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MFB Dominion 1 – ein analoger Synth DELUXE

Gleich vorweg: Ich habe den Begriff „Deluxe“ ausgeliehen. Auf der Suche nach einer Kurzbeschreibung des MFB Dominion 1 stieß ich bei Schneiders Laden auf die treffende Überlegung, dass dieser Synthesizer eigentlich „Dominion Deluxe“ heißen sollte. Nach Absprache mit Andreas Schneider ist mir die Verwendung des Wortes nun gestattet und so soll der neue MFB Sprössling fortan das noble Attribut DELUXE tragen.

Wie kommt es, dass MFB einen solch edlen Synthesizer baut? Drehen wir das Rad der Geschichte ein paar Jahre zurück. 35 Jahre, um genau zu sein. 1979 hat Ing. Manfred Fricke mit der Herstellung von Sequenzern, Synthesizern und Drumcomputern, kurz: mit dem Bau elektronischer Musikinstrumente begonnen. Das kleine Unternehmen mit Sitz in Berlin hat im Laufe der Jahrzehnte viele Produkte erschaffen und allen Wogen der Zeit getrotzt. Der Dominion 1 erblickt nun im Sommer 2014  – nach einer stolzen Entwicklungszeit von 3 Jahren – das Licht der Welt. Die beiden Väter des Instruments sind namentlich Ing. Manfred Fricke und Uwe George Giegler (aka yapacc).

Im Bericht MFB Dominion X / X SED – der OSCar Effekt wird der Vorgänger der hier präsentierten Tastaturversion ausführlich vorgestellt. Viele der schönen Details des Dominion X sind natürlich erhalten geblieben, doch die neue Keyboard-Version setzt noch Einiges oben drauf …

Die Lobeshymnen auf den Dominion 1 verstärken sich insofern, als das weltweite Angebot an neuen Analog-Synthesizern etwas, nun ja, dürftig ist. Yamaha und Roland sehen offenbar keine entsprechenden Markt-Bedürfnisse und haben folglich keine Analog-Synthesizer im Programm. Korg gibt sich jovial und bietet zumindest kleine, analoge Groove-Instrumente (Volca Serie) – von diversen MS-20 Nachbauten nun mal abgesehen. Wenden wir den Blick von den Großen also auf die etwas Kleineren.

Moog hält unbeirrt am Nachfolger-des-Nachfolgers-des-Nachfolgers-des-Minimoog-Konzepts fest. Voyager, Little Phatty, Sub SoUndSo – wer noch immer keinen Synthesizer mit Kaskadenfilter hat: Die Auswahl ist groß. Tom Oberheim bietet altbekannte (und bewährte) SEM-Module in mehreren Varianten und auch Dave Smith bleibt seinem Prophet-Stammbaum treu. Prophet-12, Pro-2 – Altes in neuem Gewand. Arturia hat mit MiniBrute und MicroBrute einen guten Start in die analoge Ecke absolviert – das echte Luxus-Instrument (der MatrixBrute) folgte dann einige Jahre später.

Der Weltmarkt im Jahr 2014 ist also weitgehend mit neuen Analogsynthesizern altbewährter Rezeptur bestückt. Innovatives hält sich in Grenzen und passiert eher im Modular / Eurorack-Bereich (Endorphin.es, Make Noise, Cwejman, Doepfer, etc.) bzw. im Stand-Alone Pult-Synthesizer-Bereich (MacBeth Elements, Dreadbox Murmux, Vermona PERfourMER MKII, Elektron Analog Four, etc.).

Wie dem auch sei … mit dem …

… Dominion 1 trifft MFB den Nagel auf den Kopf. Dieser Analogsynthesizer mit 3-Oktaven Keyboard, MIDI, CV-Patchfeld, umfassender Klang-Architektur, ebenso umfassenden Spielhilfen und großen Bedien-Elementen bietet ein erstaunliches Konzept. Der Dominion 1 ist eines jener seltenen Instrumente, mit denen sich ein Studio betreffend analoger Sounds (und analoger Performance) „komplett“ abdecken ließe. Noch einen polyphonen (Flächen-) Synthesizer dazu, einen Drumcomputer, ein Notebook zum Aufnehmen – fertig. Mehr braucht es nicht. Der Dominion 1 befriedigt „alle“ analogen Klang-Bedürfnisse, denn das kann er.

Das Äußere

Beim ersten Kontakt stellt man überraschend fest, wie schwer der Dominion 1 ist. Stabiles Metall-Gehäuse, Holz-Seitenteile – wir sind mit dem Chassis zufrieden. Exzellent ist das integrierte Netzteil. Schön, wenn man einen richtigen Strom-Stecker am Instrument hat, das ist bei neuen Synthesizern keine Selbstverständlichkeit mehr. Die großen Potis sind hervorragend (und nein – es wird „nicht“ alles gelobt, doch man lese weiter …). Mit ihrem weißen (oder schwarzen) „Auge“ erinnern die Regler sehr an den RSF Kobol. Die bunten bzw. grau-abgestuften Potikappen sind geschmackvoll gewählt und zeigen im Überblick die entsprechenden Klang- bzw. Funktionsgruppen an.

Hier lohnt es sich schon, den Gedanken etwas freien Lauf zu lassen. Ehrlich gesagt: Der „ideale“ Dominion 1 dürfte noch etwas größer sein. Zwar bieten die dicht an dicht liegenden Regler bereits jetzt genügend Spielraum zum Drehen bzw. Arbeiten, doch ist die Beschriftung der vielen Wahlmöglichkeiten sehr klein geraten. Schriftgröße ‚8 Punkt‘ wäre die Schätzung. Und das ist, hm, sehr klein.

Es erfordert gutes Licht und sehr genaues Hinschauen, um die entsprechenden Funktionen oder Wahlmöglichkeiten der Potis sofort zu erfassen. So würde ein größerer Dominion 1 nicht nur mehr Luft zwischen den Drehpotis bieten, sondern vor allem einen größeren Beschriftungsradius (und folglich eine zumindest etwas größere Schrift, idealerweise in „Bold“) erlauben. Zudem wäre damit auch Platz für ein 3,5- oder gar 4-Oktaven Keyboard samt extra Pitch-Bender / Modulations-Wheel – natürlich zusätzlich zu den bestehenden Ribbon-Controllern. Das wäre echter Luxus.

Jedenfalls, die Potis des Dominion 1 sind exzellent. Sehr griffig, groß und sattelfest. Anders sieht es bei den Fadern aus. Die sind eine der wenigen Schwachstellen des Instruments. Sie fühlen sich lümmelig an, wackeln in ihrer Führung und ihre Faderköpfe stehen gerne mal ein bisschen kreuz und quer. Das trübt den sonst so hochwertigen Gesamteindruck des Dominion 1 etwas. Doch man kann damit leben. Und exzellente Musik machen.

Die kleinen, schwarzen Druck-Knöpfe, für diverse Funktionen und Umschaltungen zuständig, machen ihre Sache sehr gut. Auch die beiden Ribbon-Controller sind von hochwertiger Qualität und die Buchsen im CV-Panel wurden stabil mit dem Chassis verschraubt. Alles in allem ist die Verarbeitung – mit Ausnahme der Fader – äußerst solide und auf hohem Niveau.

Schließlich wäre noch ein kleines, aber eben entscheidendes Detail zu nennen. Die Beschriftung der Buchsen an der Rückseite ist doppelt (normal und seitenverkehrt) ausgeführt. Dies ist übrigens auch bei diversen Instrumenten von Manikin Electronics und JoMoX zu finden. Hier scheint es also eine gewisse Berlin-Affinität zu geben. Gerade beim Anstecken von MIDI-Verbindungen (die ja doch ab und an wechseln können) ist es jedenfalls sehr angenehm, wenn man durch leichtes Kippen (Anheben) des Dominion 1 sofort guten Einblick auf die Beschriftungen der Buchsen hat.

Das Konzept

Bevor die einzelnen Klangbausteine des Dominion 1 nun endlich ins Zentrum der Betrachtungen rücken, noch schnell eine Überlegung zum gesamten Konzept des Instruments …

Es hat sich beim Dominion 1 schon nach kurzer Zeit der Gedanke festgesetzt, dass dies der Gipfel der monophonen Analog-Synthesizer mit Keyboard, MIDI und CV/Gate ist. Der monophonen Analog-Synthesizer mit Keyboard, MIDI, CV-Patchfeld und mit kreativen Möglichkeiten, genauer gesagt. Einfacher formuliert: Der Gipfel eines Analog-Synthesizers, wie ihn sich eben viele Musiker wünschen. Zugegeben, der Anfang 2017 auf den Markt gekommene Arturia MatrixBrute kann noch viel (viel) mehr, doch verfügt der Dominion 1 neben all seinen Möglichkeiten über einen warmen Analog-Sound, der MatrixBrute klingt – Arturia eben – trotz allem etwas kühl und technisch.

Betreffend äußerem Design und erweiterter Hardware (größere Beschriftung, bessere Fader, längeres Keyboard) würden wir zwar einen echten Dominion 1 DELUXE keinesfalls von der Bettkante stoßen, doch davon abgesehen … was will man mehr? Es fehlt nichts am Dominion 1. Er hat alles, er kann alles. Alle Modulationen, alle Querverbindungen, alle Filter-Modi, alle Spielhilfen, alle Anschlüsse … er ist – im Konzept – ein perfektes Instrument.

Von diesem nicht ganz bescheidenen Gedanken ausgehend nun endlich zu dem, was der MFB Dominion 1 in seinem Inneren zu bieten hat …

3 VCOs

Die drei Oszillatoren sind so gut wie identisch:

Die Fußlagen aller Oszillatoren sind 6-stufig (ziemlich luxuriös), VCO2 und VCO3 kommen sogar mittels TUNE nochmals über eine Oktave weiter (+/- 13 Halbtonschritte) und können zu VCO1 synchronisiert werden.

Auch die Modulationsmöglichkeiten jedes einzelnen VCOs sind beachtlich:

Zur besseren Übersicht hier „ein“ Oszillator im Überblick …

Das Besondere sind sicher die LEVEL-Modulation (Oszillatoren ein- und ausblenden), die PITCH-Modulation durch wahlweise einen der beiden wide-range Haupt-LFOs sowie die PWM bzw. PW Modulationen, die auf alle Wellenformen angewendet werden können. So sind Klangverschiebungen von Dreieck nach Sinus (nicht ganz so spektakulär) oder von Sägezahn zu Dreieck (klanglich interessanter) möglich.

Zu all diesen Möglichkeiten gibt es noch eine gesonderte FM-Abteilung. VCO3 kann als Modulationsquelle wie folgt dienen …

VCO Frequenzmodulation:

Dabei kann die Modulationstiefe natürlich einfach per Drehregler eingestellt werden, oder aber man steuert die Modulation dynamisch durch:

Statt VCO3 kann auch ein externes Signal zwecks VCO Frequenzmodulation genützt werden. Damit lässt sich schon Einiges anstellen.

Zu all den oben genannten Möglichkeiten kommen natürlich noch die umfassenden VCO CV-Anschlüsse im Patchfeld, die die Koppelung des Diminion 1 mit weiteren, externen (oder auch internen) Signalquellen erlauben. Viel Spaß!

12-faches MultiMode Filter

Auch diese Spielwiese ist überdimensional bestückt. Das analoge Filter des Dominion 1 sucht in der Synthesizer-Geschichte wohl seinesgleichen. Gut, da wären noch der legendäre Oberheim Xpander bzw. Matrix-12. Aber sonst?

Die Liste der Filtertypen ist schlichtweg imposant:

Man könnte nun vermuten, dass dies ein wenig übertrieben ist. Quasi „Ok, wo ist nun der Unterschied zwischen LP2 und LP4?“ Im Ansatz mag dies eine sehr berechtigte Frage sein. Und teils stimmt es sicher: Die Unterschiede sind nicht „immer“ so groß. Doch ist bei der Bedienung zu beachten, dass häufig die Resonanz-Einstellungen entscheidend sind. Wer nicht viel Unterschied hört sollte sich an selbigem Regler gütlich tun. Dann dürfte das eine oder andere Aha-Erlebnis folgen.

In Summe ist die klangliche Palette des Dominion 1 Filters enorm. Besondere Leckerbissen sind das starke / dominante LowPass Filter sowie das sämige Notch Filter. BandPass und HighPass entfalten bei hoher Resonanz ihre wahre Kraft. Man höre sich die 40 Minuten Audio-Files an. Das Filter ist von edelster Sorte. Es ist wirklich DELUXE!

Wie der obenstehenden Grafik zu entnehmen ist, lässt sich sogar die Filter Resonanz spannungssteuern. Musikalisch ist das (zugegeben) nicht „immer“ sehr ergiebig, es hat – schlaue Köpfe werden es richtig vermuten – mit der jeweiligen Filter-Art zu tun, wie effektiv eine Resonanz-Modulation nun den Klang verändert. Gerade hier kommen BandPass und HighPass als besonders farbenreiche Filtertypen ins Spiel.

Doch dem nicht genug. Das Filter kann von unzähliger Seite aus moduliert werden. Um hier einen besseren Überblick zu haben, wurde die folgende Grafik erstellt.

Es gibt folgende Bereiche der Filter-Modulation:

Nun, wer da nicht genug hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Sollten hier noch immer kreative Performance- und Zugriffsmöglichkeiten fehlen, dann liegt es sicher „nicht“ am Instrument. Der Dominion 1 kann eben wirklich alles.

Hüllkurven und LFOs

Gut, nun muss sich die Euphorie ein klein wenig abkühlen. Die Hüllkurven sind gut, aber eben nicht fantastisch. Sie sind software-basiert (nun haben wir den Bösewicht) und wirklich sehr brauchbar. Doch der richtige ZAPPPP!, der fehlt. Das ganz Knackige ist nicht drinnen. Und genau in diesem Punkt werden einige wenige Musiker „nicht“ glücklich werden mit dem Dominion 1, das steht schon fest. Sie suchen das ultra-scharfe, das Rasiermesser unter den Analogen? Das finden Sie bei anderen Instrumenten, nicht beim Dominion.

Die LFOs bringen wieder viel Farbe ins Leben. Schließlich sind 3 LFOs echter Luxus. Zugegeben, auch sie sind software-basiert, doch fällt das hier nicht so ins Gewicht. Es gibt pro LFO sechs Wellenformen, zwei der LFOs haben sogar Sample & Hold. Je nach Betriebsart und Spielweise (Key Follow: LFO Geschwindigkeit steigt mit zunehmender Tastenhöhe) geht der Frequenzbereich bis 1,2 kHz. Das ist wieder einmal DELUXE.

Doch ausnahmsweise ist es nicht das Schnelle, das zählt. Was mir beim Dominion-1 sofort imponierte sind seine „langsamen“ LFO-Zeiten. Wenn das Filter im stolzen Zyklus von 40 Sekunden scheinbar unendlich langsam moduliert wird, dann hat das (musikalisch) ungeheure Kraft. Eben genau diese Flexibilität (sehr schnell, sehr langsam) ist es, was einen durchdachten Synthesizer universell einsetzbar und damit „ideal“ macht.

Zwecks „Verlängerung“ von Zeiten gibt es übrigens sowohl bei den Hüllkurven als auch bei den LFOs die Möglichkeit, ihre globale Zeit um das 4-fache zu verlängern. Bei den Hüllkurven erscheint es mir immer noch (interessanterweise) zu schnell (so richtig langsame Attack-Zeiten kommen nicht), doch bei den LFOs passt es sehr gut.

Natürlich lassen sich die beiden Haupt-LFOs am CV-Panel abgreifen, wobei findigen Beobachtern schon aufgefallen sein dürfte, dass ein kleiner (und sogar lustiger) typografischer Fehler passiert ist: LF01 und LF02 sollten ja LFO1 und LFO2 heißen … :o)

Und ja, LFO2 In (sorry, LF02 In) stellt klar, dass der zweite LFO zudem spannungssteuerbar ist. Nun kommen wohl auch die eingefleischten Modular-Freaks langsam ins Schwitzen. Der Dominion ist … (DELUXE).

Ribbon Controller

Vorweg: Die Ribbon Controller sind exzellent. Betreffen Flexibilität und Ausdruck sind sie jedem gewöhnlichen Pitchbend / ModWheel Konzept deutlich überlegen. Dennoch ist es möglich, dass sich hier die Geister etwas scheiden.

Tatsache ist, dass man „punktuelle“ Modulationen nur mit einem Ribbon vornehmen kann. Atonale Melodien mit Finger-Tippen gefällig? Sample/Hold-ähnliche Filter-Modulationen? „Spielen“ des selbstoszillierenden Filters via Ribbon? Alles kein Problem.

Dagegen gelingen gewöhnliche Pitchbend-Aktionen, wie man sie bei diversen Synthi-Pop Mainstream-Sounds beispielsweise gerne hätte, zu den schwierigeren Unterfangen. Hier kommt das Thema „Ergonomie“ ins Spiel: Ein Pitch-Bend Hebel ist physisch zu bewegen bzw. zu ziehen, das gibt mehr Sicherheit als das bloße Rutschen des Fingers auf der Ribbon Unterlage.

MFB hat jedenfalls alles Erdenkliche getan, um das Beste beider Welten zu optimieren. Pitchbending geht bei maximaler PITCH RANGE Einstellung exakt eine Oktave nach oben bzw. nach unten, sehr schön.

Folgende Ziele können vom Pitch Ribbon und Modulation Ribbon (= LFO3) separat bedient werden:

Patchfeld

Hier geht die Sonne auf. Gibt es etwas Schöneres als solch flexible CV-Anschlüsse? Sie geben dem Dominion 1 das i-Tüpfchen und machen ihn eben so vielseitig, dass man bei diesem Synthesizer in der Tat von einem „offenen“ System sprechen kann.

Sequenzer und Arpeggiator

Zunächst, beim Gedanken an einen Arpeggiator beginnt heutzutage ein wenig das innere Gähnen. Erstaunlicherweise grooven viele Instrumente (trotz aufgeregtem Arpeggio-Gehüpfe) nicht wirklich. Das ist wohl eine der Nebenerscheinungen unserer virtuell-analogen Zeit. Doch hier haben wir ein analoges Instrument unter der Nase. Und der Arpeggiator des Dominion 1 grooved wunderschön (Tipp: Klangbeispiel „Arpeggio“). So ein Groove ist ja immer eine Symbiose der reinen Funktionalität (Arpeggiator) und des Klanges. Und ja, selten macht das Spielen eines Arpeggiators so viel Freude wie am Dominion 1.

Der Sequenzer bietet schlanke 128 Steps, was für Bassläufe und Melodie-Linien perfekt ausreichen dürfte. Eingabe erfolgt Step-by-Step, wobei der Dominion 1 mit jeder gespielten Noten von selbst einen Schritt weiter schaltet. Anders gesagt: Man kann die Sequenz direkt einspielen, Pausen und gehaltene Noten werden per Zusatz-Knopf gedrückt. Nun ist der Sequenzer nicht einfach so ein Sequenzer. Er nimmt auch Veränderungen der Notenlänge (Regler LENGTH), der Aftertouch Modulation (AT Mod), der Glide-Einstellung und des Modulations-Ribbons (Ribbon 2) auf! Das grooved dann wirklich herrlich. Zudem gibt es SHUFFLE (für alle, die noch mehr „human feel“ brauchen) und natürlich lassen sich die Sequenzen in Echtzeit über die Tastatur transponieren.

An dieser Stelle ein kleiner (und dringender) Wunsch. „Transpose“ ist eine wunderbare Funktion. Schließlich soll musikalische Performance ja möglichst flexibel sein und möglichst in Echtzeit passieren. Und manchmal geht es auch, manchmal aber nicht ganz. Nicht ganz insofern, als man erst die SHIFT/Trans Taste drücken muss, um die Sequenz auf eine neue Tonstufe zu stellen. Wie beim Dominion 1 (und wie anno dazumal auch bei Rolands SH-101). Genau diese „zusätzliche“ Hand, die man zum Ändern der Tonhöhe braucht (mit der anderen drückt man den gewünschten, neuen Ton – beide Hände sind im Einsatz), die fehlt beim Echtzeit-Musikmachen. Schließlich will man ja ständig am Filter drehen oder die Wellenformen der VCOs ändern oder sonstige Eingriffe vornehmen. Daher der Wunsch, dass MFB noch mit einem „Sequenzer“ Mode nachlegt, in dem die Keyboard-Tastatur on the fly – ohne zusätzliches Drücken eines weiteren Bedienelements – zum Transponieren zu verwenden ist.

Darüber hinaus ist die Arpeggiator / Sequenzer-Abteilung ein wahrer Segen. Musikmachen per excellence (man höre sich die Klangbeispiele „Internal Sequ“ an). Und wer gerne synchronisiert: Eine externe Steuerung ist über MIDI Clock möglich.

Aftertouch und Velocity

Aftertouch kann verschiedene Klang-Aspekte bedienen. Hier kommen diverse Kürzel über die 3-stellige LED-Anzeige ins Spiel …

Tonhöhen lassen sich also individuell per Finger(nach)druck steuern, Schwebungen per Aftertouch sind beispielsweise eine wunderbare musikalische Feinheit. Schade allerdings, dass man betreffend der Lautstärke-Modulation einzelner Oszillatoren an die Einstellungen in der VCO Sektion gebunden ist. Damit kann man Einschwingvorgänge der LFOs oder der Hüllkurven einblenden, so weit so gut. Allerdings kann man die einzelnen VCOs nicht „direkt“ ein- bzw. ausblenden – so, wie es beim Yamaha CS-80 anno dazumal möglich war. Der geliebte Vangelis-Effekt bleibt hier also etwas außen vor … (man kann das Ein-/Ausblenden der VCOs über einen sehr langsamen LFO simulieren, aber es ist natürlich nicht dasselbe wie die „direkte“ Lautstärke-Kontrolle der einzelnen VCOs).

Die Steuerungsmöglichkeiten via Velocity sind jedenfalls deutlich leistungsfähiger:

Das Entscheidende ist nicht nur die schöne Anzahl an Modulations-Eingriffen mittels Spielstärke. Das Entscheidende ist, dass alle Modulationen gleichzeitig passieren können. Dabei darf jedes einzelne Ziel positiv oder negativ programmiert werden und auf den Klang Einfluss nehmen. Respekt für die Velocity-Abteilung!

Noch ein paar Extras

Viele Details wurde noch gar nicht erwähnt. So kann man in einem Untermenü Filterfrequenz und Filterresonanz kalibrieren. Auf Wunsch lässt sich der Dominion 1 parafon – in diesem Fall dreistimmig – spielen (3 VCOs aufgeteilt, aber dennoch nur ein Filter). Live ist parafon schwierig zum Umsetzen (man schafft es kaum, alle 3 Töne gleichzeitig loszulassen), aber via MIDI (Sequenzer) ist es natürlich kein Problem. Sogar der interne Sequenzer des Dominion 1 kann 3-stimmig aufzeichnen (Akkorde). Noise ist in der Mixer-Abteilung natürlich vorhanden und das Signal des analogen Ringmodulatos (bzw. eines zugeführten, externen Audio-Signals) kann separat ein- und ausgeblendet werden.

Zudem gibt es 128 Speicherplätze. Viele der Werkssounds sind willkürliches Geblubber oder einfache Effekt-Sounds. Und das ist – ausnahmsweise – gut so. Man strenge sich gefälligst selbst an und programmiere eigene, ausdrucksstarke Sounds – dafür ist das Instrument nunmal da! Der Dominion 1 bietet alles, was die analoge Klangkunst im Angebot haben kann. Im MAN Modus entspricht der Klang übrigens den aktuellen Regler-Einstellungen (das wäre ein guter Start zum neuen, eigenen Klang). Die Programmspeicher können schließlich via MIDI Dump gesendet oder empfangen werden. Auch das Benutzerhandbuch (Manual) ist sehr gut geschrieben – wieder ein kleines, wichtiges Detail.

Was jedoch fehlt ist ein Kopfhörer-Ausgang! Vielen Dank an Leser „eisblau“ für den Hinweis. Eine Phones-Buchse wäre in der Tat noch eine wichtige Zugabe für all jene, die ohne Verwendung eines Mischpults „nur“ (und direkt) am Dominion 1 spielen wollen.

Fazit

… und damit ist auch alles gesagt. Der Dominion 1 ist ein extrem durchdachtes und zudem sagenhaft gut klingendes Musikinstrument.

Einige wenige Musiker werden die mittelmäßig zackigen Hüllkurven kritisieren (… wobei viele Leser meinen, dass die Hüllkurven in den Audio-Files sehr gut und nicht träge rüberkommen. Man kann – wie zu hören – damit 1A elektronische Musik machen). Einige wenige Musiker werden mit der Fülle an Möglichkeiten vielleicht überfordert sein (obwohl die gesamte Bedienung, die Aufteilung der einzelnen Funktionsgruppen, die Ein- und Ausgänge, eben „alles“ am Dominion 1 definitiv benutzerfreundlich durchdacht ist). Einige wenige Musiker werden nicht umhin kommen, den Dominion 1 mit anderen Synthesizern zu messen (sie dürfen natürlich, keine Frage). Ja, zugegeben, ein MacBeth „Elements“ wird in seiner auditiven Reinheit mit Sicherheit besser klingen. Aber er kostet auch 5000 Euro. Und er hat dennoch nicht dieses umfassende Gesamtkonzept des neuen MFB Synthesizers.

Arturias MatrixBrute kann – wie schon zuvor erwähnt – natürlich noch viel mehr als der Dominion 1, doch verfügt der MFB Synthesizer über einen sehr warmen Klang (etwas, das man doch in gewisser Weise mit „analog“ verbindet) – Arturia Synthesizer tönen hingegen deutlich (!) kühler.

Letztlich sind es auch nicht einzelne VCOs oder einzelne Filter, die darüber entscheiden, ob man diesem oder jenem Synthesizer viel Zeit widmet oder nicht. Ein guter (warmer, ansprechender) Grundklang, komplexe – aber dennoch übersichtliche – Möglichkeiten, vielfältige Verbindungsbusse, flexible Performance-Hilfen – das Gesamtpaket all dessen entscheidet, ob man ein Instrument mit Hingabe spielt oder nicht.

Und genau dieses Gesamtpaket hat der MFB Dominion 1 zu bieten. Er ist ein analoger Synth DELUXE.

Die angefügten Klangbeispiele sind zu 90% ausschließlich mit dem Dominion 1 entstanden. Ab und zu trägt der Korg Lambda weiche Chöre bzw. Streicher bei und allfällige aggressive Drums stammen von der Jomox xBase09 (übrigens ist das tiefe „Wumm“ des Klangbeispiels „xBase09 2“ nicht vom Drumcomputer, sondern vom Dominion 1). In den zwei MIX-Soundfiles kommen schließlich neben dem MFB Synthesizer noch zwei Korg MS-20 (Stereo-Bass-Sound), GRP A8, Oberheim OB-8 sowie GEM S3 zum Einsatz.

Die Klangbeispiele „Overdrive 1“ und „Overdrive 2“ präsentieren den Dominion 1 mit dem Routing von MIX OUT zurück zu EXT IN. Ein wirkliches „Feedback“ ist das klangliche Ergebnis nicht, doch wird der Sound lauter und ein Stück unruhiger / aggressiver / noch „analoger“ (wenn man so will) …

Vielen Dank an: Manfred Fricke, Uwe Goerge Giegler, Andreas Schneider, Hans Laubreiter, Polyaural sowie „eisblau“.

Viel Spaß beim Hören …

Nachtrag 1: Bei aller – zum Teil auch gerechtfertigten – Kritik an einigen wenigen Details des Dominion 1 möchte ich noch 2 Gedanken hinzufügen.

  • Zu den „inneren“ Werten des Dominion 1: „Wo viel gehobelt wird, fallen viele Späne“ ist ein bekanntes Sprichwort. Auf den Dominion 1 bezogen: An einem Instrument, dessen Konzept sehr umfassend entwickelt wurde und dem Musiker nun enorm viele Möglichkeiten bietet, lassen sich naturgemäß auch entsprechend viele Dinge bemängeln. Es liegt allerdings am Musiker selbst, die vorhandenen Stärken eines Instruments zu nützen und die Schwächen entsprechend seinen musikalischen Erfahrungen auszugleichen. Dieser Gedanke ist natürlich nicht in allen Situationen umsetzbar (wenn z.B. die direkte Kontrolle der einzelnen VCO-Lautstärken über Aftertouch nicht vorgesehen ist, dann geht es eben nicht), dennoch kommt man auch über Umwege oft zu den gewünschten klanglichen Resultaten. Mit anderen Worten: Musikalischer Ausdruck ist keineswegs ausschließlich das Ergebnis von technischen Details eines Instruments. Vielmehr ist er das Ergebnis der vorhandenen Möglichkeiten „und“ der künstlerischen Fähigkeiten eines Musikers.
  • Zu den „äußeren“ Werten des Dominion 1: Das Preis/Leistungsverhältnis des Dominion 1 ist exzellent. Wäre das Instrument nun von einem Hersteller mit „großem Namen“, würde es zumindest das Doppelte oder Dreifache kosten. Dass MFB hier am Boden bleibt und diesen Synthesizer zu einem solch fairen Preis anbietet, ist dem Unternehmen hoch anzurechnen. Manche Fragezeichen betreffend Hardware – wie die in diesem Bericht geäußerten Überlegungen zur Qualität der Fader – sollten daher relativiert werden. Sieht man sich den Preis des Dominion 1 an, so darf man bei aller Kritik ganz klar „die Kirche im Dorf lassen“. Alles andere wäre eine Illusion, denn günstigster Preis und allerhöchste Hardware-Qualitätsstufe schließen sich nun mal aus. Das hat die Synthesizer-Geschichte schon lange gezeigt.

Nachtrag 2: Der neue Dominion Club ist – so MFB – die Desktop-/Club-Variante des Dominion 1. Bei einem Preis von 519 Euro ist das schlanke Instrument in MFB-typischer Kleinbauweise ausgeführt und damit – aus unserer Sicht – kein Ersatz für den Dominion 1. Nähere Info zum Dominion Club auf der Website des Herstellers.

Doch nun zurück zum MFB Dominion 1 und seinen Klangbeispielen. Viel Spaß beim Hören …

MFB Dominion 1 - DEMO
MFB Dominion 1 - Internal Sequencer 1
MFB Dominion 1 - Internal Sequencer 2
MFB Dominion 1 - Jomox xBase 09 1
MFB Dominion 1 - Jomox xBase 09 2
MFB Dominion 1 - VCO Modulation by ADSR, BPF 3
MFB Dominion 1 - 1 VCO, LPF 1, External Filter FM
MFB Dominion 1 - Velocity Controlled LFO Speed
MFB Dominion 1 - VCO Modulation by ADSR
MFB Dominion 1 - Simply Analog
MFB Dominion 1 - Feedback
MFB Dominion 1 - Mix 1
MFB Dominion 1 - Mix 2
MFB Dominion 1 - Soft Solo
MFB Dominion 1 - Strange
MFB Dominion 1 - Slow PWM
MFB Dominion 1 - Slow Motion
MFB Dominion 1 - Arpeggiator
MFB Dominion 1 - Voltage Controlled LFO
MFB Dominion 1 - Crazy Effect Arpeggio
MFB Dominion 1 - 1 VCO Triangle Lead
MFB Dominion 1 - 1 VCO, Notch 1, Resonance
MFB Dominion 1 - 1 VCO, LPF 4, Resonance
MFB Dominion 1 - Manikin Schrittmacher Sequencer
MFB Dominion 1 - 1 VCO, BPF 1, Resonance
MFB Dominion 1 - Most Dangerous Filter
MFB Dominion 1 - Overdrive

MFB Dominion 1

Paraphoner Analoger Synthesizer

Preis: 1.390 Euro

Website Hersteller:
http://mfberlin.de

Download:
MFB Dominion 1 Foto (2200x1700px)

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