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Roland JD-XA – JD des 21. Jahrhunderts?

JD ist ein Versprechen. Vor allem, wenn das Versprechen JD-XA lautet. Ohne hier gleich an Oberheims Klassiker OB-Xa zu denken, klingt Roland JD-XA ganz spontan nach großen Muskeln und geballter Energie. Ob dies tatsächlich so ist, wir werden sehen.

In namentlicher Anlehnung an den berühmten JD-800 Synthesizer (bzw. an das Synth-Rackmodul JD-990) repräsentiert der JD-XA eine interessante Mischung verschiedenster Roland Instrumente (mehr dazu später). Und er dürfte – wenn auch ungewollt und nicht im herkömmlichen Sinne zu verstehen – ein Meilenstein in der Synthesizer-Geschichte des Traditionsunternehmens sein.

Doch Schritt für Schritt: Beginnen wir den Roland JD-XA Testbericht ganz von vorne.

Von bunten Knöpfen und verkürzten Tasten: Die Hardware

Die Hardware des JD-XA hat viele interessante Aspekte aufzuweisen. Beginnen wir mit dem Positiven: Die Knöpfe und Fader sind von guter bis sehr guter Qualität. Speziell im Vergleich zum JD-Xi sind die Potis um Welten besser – da wackelt nichts! Nebenbei sieht die Kombination von anthrazitfarbenen Reglern mit silbernen Kappen und roter Umrandung absolut schick aus. Prädikat: Edel!

Dann gibt es ein paar Überraschungen. Dass der JD-XA „Made In China“ ist, dürfte (leider) kaum mehr wirklich überraschen, also lassen wir das. Gehen wir zum Thema Plastik-Oberfläche. Die Oberfläche des Instruments spiegelt extrem stark (was nun gut sein kann oder auch nicht, es ist wohl Geschmacksache) und sieht – alle künftigen JD-XA Besitzer seien hiermit gewarnt – für höchstens 1 Stunde wirklich „neu“ aus. Denn schon nach dem Auspacken beginnt das Plastik den Staub anzuziehen, und auch Fingerabdrücke bleiben auf der Oberfläche sofort zurück.

Optisch verliert der JD-XA in Rekordtempo an Glanz und Frische.

Update 01/2016 bzw. 01/2022: Synthgraphics.com hat neue, matte (!) und absolut schöne Panel Overlays für den JD-XA angeboten. Leider sind sie inzwischen vergriffen.

Ein oder zwei Tage nach erster Inbetriebnahme des JD-XA ist es also so, als hätte man das Instrument seit Monaten (wenn nicht seit Jahren) im Studio. (Tipp: Wer seinen JD-XA in glanzvoller Erscheinung fotografieren möchte, sollte dies am ersten Tag tun, idealerweise gar innerhalb der ersten Stunde. Später ist es wohl ein Ding der Unmöglichkeit, den JD-XA wirklich „sauber“ zu präsentieren.)

Doch es gibt weitere Überraschungen. Dem scharfen Blick eines geübten Keyboarders dürfte die leicht veränderte Tastatur nicht entgehen. Und spätestens beim Spielen stellt man fest, was Sache ist: Die für den Spieler verfügbaren Tastenlängen des JD-XA Keyboards sind um 1 Zentimeter verkürzt.

Das mag lächerlich klingen. Ein Zentimeter – na und? Angeregt durch diese Beobachtung gilt es an dieser Stelle, die Tastenlängen verschiedener Instrumente zu messen. Und hier folgt der Vergleich: Als Mess-Kandidaten werden das Klavier, der JD-800 sowie der JD-XA ausgewählt …

Die Tastenlänge (sichtbarer Teil) der Instrumente beträgt:

Klavier
weiße Tasten 15 cm
schwarze Tasten 10 cm

Roland JD-800
weiße Tasten 14 cm
schwarze Tasten 9 cm

Roland JD-XA
weiße Tasten 13 cm
schwarze Tasten 8 cm

Zugegeben, so weit ist man an dieser Stelle unwesentlich schlauer als zuvor. Ein Zentimeter Unterschied zur Standard-Keyboard-Tastatur des JD-800, zwei zur Klavier-Tastatur, wozu die Aufregung? Nun, in der Praxis ist der Unterschied größer als es scheint! So berühren die Finger beim Spielen der schwarzen Tasten immer wieder das Gehäuse des JD-XA – das ist lästig, denn die Tasten sind einfach zu kurz!

Darüber hinaus – wir bleiben in der Musikpraxis – ist die Empfindlichkeit der Keyboard-Anschlagdynamik unausgewogen – leider. Wir haben dies mit dem bekannten „JD-Piano“ Sample probiert (jenem drahtigen Klaviersound, der Pop-Geschichte geschrieben hat). Einerseits am JD-800, andererseits am JD-XA.

Am JD-800 hat man gute Kontrolle über den Klaviersound und kann sich musikalisch den Wünschen entsprechend zumindest „relativ exakt“ ausdrücken (wobei auch die JD-800 Tastatur keineswegs einzigartig ist, wie schon im JD-800 Testbericht ausgeführt).

Am JD-XA gelingt der musikalische Ausdruck jedoch eindeutig „gar nicht“ so recht. Sounds von zu leicht angeschlagenen Tasten verschwinden zur Gänze, die von härter gespielten Tasten bleiben unerwartet in mittlerer Lautstärke verhaften oder aber sie treten als extralauter Akzent hervor.

Klangbeispiel „FantaPiano“ ist im Anhang zu finden. Es ist ein Beispiel für das klangliche Resultat der unausgewogenen Keyboard-Velocity des JD-XA, zu hören in dem einen oder anderen keineswegs beabsichtigten lautstärkemäßigen „Spitzenton“.

Letztlich – und damit beenden wir das Kapitel „Tastatur“ – ist ein Keyboard-Umfang von 4 Oktaven für den seriösen Studio-Musiker zu wenig. Zumindest wenn es um einen ausgewachsenen Synthesizer mit solch potentem Innenleben wie beim JD-XA geht. Wer beispielsweise die gewaltigen Flächensounds in ihrer Bandbreite „live“ spielen möchte, muss zwangsläufig doch wieder auf ein größeres Masterkeyboard zurückgreifen. Und das ist wohl nicht ganz Sinn der Sache …

Wie so oft sind es eben meist Kleinigkeiten, die am Ende eine große Wirkung haben und über Sinn (oder Un-Sinn) eines Instruments entscheiden können.

Nehmen wir als weiteres Beispiel die Beschriftung der Ein/Ausgänge …

Geschickt in einer nach innen gewölbten Mulde versteckt (Vorsicht: Ironie), sind die Buchsen von oben praktisch nicht einsehbar. Vorbei sind die Zeiten, in denen der Hersteller die Beschriftung der Ein/Ausgänge auch an der Oberkante des Instruments zur Verfügung stellte und so ein Ändern der Verkabelung von vorne aus ermöglichte.

„Hochheben und nach hinten sehen“ lautet also die Devise beim Umkabeln des JD-XA, womit wir an dieser Stelle zum Gewicht des Instruments kommen. Zugegeben, es ist ein Kinderspiel, Rolands neuen JD im Keyboardrack anzuheben (sich dabei ein wenig den Hals zu verbiegen) und Kabel umzustecken … denn wiegen tut der JD-XA fast nichts: Bescheidene 6,5 kg bringt er auf die Waage! Und das ohne Netzteil, wohlgemerkt.

Das Netzteil ist demnach – erraten – extern. Wer mit solch kleinen Strom-Anschlüssen und (wenn überhaupt) semi-professionellen Lösungen klarkommt, dem sei zu gratulieren. Unserer Meinung nach sollte ein 2000+ Euro Keyboard, ein Profi-Instrument sozusagen, „zumindest“ über ein internes Netzteil samt Standard-3-Pol- (oder bei Roland: -2-Pol-) Stromstecker verfügen.

Zu guter Letzt noch ein Wort zur Bedienungsanleitung (die auch ganz korrekt so heißt, denn „Benutzerhandbuch“ wäre deutlich zu viel der Ehre). Sie kommt im Gesamtpaket mit 8 Sprachen, hat Schwarzweiß-Bilder von schlechter Qualität, ist auf dünnem Papier gedruckt und sowohl unübersichtlich (eine lange Reihe von Tabellen und Aufzählungen) wie auch wenig informativ.

Abb.: Auszug aus dem User Manual des JD-XA, (c) Roland Corporation

Beispiel: Die Erklärung „[Unison]-Taster: Aktiviert den Unison-Modus“ (siehe Grafik) ist für den versierten Synthesizer-Kenner entwürdigend (wozu sonst sollte der Unison-Taster da sein?) und für den nicht-versierten Synthesizer-Programmierer auch keine Hilfe, denn schließlich wird mit keinem Wort erklärt, was Unison überhaupt bedeutet (und darum ginge es ja).

Der an sich zur Anleitung gehörende „Parameter Guide“ (wieder eine endlose Ansammlung von Listen und Tabellen) wurde ausgelagert, er ist ausschließlich online als PDF verfügbar (zur Zeit nur in Englisch), ebenso wie die MIDI Implementation Charts.

Mehr muss man dazu nicht sagen …

Analog und Digital: Die Philosophie

Nachdem der Frust über Schwächen in der Hardware bzw. über mangelnden Service am Musiker von der Seele geschrieben ist, kommen wir zum Sonnenschein. Der JD-XA verfügt über enorm viel kreatives Potenzial (in diesem Punkt baut Roland  auf sein technisches Know-How und ist seiner Tradition treu geblieben) und ja, der Synthesizer klingt gut!

Der „Crossover Synthesizer“ JD-XA  ist eine Mischung aus analoger und digitaler Klangerzeugung (daher das X im Namen) – so weit die technische Erklärung. Nachdem Roland das Rad ja nicht zur Gänze neu erfindet, sondern unter anderem auf vorangegangene Instrumente zurückgreift, lässt sich der JD-XA auch anders darstellen: Er ist eine Mischung aus JD-800 (Namenspatron und Lieferant gewisser Samples), JP-8000 (4-Oktaven Tastatur, Step/Phrase-Sequencer), Integra (Sound Engine – SuperNATURAL Klangerzeugung für den digitalen Teil) sowie einem neuen analogen Part, der bisher nur im JD-XA zu finden ist.

Übersicht zur Klangstruktur des JD-XA:

– Polyphonie

– Aufbau der Stimmen

Roland hat mit dem JD-XA seine eigene Philosophie zum Thema Analog/Digital entwickelt:

„The JD-XA’s engines can be used independently or interactively, providing an incredibly flexible platform for sound design, studio work, and live performance. Use the analog and digital parts side by side, stack them up for total sonic devastation, or shape digital waveforms via the analog filters to create sounds never heard before. With the JD-XA, you can forget about analog or digital — just close your eyes, imagine how the future sounds, and start creating music.“

(Quelle: www.roland.com/products/jd-xa/features)

So weit klingt das ja sehr vernünftig, wenngleich die Vorstellung von der „Musik der Zukunft“ eher zum Schmunzeln verleitet! Wer übrigens die Auflistung aller JD-XA Features (Wellenformen, Filtertypen, etc.) studieren möchte, der sei auf die Seite des Herstellers verwiesen:

www.roland.com/products/jd-xa/specifications

Musikalische Praxis: Die Highlights und Downlights

Erstaunlich am JD-XA ist sein vielschichtiges Wesen, denn technisch gesehen bekommt man tatsächlich eine große Menge an „Features“ für sein Geld.

Als Highlights wären zunächst einmal Sequencer und Arpeggiator zu nennen (Dinge, die man beim JD-800 beispielsweise sehr schmerzlich vermisst):

Sequencer

– STEP-Eingabe oder REAL TIME-Aufnahme
– Pattern-Länge 16, 32, 48 oder 64 Schritte
– 16 Spuren (!)

„Mit dem Pattern Sequencer können Sie sowohl das Spiel auf der Tastatur als auch die Bewegungen der Regler aufzeichnen und wiederholt abspielen. Dabei werden immer die Daten des aktuell gewählten Parts aufgezeichnet.“

(Roland JD-XA User Manual, Seite 8)

Konkret können – im REAL TIME Modus – die Reglerbewegungen mit den Sequencen aufgezeichnet werden, was natürlich genial ist. Die Sequencen wiederum werden als Teil des Programms mit abgespeichert. Auch das ist hervorragend!

Doch ebenso macht der STEP-Modus viel Freude. Pattern-Länge eingeben und loslegen. Viele der angefügten Klangbeispiele sind mit dem STEP-Sequencer realisiert worden.

A propos Klangbeispiele: Wer hier „genau“ hinhört, der dürfte feststellen, dass sich die Patterns immer nur auf 1, 2 oder 3 Tonstufen bewegen. Und damit kommen wir zum (unerklärlichen) Hasenfuß: Die Sequencen lassen sich nicht über die Tastatur/das Keyboard transponieren! Schade – diesen Fehler hat Roland schon anno dazumal beim JP-8000 gemacht. Und es ist völlig unerklärlich, wie man einen so gut klingenden JD-XA mit Sequencer und ausgefuchsten Aufnahmemöglichkeiten ausstatten kann, ohne daran zu denken, eine Transponier-Funktion mit einzubauen.

So bleibt als eine der wenigen Möglichkeiten der Pitchbender, den man beim JD-XA beliebig nach unten/oben programmieren kann (z.B. einen Ganzton nach unten und eine Oktave nach oben, was auch immer). Und das war’s – die Live-Performance des Sequencers beschränkt sich nun darauf, ablaufende Patterns nach unten/oben zu pitchen.

Als weiterer (kleiner) Hasenfuß lässt sich die Patternlänge nicht wirklich „beliebig“ festlegen. Man hat die Wahl zwischen 16, 32, 48 und 64 – das war’s. Völlig freie Pattern-Längen (wie etwa 13, 25, 37 oder 61) sind nicht möglich.

Schön ist jedoch wiederum, dass der Sequencer in Echtzeit abläuft und die Steps direkt über die Taster zugänglich sind. Wie anno dazumal bei der TR-808/909 (dort eben beim Aufnehmen, hier beim Abspielen) lassen sich Schritte stummschalten und so Patterns / Sequencen ganz beliebig in Echtzeit auf/abbauen bzw. durch Setzen von Pausen etc. direkt beeinflussen.

Darüber hinaus kann der Sequenzer noch viel mehr. Von Quantisierungen über die Eingabe von Bindebögen bis hin zu Shuffle-Quantisierungen, und und und … Auch SMF Daten (Standard MIDI Files) können eingelesen und mit dem Sequencer verwendet werden.

Arpeggiator

64 Muster sind vorgegeben. Arpeggios dürfen eine frei definierbare Anzahl von Noten haben, Velocity-Werte werden im Arpeggio direkt übernommen. Wie beim Sequencer lassen sich auch hier einzelne Schritte ein- bzw. ausschalten. Alles bestens und sehr schön.

Pitch-Bender und Wheels

Zunächst einmal ein großer Pluspunkt: Zusätzlich zu Rolands bekanntem Pitch-Bender (mit Modulations-Funktion: Bender nach vorne drücken) gibt es je ein Pitch- und Modulations-Wheel separat. Diese Wheels erledigen entweder dieselben Aufgaben wie der Pitchbender (wobei hier Modulationen dauerhaft wirken können, was bei Rolands Pitch-Mod-Bender ja nicht geht), oder aber sie lassen sich völlig frei programmieren.

An dieser Stelle der Hinweis zum „Extra-LFO“, der nach altbewährter Tradition ausschließlich für den Performance-Bereich vorgesehen ist. Man könnte ihn auch „Vibrato LFO“ nennen, beim JD-XA heißt er MODULATION LFO …

Das Geheimnis des MODULATION LFOs

Zur Erinnerung: Beim JD-XA lässt sich der Pitch-Bender in beide Richtungen frei programmieren (wie schon erwähnt) – einfach durch Linksbewegung bzw. Rechtsbewegung, gleichzeitigem Drücken von [Shift] und durch Eingabe des gewünschten Intervalls. Nun, dies ist mit dem integrierten MODULATION LFO (Bender nach vorne drücken) ebenso möglich. Was sich in der Anleitung wie folgt liest:

„Der Status der aktuellen Einstellung von MODULATION LFO wird angezeigt,
wenn Sie den [Shift]-Taster halten und den Pitch Bend/Modulationshebel
nach vorne drücken.“

(Roland JD-XA User Manual, Seite 10)

Was die Anleitung allerdings verschweigt, ist die Tatsache, dass man zuerst die LFO Abteilung aktivieren muss (z.B. am LFO Range Knopf drehen). Dann weiß der JD-XA „Aha, es geht um den LFO“ und erst dann (!) wird durch Drücken des Benders samt [Shift]-Taste der Wert (die Geschwindigkeit) des zusätzlichen MODULATION LFOs angezeigt. Wieder ein Beispiel dafür, wie sehr eine „gute“ (oder eben „weniger gute“) Gebrauchsanleitung über Freude (oder Leid) eines Musikers entscheiden kann.

Eingabe von Werten: Die Taster „-“ und „+“

Ob man nun die Geschwindigkeit des MODULATION LFO bestimmt, Intervalle festlegt oder auch Samples anwählt: Vielfach gibt es keinen eigenen Regler für die gewünschte Funktion, das ist nur zu verständlich. So erfolgt die Eingabe über zwei -/+ Taster neben dem Display. Und dies kann nun doch etwas enervierend sein. Zwar beschleunigt die Lauf/Zählrichtung, sobald man einfach auf der jeweiligen -/+ Taste bleibt, doch muss man sich zur genauen Anwahl / Festlegung eines Wertes eben schließlich doch noch „hintippen“.


Abb.: Die Tasten „-“ und „+“ (links) sind für die Eingabe vieler Werte zuständig.

Als Beispiel sei das Anwählen eines bestimmten Samples im DIGITAL Bereich genannt. Wenn man dem Oszillator außerhalb der Grundwellenformen (Sägezahn, Triangel, Sinus, SuperSaw, etc.) eine spezielle Wellenform verleihen möchte, so hat man die Auswahl zwischen bemerkenswerten 450 Samples. Nun viel Spaß damit, mittels der -/+ Tasten von Wellenform 12 zu Wellenform 398 zu wechseln. Das direkte Eintippen der entsprechenden Nummer wäre natürlich wesentlich effizienter und – eindeutig – weniger ermüdend.

Der SOUND

So viel sei gesagt: Er klingt sehr gut, der JD-XA. Das Überraschende dabei ist aber, dass der DIGITALE Teil die echte Granate ist, der ANALOGE Teil zwar nett, aber klanglich eben nicht so wahnsinnig aufregend erscheint. Um es präziser zu formulieren: Die Samples des JD-XA sind der echte Wahnsinn. Solche Streicher und Chöre gibt es (nur als Beispiel) selten zu hören – SuperNATURAL Klangerzeugung eben.

Doch während man sich zu diesem Zwecke (Abspielen von guten Samples) auch einen Roland Integra kaufen könnte, hat der JD-XA natürlich den einzigartigen (und unersetzlichen) Vorteil, dass er direkten Zugriff auf den Klang bietet.

Hier Filter auf, dort Attack anpassen, mit Decay den Sound noch knackiger gestalten, schnell eine Sequenz eingeben, ein oder zwei ANALOGE Parts hinzufügen und schon hat man musikalische Welten, die sich mit jedem Moment des Schaffens am JD-XA neu erfinden bzw. neu gestalten.

Die Effekte sind von ausreichender Qualität und können schnell und unkompliziert den Sound veredeln. Die ANALOG Sound-Engine bietet einen eigenen (!) Ausgang, an dem das trockene Analog-Signal zur Verfügung steht, womit man klangtechnisch doch eine recht große Freiheit hat, „wie“ man den Gesamtklang letztlich gestaltet bzw. abmischt.

Schließlich aber beinhaltet der JD-XA auch einen Vocoder (Anschluss für ein Mikrofon ist vorhanden), womit das Klangspektrum sich nochmals – von ANALOG zu DIGITAL hin zu VOCODER-Sounds erweitert. Drum-Samples können im TR-Stil einprogrammiert werden (die entsprechende Scale-Beschriftung stammt noch aus Zeiten der TR-808) und so ist das Gesamtpaket der klanglichen Möglichkeiten eines JD-XA doch beeindruckend.

Abb.: Der JD-XA kann Stimmen über CV/Gate ausgeben …

Dennoch gibt es zwei „Aber“ …

Erstens: Bei vielen Sounds rauscht das Instrument etwas. Feine Ohren werden in so manchen der angefügten Klangbeispiele ein nicht unerhebliches Grundrauschen feststellen (vorzugsweise bei leisen Audio-Stellen, das ist klar). Auch einige der integrierten JD-XA Effekte verfügen über einen beachtlichen Rausch-Anteil. Beispiel zum Grundrauschen: Soundfile „Pad 2“ (und andere).

Zweitens: Der bereits angesprochene ANALOG Teil ist klanglich etwas durchwachsen. Ein JP-8000 anno 1997 klingt nicht schlechter (und ist virtuell-analog). Alles subjektiv, das ist klar. Doch das Analog-Filter des JD-XA ist nicht mehr als ein „nettes Modul mit aggressiver Filter-Resonanz“ und zwischen den einzelnen Filter-Typen (LP 1, 2, 3 bzw. HP, BP) lässt sich manchmal überraschend wenig Unterschied ausmachen.

Fazit

Der Roland JD-XA Crossover-Synthesizer verfügt über einen äußerst inspirierenden und hochwertigen Sound, der vor allem auf die SuperNATURAL Synthese im DIGITAL Bereich zurückzuführen ist. Darüber hinaus macht der direkte Zugriff auf alle Teile der Klangerzeugung aus dem JD-XA ein hervorragendes Performance-Instrument mit weitreichenden musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten. Ob analoge Patterns, lebendige Drum-Loops, live generierte Vocoder-Sessions, krasse Sync-Sounds oder butterweiche Flächenklänge – der JD-XA „ist“ ein musikalisch äußerst vielseitiges Instrument.

Dem gegenüber stehen Abstriche in der Klangqualität (Rauschen im Audio-Pfad, zumindest bei unserem Testmodell), problematische Aspekte der Hardware (4 Oktaven-Keyboard nicht ausreichend, abgekürzte Keyboard-Tasten, unausgewogenes Verhalten der Velocity, externes Netzteil), eine qualitativ schlechte und inhaltlich unzureichende Bedienungsanleitung, sowie Mängel in der Performance (Step-Sequencer ohne Transpose-Funktion über das Keyboard) und in der Benutzerführung.

So gesehen ist der JD-XA ein Great Synthesizer im musikalischen Sinne (speziell dank seiner unglaublich hochwertigen Samples), allerdings mit erheblichen Schwächen, die sich letztlich natürlich auch auf das musikalische Ergebnis auswirken (bzw. auswirken können).

35 Minuten Audio-Files sind angefügt. Alles „JD-XA“ und sonst nichts. Ausnahme: Im Beispiel „SyncSound“ steuert der GRP A8 eine analoge Stereo-Sequenz bei.

Viel Spaß beim Hören.

Roland JD-XA - DEMO 1
Roland JD-XA - DEMO 2
Roland JD-XA - Vocals
Roland JD-XA - Pad 1
Roland JD-XA - Pad 2
Roland JD-XA - Organ
Roland JD-XA - Octaves
Roland JD-XA - Arpeggio
Roland JD-XA - Massive
Roland JD-XA - Fanta Piano
Roland JD-XA - Sync Sound
Roland JD-XA - Sequence 1
Roland JD-XA - Sequence 2
Roland JD-XA - Polyphonic 1
Roland JD-XA - Polyphonic 2

Roland JD-XA

Polyphoner Analog/Digital Synthesizer
max. 64 Stimmen

Preis: ca. 1.900 Euro, Modell auslaufend
(10/2023)

Website Hersteller:
www.rolandmusik.de

Link / Vergleich:
Testbericht Roland JD-800

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