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Sequential Pro-One – Modifikationen und Upgrades (Teil 3)

Zum Abschluss der Pro-One Upgrade-Trilogie noch Hinweise in Richtung neuer CPU, MIDI, sowie ganz einfacher Modifikationen, deren Materialien sich in jedem Baumarkt für wenige Euro erwerben lassen und die der Pro-One Hardware ein höheres Maß an Stabilität verleihen …

Zunächst allerdings eine letzte Ergänzung rund um die Seitenteile des Pro-One. Diese werden natürlich nicht nur in den USA (siehe Teil 2 der Trilogie), sondern auch in Europa angeboten. Genau genommen könnte jeder versierte Handwerker (mit entsprechendem Fuhrpark an Maschinen) sie selbst herstellen, doch hat Otto Normalverbraucher in der Regel nicht Zugang zu den gewünschten seltenen / edlen Holzarten. Das bleibt naturgemäß meist Schreinern bzw. spezialisierten Unternehmen vorenthalten.

Eines dieser Unternehmen ist in London / UK beheimatet und auf Reverb.com zu finden: Mint Case. Der Anbieter hat dabei nicht nur Seitenteile für den Pro-One im Angebot (und auch ein ganzes Pro-One Holz-Case), sondern auch Seitenteile für eine Vielzahl von Synthesizern – vom Korg Mono/Poly bis zum neuen Behringer Vocoder …

Verlassen wir kurz den Bereich der äußeren Werte und wenden und dem Inneren des Pro-One zu. Natürlich sind aus heutiger Sicht „alle“ computer-technischen Fakten dieses Synthesizers geradezu amüsant. So ist der ROM- und RAM-Bereich des Pro-One winzig, er erlaubt dem eingebauten Sequencer die Aufzeichnung von höchstens 2 x 20 Schritten. 40 Schritte, die noch dazu „flüchtig“ sind – beim Ausschalten des Instruments gehen alle Informationen sofort verloren.

Hier bringt ein CPU Upgrade etwas Licht ins digitale Dunkel. Music Technologies Group (MTG) nennt sich der Hersteller, der nicht nur den Speicher des Pro-One Sequencers auf 256 Schritte hin erweitert, sondern auch dafür sorgt, dass Sequencen nach Ausschalten des Instruments erhalten bleiben.

„The MTG Pro One Turbo replacement CPU Module is a drop-in replacement microcontroller for the Sequential Circuits Pro One’s 8021 CPU (AKA P8021/8021H/P8021H).“ www.musictechnologiesgroup.com

In einer weiteren Option bietet MTG auch ein MIDI Kit an (MIDI IN / OUT). Als Besonderheit kann hier der Arpeggiator / Sequencer des Pro-One via MIDI IN eine Sync Clock empfangen und via MIDI OUT seine Daten an die Außenwelt abgeben. Zudem lässt sich die Pro-One Tastatur via MIDI OUT zur polyphonen (!) Steuerung anderer Synthesizer nützen …

Natürlich sei auch auf Kenton Electronics hingewiesen. Das Unternehmen bietet ein Pro-One Retrofit-Kit an (MIDI IN), das Pitchbend / Mod Wheel / Filter Cutoff Frequency und Sustain MIDI-Werte empfangen kann (bei einem Tonumfang von respektablen 60 Noten).

Damit schließlich zu zwei letzten Anregungen, die wiederum das Äußere des Pro-One betreffen. Einer der wenigen unangenehmen Aspekte dieses Instruments ist die Instabilität der Potis. Direkt auf dem (einzigen) großen Main Board befestigt, sind sie nicht mit dem Panel verschraubt und demnach von geringer Stabilität. Sie sind wackelig und fühlen sich – kurz gesagt – nicht wirklich gut an.

Diesem Problem lässt sich mit Beilagscheiben sehr einfach zu Leibe rücken. Im Innen-Durchmesser der Poti-Achse und im Außen-Durchmesser des Potis selbst, fallen die montierten Beilagscheiben später nicht weiter auf, im Gegenteil: Zusammen mit den in Teil 2 der Trilogie genannten Poti-Kappen aus Aluminium ergibt sich ein schlüssiger Gesamteindruck des aufgewerteten – hier und dort silbern glänzenden – Pro-Ones.

Natürlich will eine solche Modifikation gut überlegt sein. Schließlich ist man gezwungen, die Beilagscheiben mit Kleber (Superkleber?) am Panel des Pro-One zu befestigen.

Das Befestigen erfolgt am besten mit leichtem Druck „gegen“ die Poti-Achse (im Moment des Festklebens), um so dem Wackel-Faktor – dem ursprünglichen Problem – entschiedener zu begegnen.

Einmal aufgeklebt, lassen sich die Beilagscheiben natürlich nicht ohne Weiteres wieder entfernen – schon gar nicht ohne Hinterlassung von hartnäckigen Rückständen. Doch nachdem ein Pro-One mit stabilisierten Poti-Achsen um ein Vielfaches angenehmer zu bedienen ist, dürfte der Wunsch nach bedingungslosem Originalzustand des Instruments nur im seltensten Fall das Ansinnen des Musikers sein.

Eine weitere und noch einfachere Modifikation ist die rückseitige Stabilisierung des Pro-One Gehäuses. Betrachtet man die Simplizität, mit der Sequential die Ein/Ausgänge am Main Board untergebracht und von dort – via Löcher im Gehäuse – der Außenwelt zugeführt hat, so wundert es doch sehr, warum nicht 7 Spindelmuttern investiert wurden, um eine Verbindung von Buchsen zu Gehäuse herzustellen.

Wenngleich es anders klingen mag: Das Fehlen dieser Muttern ist keine Kritik. Der Pro-One wurde als günstiges Instrument konzipiert und als solches mit wenigen Handgriffen zusammengebaut. Vor allem in den ersten beiden Produktionsjahren – von 1981 bis ins Jahr 1983 – wurde der monophone Synthesizer wie am Fließband hergestellt: Zwischen 40 und 50 Pro-Ones betrug der „Output“ an Spitzentagen. Da blieb wohl keine Zeit für das Montieren von Spindelmuttern …

Doch damals Versäumtes lässt sich heute nachholen. Das Gewinde für eine allfällige Mutter ist auf jeder Buchse bereits vorhanden, sodass man – die exakte Größe der Muttern vorausgesetzt – die Modifikation mit wenigen Handgriffen erledigen kann. Ein leichter Druck gegen die Rückwand sei während der Montage empfohlen – die Buchsen treten dadurch stärker hervor und das Aufsetzen der Spindelmuttern gelingt leichter.

Das Ergebnis ist schließlich aber nicht nur eine optische Aufwertung des Synthesizers, sondern verleiht dem Pro-One auch deutlich mehr Stabilität. Zudem – nun landen wir doch wieder bei der Optik – ergeben die Spindelmuttern mit den silbernen Pro-One/Sequential Plaketten und den Poti-Kappen aus Aluminium (sofern sie hinzugefügt wurden) ein noch harmonischeres Gesamtbild des Instruments.

Damit endet die kleine Reihe der Pro-One Upgrade-Trilogie. Alle Modifikationen – und sei es nur das Hantieren mit einem Superkleber – erfolgen natürlich auf eigenes Risiko. Die einzelnen Beiträge dienen in erster Linie zur Veranschaulichung, wie man die Hardware dieses Synthesizer-Klassikers auf unterschiedlichste Weise verbessern könnte – sofern man es möchte.

Tatsache ist: Es bedarf nur geringer Investitionen, um den dominanten cheesy Plastik-Look des Originals zu entschärfen. Ein paar Beilagscheiben, Muttern, Holzteile oder Aluminium-Poti-Kappen genügen, um eine Ausgewogenheit zwischen dem so genialen SOUND des Instruments und seinem – nach erfolgten Upgrades – wertige(re)n DESIGN zu erreichen.

Sequential Pro-One –
Modifikationen und Upgrades (Teil 3)

CPU Upgrade
MIDI Upgrade
Einfache Poti Stabilisierung
Einfache Gehäuse Stabilisierung

Links:
Sequential Pro-One – Modifikationen und Upgrades Teil 1
Sequential Pro-One – Modifikationen und Upgrades Teil 2
Sequential Pro-One – Modifikationen und Upgrades Teil 3

Testbericht:
Sequential Pro-One – der beste Vintage Monophone?

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