass ein Netzteil nicht zum Lieferumfang gehört. Das beigelegte USB-Lightning Kabel kann zur Stromversorgung seitens eines Mac oder PC dienen (sagt das Manual). Verwendet man den A1 im Stand-Alone-Modus, scheint das Kabel zu suggerieren, dass Musiker entsprechende 2,5A (USB) Netzteile stets in der Schublade griffbereit haben. Bei uns ist das nicht der Fall, also eine kurze Bestellung, dann ist die Sache „gelöst“.
Desktop- und Eurorack-Modul in einem Paket
Das Konzept des GRP A1 – (beinahe) quadratischer Pult-Analog-Synthesizer mit einem VCO – ist keineswegs neu. Bereits 2009 hat Dieter Doepfer den DARK ENERGY ins Leben gerufen. Ein äußerst erfolgreicher Synthesizer, der viele Auszeichnungen erhalten hat und als DE II bzw. DE III bis 2022 hergestellt wurde.
Ganz im Sinne der hauseigenen Eurorack-Tradition brachte Doepfer den DARK ENERGY zudem auch in Form der A-111-5 Synthesizer Voice auf den Markt. Dieses A-100 Eurorack-Modul ist (dank des neuen AS3394 Chips) heute noch bzw. heute wieder lieferbar – entweder als Standard- oder als Vintage-Edition.
GRP hat nun im Wesentlichen ein sehr ähnliches Synthesizer-Konzept realisiert, allerdings beide Systeme in einem Gerät vereint. So kann man den GRP A1 wie geliefert als Desktop-Instrument verwenden, oder den Synthesizer-Teil entnehmen und ins Modularsystem schrauben.
Der hierfür nötige Umbau erfolgt denkbar einfach: 4 Schrauben entfernen, Frontpaneel und zwei Flachbandkabel lösen – schon ist der GRP A1 ein Eurorack-Modul mit standardisiertem Bus-Anschluss …
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Aufbau
Die Funktionen des GRP A1 sind schnell erklärt:
- 1 VCO mit Puls (PWM), Dreieck und Sägezahn; Osc-FM
- 1 Sub-Oszillator (ebenso mit PWM)
- Noise-Generator
- 1 ADSR Hüllkurve
- 1 18dB VCF mit DISTORTION; Filter-FM
- 1 VCA mit ADSR, HOLD oder Gate Modus
- 2 LFOs mit Sägezahn, Dreieck, Puls, S/H und SHAPER
- MIDI-IN und diverse CV-Anschlüsse
- MIDI: Note On/Off, VEL, Pitch-Bend
- Audio-Out, Phones, Audio-In (!)
- Portamento (Glide)
Was man im A1 vorfindet ist – nicht ganz überraschend – ein Konglomerat verschiedener GRP Produkte, eine Mischung aus dem GRP A2 und den GRP Eurorack Modulen. Konkret: Die MIDI-Glide-Bend-Abteilung erinnert an den A2 (bzw. A4). Der Oszillator entstammt dem GRP Eurorack Modul VCO, die beiden LFOs scheinen dem Modul DUAL LFO zu entspringen (hier mit Zugabe von Sample / Hold), ebenso wie die Hüllkurve ein direkter Ableger des Moduls ADSR sein dürfte.
Das Filter schließlich ist eine Abwandlung des GRP Moduls 24 dB LOW PASS, hier in der selektiven 3-Pol Variante mit 18 dB Flankensteilheit. Wer beispielsweise ein GRP Eurorack Modularsystem sein Eigen nennt, der hat Klang und Funktionen des GRP A1 bereits in der Tüte – zugegeben zu höheren Kosten und bei höherem Platzbedarf, allerdings auch bei großzügigeren Möglichkeiten, was in der Natur des Modularsystems liegt.
Hier nun die konzentrierte Version des Konglomerats, der A1 als „DIE kompakte GRP Synthesizer-Stimme“. Kleiner wird es nicht, so viel steht fest!
GRP A1 – Live- oder Studio-Synthesizer?
In Anbetracht seiner niedlichen Größe würde man den A1 wohl ohne langes Zögern als perfektes Live-Instrument einstufen. Davon raten wir eher ab. Die Gründe hierfür sind vielfältig …
Punkt 1: Die Ultra-kompakte Bauweise, welche speziell bei eingesteckten Patch-Kabeln eine schnelle Bedienung der kleinen Regler und Schalter zum schwierigen Drahtseilakt macht. Doch selbst ohne Patchkabel braucht es zuweilen spitze Finger und eine sehr ruhige Hand zum Einstellen der passenden Decay-Zeit, FM-Intensität, LFO-Rate etc.
Punkt 2: Die kleine Problematik des TUNE Reglers, der zwar die VCO-Klangverschiebung um +/- eine Oktave erlaubt, der jedoch mittig keinen Nullpunkt hat. Einmal vom Zentrum entfernt, findet man schwer zur „exakten“ Grundstimmung zurück. Im Studio spielt das keine Rolle (da hat man Zeit), doch live …?
Und Punkt 3: Der große Dynamik-Bereich des GRP A1, wo schon wenige Millimeter der Regler-Einstellungen von EG AMT, VCO LEVEL und MAIN OUT einen eklatanten Unterschied zwischen „kaum hörbar“ hin zu „plötzlich sehr laut“ (oder umgekehrt) ergeben können. Wiederum: Im Studio kein Problem (da ist man um den großen Dynamikbereich eher dankbar), doch live …?
In seiner Gesamtheit betrachten wir den GRP A1 in erster Linie als Studio-Synthesizer. Hier ist exaktes Justieren und Anpassen in Muße möglich, und hier entfaltet der GRP A1 auch sein wahres klangliches Potenzial. Mehr noch: Das Instrument entpuppt sich – so weit unsere Beobachtung – als erstaunlich effektive Bereicherung im Studio-Synthesizer-Verbund.
Knarziger BAZZZZZZzzzzzz, elegische Flöte, kräftige FM-Sequenz
Bereicherung bedeutet: Der ganz bestimmte A1-Bass macht den Unterschied. Die spezielle A1-Flötenstimme bricht das Eis. Und lebendige A1-Sequencing-Gebilde beleben das Studio. Unerwartet wird der kleine GRP-Synthesizer – so unscheinbar er auch wirken mag – zum wesentlichen Baustein des musikalischen Gesamtbildes.
Beispiele? Füllige (digitale) Flächen und dazu der eine knarzige A1-BAZZZZZZzzzzzz, das passt ganz exakt: Sofort klingen die an sich eher „flachen“ Pads mächtig, es entwickelt sich ein vielschichtiger Charakter (Hörbeispiel V-Synth 1). Klaviersolo und die eine ins-Herz-gehende Flötenstimme des A1: Gefühlsausbrüche suchen das Studio heim (Hörbeispiel CP70B 2). Modular-Sequencing und als Zugabe die eine bewegte A1 KEY VEL FEG Solo-Lead-Line: Dynamik, Druck und „Punch“ erhöhen sich – die Temperatur im Studio steigt (Hörbeispiel COTK 55).
Nebenbei sei auch das Filtern externer Audio-Signale als – je nach musikalischer Anwendung – sehr ergiebiges Einsatzgebiet des GRP A1 erwähnt.
Bewegen wir uns von den hervorragenden komplementären Eigenschaften des GRP A1 im Klang-Verbund mit anderen Instrumenten weg, so bleibt noch die Bewertung des Instruments als reiner Solo-Synthesizer. Die ist „sehr gut“, wenn auch nicht „ausgezeichnet“.
Sehr gut betreffend Sequencing im Bass- oder Melodiebereich (dank des kräftigen Sub-Oszillators, des Knarz-Filters und der schnellen Hüllkurve), sehr gut betreffend Lead-Sounds – im Bass-, Mittel- und vor allem auch Diskant-Bereich (dank des druckvollen VCOs, der Dreieckwelle als spezielle Klangfarbe, des farbenreichen 18 dB Filters, der flexiblen Hüllkurve – Nachklingzeiten bis 40 Sekunden sind möglich), sehr gut betreffend Solo-Effekt-Klängen (dank Noise, VCO-FM, VCF-FM, der beiden LFOs mit S/H und SHAPE, sowie der CV-Eingänge zur Steuerung von Filter und Amplifier).
Kleine Fragezeichen
Die Gründe der fehlenden Auszeichnung sind dann ein wenig im Detail zu finden. Der LFO-Frequenzbereich lässt sich von SLOW nur über FAST hin zu MID schalten. Eine (zumindest in Ansätzen) kontinuierliche Erhöhung der LFO-Speed von 0,1 Hz bis 2,4 kHz ist nicht möglich. Auch schade, dass die Dreieckwelle mit SHAPE in Links- (oder Rechts-) Position nur bedingt zur Sägezahnwelle wird. Im langsamem Tempo ist gut hörbar, dass es letztlich doch bei der „umgebogenen“ Dreieckwelle bleibt, die scharfe Kante des Sägezahns fehlt.
Die heikle Mittel-Position des TUNE Reglers wurde schon angesprochen. Nachdem die GRP A1 Potis sehr „fein“ reagieren, ist viel Fingerspitzengefühl erforderlich, wenn man die Grundstimmung nach besagter Performance – in Wirklichkeit oft Pitch-Bending bis zu einer Oktave – auch wieder „treffen“ möchte. Ohne mehrfache Nachjustierung (und kurzes Abgleichen der Stimmung mit anderen Instrumenten) geht es meist nicht.
Was noch? Je nach Sound-Einstellung rauscht der VCA etwas. Einfache Lösung (sofern es der Klang zulässt): MAIN OUT in die Mittelposition zurückfahren, rauschfreie Zone! Und ja, KEY VEL FEG – also das Wirken der Velocity auf die Filter-Hüllkurve – ist für unseren Geschmack zu „scharf“ eingestellt. Die dynamischen Unterschiede können enorm sein. Es erfordert jedenfalls etwas Übung, damit Soli mit Velocity auch wirklich überzeugend zur Geltung kommen (ohne abgerissene pianissimo-Noten oder ungewollte fortissimo-Akzente).
Das nur als Ergänzung, damit kein Schelm denkt „oh, wurde-nicht-erwähnt“ oder „oh, das-ist-nur-Schönfarberei“. Keineswegs.
Der Klang spricht für sich
Nun kommt allerdings der Wendepunkt. Lassen wir die Details beiseite und machen Platz für 40+ Minuten A1 Musik (im Anhang zu finden). Technische Feinheiten verblassen völlig, wenn der knarzige GRP-Bass den Raum belebt. Wenn der A1-VCO mit lyrischer Dreieck-Welle seine zeitlose Kraft entfaltet. Wenn böse (oder liebliche) Sequenzen das Gemüt bewegen. Jeder urteile selbst. Unserer Meinung nach spricht der Klang des GRP A1 jedenfalls für sich. Die Audioqualität ist beeindruckend, vor allem beeindruckend massiv für einen Synthesizer dieser Größe. Und sie ist ebenso beeindruckend in ihrem weitreichenden (zuweilen hart an die Schmerzgrenze gehenden) Frequenzumfang.
Dennoch ein Hinweis für alle, die mit GRP vor allem die „großen Maschinen“ verbinden: Der GRP A1 ist natürlich weder ein GRP A2 noch ein A4 (oder A8). Dazu fehlen einerseits weitere Oszillatoren, andererseits das berühmte MultiMode-VCF der größeren Instrumente (und viele weitere Extras).
Statt dessen erkenne man den GRP A1 als das, was er ist: Ein sehr handlicher, kompakter und dennoch eigenständiger Desktop / Eurorack-Synthesizer mit 18 dB (303) VCF, ein Doktor für den knarzigen Bass, für die liebliche Solostimme und für mehr …
Fazit
Der GRP A1 – mit 17 x 13 cm fürwahr kein Mammut – entpuppt sich im Studio überraschend als klanglicher Riese. Seine musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten sind ob des singulären VCOs und der singulären Hüllkurve natürlich begrenzt, doch was der A1 akustisch von sich gibt, ist enorm. Speziell das 18 dB Filter liefert – mit und ohne Distortion – wunderbar knarzige Sounds. Schon ein GRP A1 Filtersweep bringt das Studio zum Beben und verleiht im Mix so manchen Atmosphären – in unserem Fall vom Roland V-Synth – die nötige Wärme und den nötigen Druck.
Rückt man den puren VCO in den Mittelpunkt, so offenbart sich – neben den klassischen und mächtigen Wellenformen Sägezahn und Puls – die Dreieckwelle als echter Geheimtipp bzw. als fast „neuartige“ Klangquelle. Weich und kraftvoll zugleich, scheinen GRP A1-Triangle-Solostimmen nicht von dieser Welt.
Weiters sorgen zwei LFOs (bis 2,4 kHz) samt diverser FM-Möglichkeiten auch im FX-Bereich für großzügige Klangressourcen. Und schließlich – es ist so selbstverständlich, dass wir den Hinweis fast für entbehrlich halten – ist der GRP A1 ein exzellenter und hervorragend zu performender Sequencing-Synthesizer.
Als wesentliches „grundsätzliches“ musikalisches Merkmal der soliden VCO-VCF-VCA Architektur sei nochmals auf den weiten Frequenzbereich des Instruments hingewiesen. Es sind nicht nur die obligaten Bässe, es sind vor allem auch die höchsten Höhen, die den Zuhörer in Staunen versetzen (oder zur Flucht bewegen) und die – gleich dem Klang einer Piccoloflöte im Musikverein – dank ihrer akustischen Macht mit dem Attribut „waffenscheinpflichtig“ zu charakterisieren wären.
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Ob als Desktop-Synthesizer oder Eurorack-Modul (der Umbau dauert nur ein paar Augenblicke): Der GRP A1 macht im Studio eine sehr gute Figur. Zugegeben ist er mit 585 Euro etwas teurer als manch anderes „Voice Modul“ dieser Größe, doch dafür bekommt man einen GRP Synthesizer, was betreffend Design, Hardware und Klang für hervorragende Qualität steht.
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40+ Minuten Klangbeispiele sind angefügt. Neben dem GRP A1 Synthesizer kommen – wie in den MIX-Files angegeben – noch Roland V-Synth, COTK Model 55 sowie Yamaha CP-70B zum Einsatz. Recording: Single- und Multitrack-Aufnahmen (z.B. für Stereo-Klangeindrücke) in der Freeware Audacity.
GRP A1 Desktop Synthesizer / Eurorack Modul
Monophoner Analoger Synthesizer
1 VCO, Sub-Osc, 1 VCF, 1 ADSR, 1 VCA, 2 LFOs
MIDI, CV/Gate und diverse Patch-Punkte
Breite im Eurorack: 16,3 cm (32TE)
Preis:
Ca. 585 Euro
(09/2024)
Hersteller:
www.grpsynthesizer.it
Öffnen / Download:
GRP A1 Synthesizer Foto 1 (4000 x 2600 px)
GRP A1 Synthesizer Foto 2 (4000 x 2600 px)
Vergleiche:
Testbericht GRP Eurorack
Testbericht GRP A2
Testbericht GRP A4
Testbericht GRP A8
Youtube Video:
GRP A1 Demo (by Schneiders Laden)