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GRP A4 – der WILDE Analog-Synthesizer

GRP A4 Synthesizer

Wurden Sie schon einmal von einem laut kläffenden Vierbeiner gekniept? In die Wade gezwickt, oder vielleicht in die Hand … ein wenig am Ärmel gezupft, sanft an der Hose gezerrt? Mir passiert das ab und zu, wenngleich die betreffenden Hunde es sonst ja NIEMALS tun, wie ihre Besitzer umgehend beteuern. „Wie bitte, MEIN Hund? Na, hören Sie mal!“

Nun, man muss fair sein – nicht alle der hier angesprochenen Vierbeiner sind gleich. Es gibt unterschiedliche Kategorien der knabberlustigen Artgenossen.

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Zunächst wären da mal die großen Hunde zu nennen, die können tief grollen und laut knurren. Doch meistens sind sie sehr nett und eigentlich mehr verspielt denn bösartig. Sanfte Riesen, wenn man so will. Dann gibt es aber noch die kleinen Knieper. Sie zerren wie verrückt an der Leine und kläffen jedes Lebewesen an, das größer ist als sie selbst (hm, alles). Ungeachtet ihrer mangelnden Leibesfülle sind sie wirklich aggressiv, richtig bösartig und somit einfach das Gegenteil ihrer liebenswürdigen, großen Artgenossen.

Um nun auf GRP zu kommen: Es gibt hier erstaunliche Parallelen zur Tierwelt …

Der GRP A8 beispielsweise ist ein großer Hund. Er kann sehr mächtig knurren (bei Lust und Laune sogar zweistimmig), aber letztlich ist er gutartig, meist brav und höchstens ansatzweise aufdringlich. Ein sanfter Riese.

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Ganz anders sein kleiner Bruder, der GRP A4. Er zerrt wie wild an der Leine, kläfft ungezügelt und launisch, ist gebündelte Aggression und somit die „Klang gewordene Reinkarnation“ jener Vierbeiner, die einen schon ab und zu gerne mal kniepen, am Ärmel zupfen oder an der Hose zerren. Einfach so.

Ein halber A8? Man beliebe zu scherzen …

Wer den „Großen“ nicht kennt, der sollte an dieser Stelle den GRP A8 Testbericht lesen. Das Instrument ist optisch eine Augenweide und klanglich erste Sahne, da gibt es nichts zu rütteln. Grundsätzlich kann der GRP A4 quasi das, was „eine“ Synthesizer-Hälfte des A8 kann. Mit Ausnahme der Festfilterbank-Klänge, versteht sich (denn dieses Modul fehlt).

Wie auch immer, ich war in den letzten Monaten – es folgt ein offenes Geständnis – etwas skeptisch, was der A4 denn nun wirklich Neues zu bieten hätte. Er ist doch quasi ein halber A8 …? So sieht es am Papier auf die Schnelle tatsächlich aus und so steht es zu lesen in der unendlichen Informations-, Diskussions- und Forumsflut im launischen World Wide Web.

Doch ehrlich, so ist es nicht. Der A4 hat viele (teils unerwartete) Besonderheiten, die weder der große A8 noch sonst irgendein Instrument zu bieten hat. Es ist ein völlig eigenständiger Synthesizer. Nicht nur innerhalb der GRP-Familie. Grundsätzlich.

Konzept und Aussehen

Der GRP A4 ist ein monophoner Analogsynthesizer mit MIDI und CV/Gate. Bei 81,5 cm Breite, 47,5 cm Höhe und 25 cm Tiefe ist er (relativ) bequem tragbar, zugleich aber auch überraschend schwer. Seine 22 kg machen sich bei längerer Umarmung relativ schnell bemerkbar.

Das Instrument ist äußerst benutzerfreundlich aufgebaut (neben der bemerkenswerten strukturellen Flexibilität und dem herausragenden Klang ist es die Stärke von GRP, wie ich meine) und erstaunlich komplex ob seiner (relativen) Handlichkeit. Es ist ein Synthesizer für Spezialisten und Puristen, für Programmierer und Musiker mit einem (oder besser zwei) offenen Ohr(en) für seriösen Klang. Oder einfach für jene Synthesizer-Begeisterte, die sich „ein Mal im Leben etwas wirklich Gutes“ leisten möchten.

Der A4 verfügt über …

Wo soll man beginnen? Vielleicht tatsächlich beim A8. Nochmals die Empfehlung, den zugehörigen Bericht zu lesen … und sich die A8 Klangbeispiele zu Gemüte zu führen. Damit sind viele wesentliche Aussagen bzw. musikalische Eindrücke zum GRP A4 schon getätigt. Und damit haben wir vor allem auch die Freiheit gewonnen, in diesem Bericht auf das wirklich Neue des GRP A4 einzugehen. Auf die wild an der Leine zerrende, aggressive (und bei anständiger Fütterung zuweilen dennoch sanftmütige) Seele des A4.

Oszillatoren

Die klassische Grundausstattung eines Minimoog, auf den ersten Blick: 3 Oszillatoren, pro VCO gibt es 6 Fußlagen und 6 Wellenformen. Oszillator-Synchronisation, Ring-Modulation, Sub-Oszillatoren: Schon haben wir das Terrain eines Minimoog hinter uns gelassen. Doch zugleich beginnen nun im Detail die feinen Neuerungen beim A4. Während der Vorgänger A8 enorm aufwändige PW-Modulationsquellen im Angebot hatte (11 Wahlmöglichkeiten für Pulsbreitenmodulation, 12 mit dem Step-Sequenzer gerechnet), sind es beim A4 nunmehr reduzierte drei: LFO 1,  LFO 2 und der Sequenzer.

Stattdessen – und hier kommen wir dem entscheidenden Kern näher – wurde das Angebot der so wichtigen Frequenzmodulation der VCOs verbessert. So ist es nun möglich, die Tonhöhe (pro Oszillator!) über Velocity, Aftertouch (oder ModWheel) zu steuern, mit individuell einstellbarem positivem oder negativem Wert. „Schwebungen per Fingerdruck“, sagen wir es ganz einfach. Ein wunderbares Feature, das im angefügten Hörbeispiel „3VCOvelocityFMsolo“ klanglich dargestellt wird.

Mixer

Der Mixer des A4 regelt die Lautstärken von VCO 1/2/3, Sub-Oszillator 1/2, RingModulator, Noise sowie des externen, zugeführten Audio-Signals.

Voltage Controlled Filter

Hier werden wir etwas länger verweilen. Die enorm umfassende Filter-Abteilung des A4 ist in vielerlei Hinsicht … hm, spektakulär. Das Grundgerüst – zwei VCFs, die entweder einzeln, in Serie oder parallel geschaltet werden können – ist gegenüber dem A8 gleich geblieben. Doch folgende Neuerungen machen die Filter-Abteilung zur wohl mächtigsten Klang-Waffe am analogen Synthesizer-Markt:

Tja, die Klänge der Filter entbehren jeder Beschreibung. Man kann sie nicht in Worte fassen. Ein wesentliches Highlight ist natürlich die neue Distortion-Funktion … und die zusätzliche Steigerung des Klangeindrucks im Direct-Out Modus. Das Hörbeispiel „3VCOliveSequTrigFMVCF_2“ sei allen sehr nahegelegt. Es kommt hier kein (!) Auto-Pan zum Einsatz, auch wenn es so klingen mag. Stattdessen werden beide Filter eben „direkt“ L bzw. R abgegriffen, bei individueller LFO-Steuerung der Filter Frequenz … was in Summe einer Auto-Pan Funktion klanglich nahe kommt, in Wirklichkeit aber flexibler und in punkto Klangeindruck noch schöner ist.

Nebenbei: Diese (mit nur einem silbernen Kippschalter optisch unscheinbare) Funktion DIR OUT hat ihre Existenz dem A8 zu verdanken. Bei der Planung des A4 war klar, dass das größte Manko gegenüber dem großen Bruder das fehlende Stereo-Klangbild sein dürfte. So bestand die einzige Möglichkeit darin, den Signalfluss des A4 ab einem bestimmten Punkt aufzuteilen. Technisch dürfte dies Einiges an Kopfzerbrechen bedeutet haben. Nicht umsonst hat mir Paolo Groppioni bei der Übergabe des hier vorgestellten A4 Prototypen wissentlich auf die Schulter geklopft und in seinem liebenswürdigem Italo-Akzent fein lächelnd mitgeteilt: „THIS was a lot of work“.

Wie dem auch sei: Die Aufteilung des Klanges in einen 24dB LPF- und einen 12dB MultiMode VCF- (Audio) Kanal hat sich enorm gelohnt!

Eine weitere Neuerung kommt an dieser Stelle ebenso ins Spiel. Mit dem A4 ist es nun möglich, bei allen Modulationsvorgängen zwischen positiven und negativen Intensitäten zu wählen. Denn genau dies war die geradezu groteske Situation des monströsen GRP A8. Obwohl äußerst großzügig mit zwei parallelen Synthesizern, mit 6 VCOs, gesamt 4 VCFs, 7 Hüllkurven und 3 LFOs bestückt, war es „nicht“ möglich, einfache Stereo-Filter-Sweeps auf Basis „einer“ Sinus-Welle „eines“ einzigen LFOs (positive Wirkung auf Filter 1 und negative auf Filter 2) zu erstellen. Nur als Beispiel.

Dies ist nun beim A4 – in allen Modulationsbelangen quer über das Instrument – sofort realisierbar. Sehr fein. Und nicht nur fein, es ist musikalisch einfach notwendig. Gerade die (an sich) simplen Effekte wie Stereo-Filter-Sweeps gehören zur klanglichen Grundausstattung, die jeder Analogsynthesizer zu bieten haben sollte. (In der Realität ist diese Möglichkeit jedoch nur bei sehr wenigen nicht-modularen Instrumenten zu finden).

Hüllkurven mit Loop-Funktion

Die VCF- und VCA-Abteilung besitzt jeweils eine eigene Hüllkurve. Bei den Filtern lässt sich die Wirkungsweise auf das 24dB- bzw. 12dB-VCF getrennt einstellen, wobei auch hier auf beiden Seiten zwischen positivem und negativem Hüllkurvenverlauf entschieden werden kann.

Neu ist die Loop-Funktion. Einmal aktiviert, triggert sich jede der beiden Hüllkurven selbst, wobei die Triggerung umso schneller erfolgt, je kürzer die eingestellten Zeiten sind. EMS VCS3 / AKS Synthesizer haben diese Funktion, aber auch der EDP Wasp oder der OSCar.

So gesehen kommen beim A4 zu den beiden (sehr umfangreich ausgestatteten) LFOs noch – akustisch gesehen – zwei weitere LFOs hinzu, denn letztlich ist der zyklische Ablauf / das Auto-Triggern der Hüllkurven klanglich nichts anderes. Wobei jedoch alle Module – LFOs wie die Loop-Hüllkurven – bis weit in den Audio-Bereich hinein arbeiten können: Die Basis für besonders edle experimentelle Klangergebnisse (wie etwa sehr gute Vocal-Sounds).

Ist die Loop-Funktion auf GATE gestellt, so wirkt sie nur dann, wenn eine neue Taste mit eigenem Gate-Impuls gedrückt wird. Dies ist zum Beispiel bei Legato-Spielweisen von Bedeutung. Übergebundene Noten lösen den Loop-Effekt nicht aus, während eine abgesetzte Spielweise Loop aktiviert.

Wer auf der Klaviatur nicht so geübt ist, kann dies natürlich bequem (und Schritt für Schritt) über MIDI und einen Software-Sequenzer, umsetzen. Das hat sicher den Vorteil, dass man die einzelnen Gate-Zeiten und Velocity-Werte sehr exakt bestimmen, den A4 Step-Sequenzer gleichzeitig mit der MIDI Clock synchronisieren und beispielweise LFO 1 auch zu MIDI clocken kann. Aftertouch steuert nun noch die Wirkungsweise von LFO 2 und Auto-Pan wird zum (MIDI-gesteuerten) LFO 1 synchronisiert. Dies ist „ein“ Beispiel, welche flexiblen Klangeinstellungen beim A4 möglich sind.

Die GATE Funktion der Loop-Einstellung lässt sich übrigens auch wunderbar mit dem internen Step-Sequenzer kombinieren. Immerhin hat jede der 2 CV-Spuren auch einen Gate (Trigger) Sequenzer dabei. So kann man – ähnlich wie über MIDI – schon innerhalb des A4 die Aktivierung der Loop-Funktion Schritt für Schritt bestimmen und dies kreativ mit den restlichen Möglichkeiten des Instruments verbinden. Wobei es für besonders effektive GATE-Effekte (punktuelle Hervorhebung, Aktivierung von Noten) einige Tricks – die im weiteren Verlauf des Testberichts erläutert werden – hilfreich sind.

VCAs

Es gibt 16 (!) VCAs im GRP A4. Die wichtigsten davon wären:

In der für den Benutzer „offensichtlichen“ VCA-Sektion unterhalb der Filter wäre die eben genannte Hüllkurve mit Loop-Möglichkeit als Bestandteil zu nennen. Weiters kann der VCA (bzw.: können „die“ VCAs) von LFO 1 moduliert werden und zugleich (wenn auch nicht hier sondern direkt beim LFO einstellbar) über LFO 2. Auch die Steuerung über ein externes CV-Signal ist möglich (und im Zusammenhang mit dem Sequenzer besonders interessant, wir werden später darauf zurückkommen).

Auto-Pan

Panorama-Bewegungen sind immer schön. Zugegeben, in diesem Punkt ist der große A8 noch um eine Klasse edler. Einfach deshalb, weil er zwei Klänge gleichzeitig produzieren und diese in entgegen gesetzter Richtung durch das Panorama wandern lassen kann. Das Ergebnis ist ein unglaublich dichtes Klangbild. Das „singuläre“ Wandern des Klanges beim A4 kommt da nicht hin. Es ist eben das Übliche, uns allen gut bekannte Verlagern des Sounds von einer Seite auf die andere und zurück. Musikalisch hätte ich mir kein „absolutes“ Auto-Pan in dem Sinne gewünscht, dass sich der Klang tatsächlich zu 100% von rechts nach links (und zurück) verschiebt. Dies schafft etwas Irritierung im Gleichgewichtssinn und Schwindel im Kopf (… im Ernst!), zumindest dann, wenn man über Kopfhörer arbeitet.

Eine Umkehr der Klangverschiebung schon bei 80 oder 90% auf jeder Seite wäre etwas besser gewesen, so jedenfalls meine persönliche Meinung. Es sollte immer „etwas Klang“ auf jeder Seite erhalten bleiben. Nun, andere Musiker mögen hier vielleicht auch anders darüber denken, es ist wie immer eine Frage der musikalischen Praxis, „wie“ man dieses (oder jenes) Feature empfindet und entsprechend einsetzen möchte.

Doch ist all das im GRP A4 ohnehin unerheblich. Warum? Ganz einfach, man kann sich sein Auto-Pan in der Filter-Abteilung selber basteln, es wurde schon einmal kurz angesprochen: Stereo-Modulationen ganz ohne Verwendung des Auto-Pan Moduls.

Hier komme ich wieder darauf zurück, dass die VCF Direct Out Funktion wohl mit die beste Neuerung ist, die der A4 zu bieten hat. Links das auf 12dB eingestellte LPF, rechts das ebenbürtige 12dB LPF (nur als Beispiel) und schon geht es los: LFO 1 positiv auf VCF 1, invertiert auf VCF 2 … voilà – Auto-Pan in seiner schönsten Form. Jedoch viel flexibler, nun nehme man links das 6dB VCF, rechts das Notch-Filter und zur Modulation einmal LFO 1, das andere Mal jedoch LFO 2. Schon ist man weit jenseits eines landauf-landab „üblichen“ Auto-Pan Reise. Oder aber man belässt es beim positiven bzw. invertierten LFO 1, nützt dies als Basis „einer von sechs (!)“ FM-Optionen der Filter und ergänzt jede Seite individuell mit einer Prise Sequenzer CV-Steuerung, mit einer heftigen VCO-Modulation, mit etwas Sample/Hold … und ja, MIDI (Velocity, ModWheel, Aftertouch, …) gibt es auch noch. Es sollte beim A4 also keine Langeweile in der Klangforschung aufkommen.

Auto-Pan als eigenständiges Modul hat natürlich dennoch seine völlige Berechtigung, zumal der Klang mit „einmal Aktivieren“ im Panorama sofort loswandert und zumal Auto-Pan selbst wiederum zu LFO 1 (und damit zu MIDI) synchronisiert werden kann.

VC LFO 1

5 Wellenformen, spannungssteuerbare Geschwindigkeit (11 Modulationsquellen), spannungssteuerbare Intensität (wieder 11 Modulationsquellen), Synchronisierbarkeit zu Gate (eintreffendes Notensignal), zum Sequenzer oder zu MIDI. Geschwindigkeit von sehr langsam bis 2,5 kHz. Was erwartet man sich noch von einem hochwertigen LFO?

Eigentlich finde ich die Bezeichnung „LFO“ schon seit Jahren unzureichend. Erstens ist sie inhaltlich zu ungenau und nicht ganz korrekt („Control Oscillator“ wäre zum Beispiel deutlich besser), zweitens drückt sie kaum aus, welche Flexibilität und welch enormes klangliches Potenzial ein gut ausgestattetes LFO-Modul innehat. Doch es ist nun mal die allgemein übliche Bezeichnung, zurückgehend auf die Frühzeiten und das Mittelalter der Synthesizer-Geschichte, als LFOs noch in erster Linie – in manchen Fällen vielleicht sogar ausschließlich – für dürftige Vibrato- und WahWah-Effekte vorgesehen waren.

Heute sieht die Sache anders aus, heute gibt es „leistungsfähige“ LFOs. Ich möchte an dieser Stelle nur auf „eine“ Besonderheit des VC LFO 1 eingehen. Spannungssteuerung der Geschwindigkeit über die Hüllkurve? Ja, das kennen wir. Fein. Oder über Aftertouch? Das kennen wir ebenso. Auch fein, aber nicht neu. Doch nun kommt der Clou: Spannungssteuerung der Geschwindigkeit über SEQ A, SEQ B oder SEQ A+B. Dies ist genial (und eines der Details, die auch der große A8 vermisst, nachträglich gesehen). Je nach „Range“, je nach Wirkungsgrad der Sequenzerspuren, erhält man also pro Schritt (!) Modulationsgeschwindigkeiten von LOW bis zu AUDIO. Beispielsweise 5 Hz – 1233 Hz – 209 Hz – 0.2 Hz, etc … Schritt für Schritt eine völlig neue Situation.

Eines der angefügten Klangbeispiele widmet sich gezielt diesem Feature: LFO1_VCby_SeqA-B. Anhören!

LFO 2

Beinahe wäre ich dem Fehler unterlegen diesen LFO als „netten Beiwagen“ zu betrachten. Quasi als kleinen Wasserträger für obligate Blubber-Sounds, in der Art. Doch nein, damit hätte ich dem Modul sehr unrecht getan.

Grundsätzlich (und „direkt“) bedient LFO 2 vier Bereiche des Instruments: VCO, PWM, VCF (beide Filter) und VCA. Darüber hinaus lässt er sich quer über das Instrument verteilt als Modulationsquelle individuell anwählen. Zwei unmittelbare Wellenformen stehen bei LFO 2 zur Verfügung (Rechteck, Dreieck), die Geschwindigkeit lässt sich in den Bereichen SLOW – MID – FAST umschalten. So weit ist noch alles im „Wasserträger für Blubber-Sounds“ Bereich. Nun, dann legen wir nach. Erstens kann die Intensität der Modulation entweder direkt (HOLD) oder per dynamischer Steuerung (MOD W bzw. AFT T) erfolgen. Sehr schön. Man drücke eine Taste während gehaltenem Solo-Klang etwas fester und schon strömt das Vibrato in den Klang. Digitale Synthesizer können dies schon lange. Doch analoge? (Bitte Hand heben, wer mehr als 5 Instrumente mit „dynamisch über die Tastatur“ steuerbarem LFO kennt. Da wäre der Yamaha CS-80, der, äh, …?)

Das wirklich Grandiose des LFO 2 ist jedoch nicht nur die dynamische Kontrolle, es sind (so gesehen damit zusammenhängend) seine „zusätzlichen“ Wellenformen. Man betrachte nun bitte das obenstehende Foto (anklicken – vergrößern, Details einprägen, wieder zumachen), Abschnitt WAVEFORM. Neben Rechteck und Dreieck stehen noch EG 1, EG 2, VCO 1, VCO 2, VCO 3, S&H, NG (Noise Generator), ENV FOLL und EXT IN zur Verfügung. Dies bedeutet – und es ist ein klein wenig verwirrend zu erklären – dass jene der genannten Signalquellen dann aktiviert ist, sobald man – quer über den A4 verteilt – LFO 2 als Modulationsquelle gewählt hat.

Ein Beispiel: Man wählt LFO 2 zur Steuerung der Filter Frequenz des 24dB VCF an. Sehr gut. LFO 2 wiederum ist in seiner Wellenform auf VCO 3 eingestellt. Im Klartext steuert also VCO 3 das Filter. Schlaue Füchse werden nun sagen: „Aber och, dann kann ich ja gleich VCO 3 als Modulationsquelle für das Filter wählen!“ Nun, das stimmt. Doch der Unterschied liegt darin, dass LFO 2 eben „dynamisch“ steuerbar ist. In unserem Beispiel wird die Frequenzmodulation des Filters durch VCO 3 also beispielsweise erst dann aktiv, sobald man eine Taste etwas fester drückt. Aftertouch eben. Oder erst bei Betätigung des Mod Wheels. Dies muss man natürlich bei LFO 2 entsprechend einstellen, ist klar. (Einmal Kippschalter rauf oder runter, je nachdem, ob AFT T oder MOD W zum Einsatz kommen soll.)

Damit wird also klar, dass unter gewissem Blickwinkel der (augenscheinlich nicht so spektakuläre) LFO 2 der heimliche Star der Manege ist. Dynamische (!) Steuerung von S&H-, VCO-, etc. Modulationen, das klingt doch einzigartig für einen Analogsynthesizer. Ob Crossmodulation per Aftertouch oder extreme Filter-FM Sounds bei leichtem Bewegen des Modulationsrades … da steckt enormes Potenzial drinnen! Ein weiteres, definitiv nicht sofort erkennbares Highlight des GRP A4.

Und ja, falls man diese „dynamische LFO Steuerung“ weder über Aftertouch noch über das Modulationsrad, sondern beispielsweise über eine externe analoge CV-Quelle erreichen möchte, gibt es hierfür eine CV AFT T Buchse. Sie teilt sich ihr Dasein übrigens mit CV VCA, ist also (als einzige CV Buchse am Steckfeld des GRP A4) eine stereo ausgelegte Klinkenbuchse (Spitze = VCA, Ring = AFT T). Es lässt sich hier natürlich jede „beliebige“ Steuerspannung anlegen, die das dynamische Verhalten von LFO 2 (und all seiner umfassenden „Wellenformen“ wie S&H, ENV, VCO 1/2/3 etc.) steuert.

Sample & Hold

Nun haben wir über 2 umfassende LFOs, über Auto-Pan, über „eigenes“ Auto-Pan via Filter Direct Out und über 2 Loop-Hüllkurven gesprochen. Sample&Hold darf natürlich nicht fehlen. White / Pink Noise kann hier mit 11 anwählbaren Signalen kombiniert werden, wobei auch das „extern zugeführte“ Audio-Signal zur Auswahl und somit zur Erzeugung von S&H steht. Glide gibt es ebenso wie die Möglichkeit, S&H zu LFO 1 zu clocken (und damit wiederum mit MIDI). Schließlich – wir kennen den Trick bereits von der Loop-Hüllkurve – kann S&H auch nur dann aktiv sein, sobald eine Hüllkurve triggert (GATE). Wiederum ein schönes Betätigungsfeld für Experimentalisten, im Zusammenhang mit MIDI, mit dem Sequenzer … oder einfach „live“ gespielt.

Sequenzer

Endlich sind wir angekommen! Der Sequenzer (gerne auch als Sequencer geschrieben) ist definitiv ein unangefochtenes Juwel von GRP. Bereits im A8 hat dieses Modul für anerkennendes Kopfnicken gesorgt. Dieses Nicken dürfte nun zum echten Head-Banging werden.

[GreatSynthesizers übernimmt keine Haftung für eventuelle gesundheitliche Folgeschäden durch zu heftiges Nicken, Anm.].

Der Sequenzer bietet

Im Detail sind diese einzelnen Funktionen des Sequenzers im GRP A8 Bericht nachzulesen. Daher kommen wir nun zum Neuen des A4 Sequenzers.

CV SEQ CLOCK: Spur A oder Spur B kann dazu verwendet werden, die Geschwindigkeit zu modulieren. Das ermöglicht die Realisierung punktierter Noten und damit (generell gesagt) sehr komplexer Rhythmen. Hinzu kommen ja noch all die Step Repeat- und Abspiel-Möglichkeiten, eben nebenbei. Allerdings: Man verliert mit Anwahl einer CV SEQ Spur natürlich (selbstredend) besagte Spur. Doch die „Lösung“ folgt sofort …

CV IN CLK MOD: Will man das Feature der Geschwindigkeitsmodulation beibehalten „ohne“ auf Spur A oder B zu verzichten, kann man ein externes CV-Signal zuführen. Die hierfür zuständige CV IN Clock Mod Buchse ist im Patch-Bereich zu finden. Ausgezeichnet.

ROW A / A+B TRNP: Für diese Erweiterung bedarf es etwas umfassenderer Erklärungen. Man kann den GRP Sequenzer natürlich zur Steuerung weiterer 1 V/ Oktave Analogsynthesizer nutzen. Sagen wir eines Roland SH-09 oder ARP Odyssey. Beim A8 tritt hier die kleine Unschönheit zutage, dass der Sequenzer tatsächlich „nur“ seine festen Notenhöhen weitergibt und die eingehenden MIDI-Signale (Sequenzer Transpose) bei der Weitergabe ignoriert.

Inzwischen habe ich verstanden, wie es dazu kommt. Der GRP Sequenzer selbst hat mit MIDI gar nichts zu tun, mit Ausnahme der Umschaltung von der internen Clock zur MIDI Clock. Doch das Zusammenlegen der Sequenzer-Tonhöhen und der eingehenden MIDI-Tonhöhen passiert direkt bei den Oszillatoren selbst. Dort fügen GRP A8 und GRP A4 „diese“ Noten vom Sequenzer und „diese“ Tonhöhen über MIDI zusammen. Das Echtzeit-Transponieren von Sequenzen funktioniert daher im A8 bzw. im A4 selbst tadellos. Doch über die analoge Ausgabe via ROW A / A+B / B Output passiert die Sequenzer-Transponierung beim GRP A8 nicht, der angeschlossenen SH-09 oder ARP Odyssey bekommt die Transpose-Informationen „nicht“ weitergeleitet (und spielt die Sequenz immer auf einer Tonstufe, sagen wir – nur als Beispiel – auf C basierend).

Wie dem auch sei, im GRP A4 bleibt die Situation grundsätzlich dieselbe. Dennoch wird eine gute Lösung angeboten – hier kommen uns zwei Neuerungen des A4 zur Hilfe: MIDI CV/GATE OUT sowie ROW A / A+B TRNP (IN). Man muss sich also mit einem Patchkabel aushelfen: MIDI CV Out mit (beispielweise) ROW A+B TRNP verbinden, wie oben zu sehen – schon ist die Sache gelöst. Nun wird die über MIDI zugeführte Tonhöhen-Änderung (Transpose) korrekt den Sequenzer-Daten beigemischt und das Gesamtpaket an entsprechend angeschlossene 1V/Okt Synthesizer weitergeleitet.

Langer Rede, kurzer Sinn: Der GRP Sequenzer ist nun zur Gänze und ohne Einschränkung für zusätzliche monophone Analogsynthesizer nutzbar, inklusive der (in der Praxis doch sehr wichtigen) Transponier-Funktion via eingehender MIDI-Noten über das Masterkeyboard (oder den Computer).

Eben nebenbei erhält man im A4 nun auch ein vollwertiges MIDI-CV/Gate Interface, um weitere monophone Analogsynthesizer via MIDI direkt anzuspielen (… von der Steuerung durch den GRP Sequenzer jetzt mal ganz abgesehen). Dieses MIDI-CV/Gate Feature ist jedenfalls immer willkommen.

VCO 1 OFF

Wer kennt sie nicht, die legendären jaulenden Sync-Sounds der 70er und frühen 80er Jahre? Doch eigentlich darf man „keine“ zeitliche Eingrenzung vornehmen: Diese Klänge sind noch heute so populär wie eh und je. Wenn „automatisch“ gejault (gesynct) wird, so passiert dies meist über einen LFO. Die „schnelle“ (und einfachere) Lösung sozusagen. Doch wer ausdrucksstark spielen möchte, der passt den zerrenden Sync-Klang dem Solo „genauer“ an. Und hier kommt der Pitch-Bender ins Rennen. Nur, wenn man Sync-Sounds per Pitch-Bending haben möchte, darf der Träger-Oszillator natürlich „nicht“ mitgehen. Sonst wären alle guten Vorsätze obsolet, mit jedem „Pitchen“ würde die gesamte Tonhöhe verschoben, was natürlich „keinen“ Sync-Effekt zur Folge hätte, es wäre eben nicht das, was man will.

Zu diesem Behufe hat uns GRP einen kleinen Schalter spendiert, der VCO 1 von jeglichem Pitch-Bending befreit, während man VCO 2 und 3 genussvoll über den Bender Syncen kann. So soll es sein.

Paolo Groppioni ist indes noch einen Schritt weiter gegangen. Wenn dies Allheilmittel „VCO 1 OFF“ gut für Sync-Sounds ist, so dürfte es auch für Portamento schöne Dienste erweisen. Tut es auch. Während VCO 1 also beim Drücken einer Taste „sofort“ den korrekten Ton spielt, kommen VCO 2 und 3 erst über Portamento dem hinterher. Bei geringer Portamento-Zeit ergeben sich hier schöne Schwebungen, die sich langsam auflösen je näher VCO 2 / 3 dem Zielton kommen.

Wenn der „Einklang“ exakt ist (wenn alle VCOs wirklich „möglichst perfekt“ zueinander gestimmt sind), ist der beeindruckende Effekt vom Portamento-Klang mit Schwebungen zum „Zielton auf einer Linie“ natürlich umso größer. Musikalisch ist da viel Ausdruckspotenzial vorhanden.

EXT In / ENV Follower

Dies ist wohl das wahre „Aha!“ Erlebnis vieler A4 Interessenten. Ein externes zugeführtes Signal darf dem Klang-Geschehen beigemischt werden, ein Novum bei GRP. Das Signal kann (ganz „gewöhnlich“) die beiden Filter durchlaufen und somit nachbearbeitet werden, es kann Teil des RingModulator und Sample & Hold Signals werden, es kann zum Auslösen der Hüllkurven dienen, es kann – via Envelope Follower – die Geschwindigkeit (!) von VC LFO 1 beeinflussen und beide Filter-Eckfrequenzen modulieren. Nun, ist das gut? Ich denke schon. Meine persönliche Krux ist, dass ich „sehr wenig“ mit Mikrofon im Studio arbeite (eigentlich: gar nicht) und dieses Modul nicht ausreichend vorführen kann. Enrico Cosimi präsentiert es jedoch in seinem dritten Youtube Video für das Audio Central Magazine sehr gut. Nebenbei lernt man hier noch ein wenig Italienisch, was ja immer praktisch ist …

Dennoch gibt es auch bei GreatSynthesizers ein gutes Klangbeispiel zu EXT IN, in dem die Jomox xBase 09 Drum Machine durch die Filter des GRP A4 nachbearbeitet wird. Hörenswert …

Anschlüsse

Das CV/Gate Panel liefert an sich klare Informationen, welche Möglichkeiten der Steuerspannung und der Audio-Signale beim GRP A4 möglich sind. Viele davon wurden im Laufe des Testberichtes bereits angesprochen. Rückseitig des A4 gibt es noch MIDI IN / THRU sowie USB. Die letztgenannte Schnittstelle hat mit USB im Sinne eines MIDI-Ersatzes nichts zu tun. Sie dient dazu, eventuelle Firmware Updates (Sequenzer-Steuerung, MIDI) vom Computer aus einspielen zu können.

Und ist er gut, der GRP A4?

Nach all diesen Zeilen: Ja, klar. Ich bin jetzt natürlich „sehr locker“, war doch meine eigene Überzeugung, was der GRP A4 denn nun Neues zu bieten hätte, noch vor wenigen Wochen alles andere als „sicher“. Das Instrument übertrifft jedoch alle Erwartungen, es ist möglicherweise der ultimative (nicht-modulare) Analogsynthesizer mit CV/Gate und MIDI. Der A4 treibt jedenfalls jene bemerkenswerte Kombination an die Spitze, die lautet: Exzellenter analoger Klang bei umfassenden Möglichkeiten der Modulation und bei maximaler (dynamischer) Kontrolle.

Wobei der letzte der genannten Punkte der wichtigste ist: Dynamik. Immer wieder komme ich zu der einfachen Erkenntnis, dass wir „mit unseren Fingern“ Musik gestalten müssen, da es in vielerlei Hinsicht doch der einzige unmittelbare Weg ist, um Kreatives auszudrücken. Sei es direkt über eine (anschlagdynamische) Tastatur oder, nicht mehr ganz so unmittelbar, über den Umweg bzw. mit Hilfe eines Computers. Dynamik stellt – neben gutem Grundsound und klangtechnischen Möglichkeiten in unterschiedlichen Bandbreiten – die Essenz der Musik dar.

So kommt der A4 dem perfekt ausdrucksstarken Analogsynthesizer sehr nahe, da er über Velocity und Aftertouch äußert umfangreiches „Gestalten“ des Klanges erlaubt, da er so sensibel und nuanciert auf dynamischer Veränderungen reagiert. Zudem ist der A4 im Gesamtpaket seiner Klang-Ästhetik einer der besten nicht-modularen Analogsynthesizer ever. Jedenfalls zählt er zu den interessantesten. Die doppelte Filter-Abteilung (echtes Stereo!) ist sagenhaft flexibel und liefert Sounds, wie sie bis dato wohl kaum gehört wurden. Der GRP A4 zerrt eben sehr wild an der Leine, er klingt heute so und morgen (auf Wunsch) ganz anders: Forsch, böse, weich, aggressiv, romantisch, extrem. Was soll man sagen?

Somit: Ja, der GRP A4 ist exzellent. Im Anhang sind 50 Minuten Musikbeispiele zum GRP A4 zu finden. Es ist sicher zu empfehlen (und für viele der wohl einzig mögliche Weg), sich durchzuhören und sich so ein akustisches Bild vom Ausdruck und Potenzial des Instruments zu machen. Oder sagen wir: Von einem Teil seines Ausdrucks und Potenzials …

Alles eitel Wonne?

Fast. Auch der GRP A4 hat Dinge, die man vermissen könnte bzw. die anders hätten gelöst werden können. Zwei Dinge, um genau zu sein.

Punkt Eins – es hat mich hier selbst überrascht, wie „betriebsblind“ man ist und so etwas nicht eher bemerkt – steht die fehlende Modulationsmöglichkeit der Filter-Eckfrequenzen via Pitch-Bender. Ich bin tatsächlich vom Stuhl gekippt, als ich dies bei meinem GRP-Besuch in Rom feststellte. ModWheel, Velocity, Aftertouch, die schönen VCOs, alles kann man zur Modulation heranziehen … aber der Pitch-Bender darf nicht direkt mit den Filtern kommunizieren.

Ok, ok, auch das Modulationsrad ist ein wunderbares Performance-Tool (und in vielen Fällen wohl der ausreichende Ersatz), hier ist der ModWheel-to-VCF Pfad vorhanden, doch gerade bei Verwendung eines – sagen wir mal – Roland Synthesizers als Masterkeyboard sieht die Sache schon wieder anders aus. Die bei diesen Instrumenten kombinierte Pitch/Modulationseinheit, die dem Benutzer betreffend „Modulationsrad“ (das keines ist) lediglich den Schub nach vorne, meist im Bereich weniger Millimeter erlaubt, ist nun mal eine durchaus mittelmäßig gelungene Performance-Situation für ein Masterkeyboard.

Doch schließlich gibt es genügend andere Hersteller, deren Keyboards tatsächlich ein Pitch- „und“ ein Modulationsrad anbieten. Yamaha, Kurzweil … der Andromeda, der Solaris, ein Moog ONE … Auch neuere Roland-Synthesizer kommen da mit ins Spiel: Jupiter-X, um nur ein Beispiel für ein 5-Oktaven Keyboard „mit“ zusätzlichem Wheel-Paar zu nennen. Jedenfalls: Eines dieser Instrument mit ausreichend großer Tastatur und zwei Wheels wäre zur Ansteuerung des GRP A4 unbedingt zu empfehlen.

Punkt Zwei ist ein etwas subtilerer Kritikpunkt. Er betrifft den Step-Sequenzer, genauer gesagt die beiden GATE-Spuren desselbigen. So wird es bei aufmerksamen Lesern im Kopf vielleicht schon klingeln, wenn ich die Stichworte „2 Gate Spuren“ und „2 Hüllkurven“ in Zusammenhang bringe. Nun, jede Gate-Spur wirkt auf beide Hüllkurven, das ist des Pudels Kern. Und es macht im 16-Step-Modus auch absolut Sinn, immerhin verwendet man hier alle 16 Schritte. Doch im 2×8-Step-Modus wäre es genial, wenn Gate Spur A der ersten Hüllkurve und Gate Spur B der zweiten zugewiesen werden könnte. Für (beispielsweise) durchgehendes Antriggern der VCA-Hüllkurve und zugleich nur punktuelles Antriggern der VCF-Hüllkurve. Nun, das ist nicht möglich.

Dennoch, zwei „quasi“ Ersatzlösungen sind gegeben. Erstens: Man schaltet die VCA-Hüllkurve auf „Hold“, hat damit einen durchgehenden Klang und kann alle Gate-Signale einzig und allein der VCF Hüllkurve widmen, mit allen rhythmischen Raffinessen, denen man eben habhaft wird. Die zweite (und noch bessere) Lösung: Man schaltet den VCA auf EXT CV IN, nimmt ein kurzes Patchkabel und holt sich eine CV-Spur des Sequenzers, die nun fortan den VCA moduliert. So kann man das Gate-Signal wiederum ausschließlich für die Filter-Hüllkurve verwenden und parallel dazu den VCA mit einer unabhängigen CV-Spur laut und leise modulieren. (Das Ergebnis ist übrigens klanglich ziemlich beeindruckend).

GRP A8, GRP A4 und GRP A2

Schon während der Entwicklungsphase des A4 ist Paolo Groppioni selbst klar geworden, dass dieses Instrument „sehr gut“ sein wird. Und damit steht seit 2012 fest, dass es vorerst keine Neuauflage des GRP A8 geben wird. Ich denke, das ist vertretbar. Der A4 ist ein „mehr als würdiger“ Nachfolger des großen Bruders mit den ach so monströsen Ausmaßen.

So rate ich allen A8 Interessenten, sich als Ersatz des Großen „zwei“ A4 zu bestellen. Das Klangangebot ist damit (minus Fixed Filter Banks, plus EXT IN / Env Follower) gleichermaßen umfangreich (man erhält „zwei Synthesizer-Stimmen“), vor allem aber hat man mit zwei A4 auch „zwei“ Sequenzer im Paket. Musikalisch ist dies – auch in Anbetracht der vielen neuen Details im A4 – deutlich ergiebiger als das Potenzial eines A8.

Noch ein schneller Hinweis: Auch der kleine GRP A2 ist ein hervorragend klingender Synthesizer. Das Instrument bietet 2 VCOs, 1 (MultiMode) VCF, 2 LFOs und zusätzlich die Loop-ENV des GRP A4 sowie weitere Details. Analoger Sound vom Feinsten auf 5HE!

Fazit

Der zuvor gegebene Ratschlag rund um zwei GRP A4 (als Ersatz für einen A8) soll nicht unverschämt klingen. Schon ein GRP A4 ist eine Wucht. Er ist der WILDE Analog-Synthesizer, wie ihn Enrico Cosimi in seinem vierten Youtube Video für das Audio Central Magazine liebevoll nennt. Ich kann dem nur zustimmen.

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Es gibt nach wie vor kaum einen anderen MIDI Analogsynthesizer, der eine ähnlich flexible und umfangreiche Klanggestaltung zu bieten und eine solche dynamische Bandbreite aufzuweisen hat. Und es gibt kaum einen Analogsynthesizer, der so edel, wild und zugleich doch so sympathisch lebendig klingt wie der A4.

Nun – im Jahr 2024 und somit mehr als 10 Jahre nach erstem Erscheinen des GRP A4 – wird das Instrument immer noch gebaut. Auch das spricht eindeutig für den wilden Studio-Synthesizer aus Italien. Gutes bleibt eben bestehen!


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Zu den A4 Klangbeispielen hat Stefan Trippler noch zwei extra Demos beigesteuert: Vesuviopure und Bunga. Vielen Dank!


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Update 2013: Nachdem die erste und zweite Serie von jeweils 55 Stück verkauft wurden, plant Paolo Groppioni 2014 eine dritte Serie des GRP A4 zu bauen bzw. 2015 gar eine vierte Serie. Parallel dazu wird sich GRP dem R24 Sequenzer widmen. Der Prototyp des Sequenzer ist schon fertig. Es sieht nach einem exzellenten CV/Gate + MIDI Step-Sequenzer aus. Nähere Infos folgen …

Update 2016: Der GRP A4 ist inzwischen ausverkauft. Nach 4 Serien und 180 gebauten Exemplaren wendet sich Paolo Groppioni nun neuen (kleineren) Instrumenten zu.

Update 2017: Nachdem Jean-Michel Jarre auf „Zero Gravity“ dem GRP A4 (und ARP 2600) huldigte, zudem den GRP A4 auf vielen Live-Shows im Einsatz hatte, ist die Nachfrage nach dem Instrument nochmals gestiegen. 2018, 2019, 2020 und 2021 wird es daher neue Serien des GRP A4 geben. Der Preis des Synthesizers steigt allerdings auch.

Update 2024: Seit nunmehr 13 Jahren gibt es den GRP A4. Der Synthesizer erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit und eines guten Rufes. Sein aktueller Neupreis – zuletzt erhöht am 10.09.2022 – beläuft sich auf 5.273 Euro + MwSt. + Versand (ca. 6.300 Euro). Auch am Gebrauchtmarkt ist der A4 inzwischen ab und an zu finden, bei Preisen zwischen 3.500 und 4.500 Euro.

NEU kann der GRP A4 bei GRP in Rom oder auch direkt in Deutschland geordert werden. Bestellungen sind z.B. in München bei Musikhaus Hieber Lindberg möglich.


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60 Minuten GRP A4 Audio-Files sind angefügt. Die beiden letzten Beispiele stammen, wie schon erwähnt, von Stefan Trippler. Wir wünschen gutes Hören und Entdecken des wilden italienischen Studio-Synthesizers GRP A4 …

GRP A4 Synthesizer - DEMO 1
GRP A4 Synthesizer - DEMO 2
GRP A4 Synthesizer - Soft Solo
GRP A4 Synthesizer - Filter FM
GRP A4 Synthesizer - Ring Mod VCO 1/2/3 Sub1/2
GRP A4 Synthesizer - RingMod WarmBrass Mix
GRP A4 Synthesizer - 1 VCO 12dB LPF Resonance
GRP A4 Synthesizer - Bending Sync Solo
GRP A4 Synthesizer - Simple Sequence
GRP A4 Synthesizer - VCF Direct OUT
GRP A4 Synthesizer - Noise Warm Brass Mix
GRP A4 Synthesizer - Arpeggio 1
GRP A4 Synthesizer - Arpeggio 2
GRP A4 Synthesizer - Arpeggio 3
GRP A4 Synthesizer - Arpeggio 4
GRP A4 Synthesizer - Loop EG - GATE
GRP A4 Synthesizer - Ring Modulator
GRP A4 Synthesizer - Loop EG 1
GRP A4 Synthesizer - Loop EG 2
GRP A4 Synthesizer - Random Noise
GRP A4 Synthesizer - LFO Sync Solo 1
GRP A4 Synthesizer - LFO Sync Solo 2
GRP A4 Synthesizer - 6 Tracks / FX Sounds and Lead
GRP A4 Synthesizer - Effects with Yamaha CP70B
GRP A4 Synthesizer - 3 VCO Velocity FM Solo
GRP A4 Synthesizer - Bass Ring Mod
GRP A4 Synthesizer - 3 VCOs Pulse + Quasimidi The Raven (Arpeggio)
GRP A4 Synthesizer - Velocity Solo
GRP A4 Synthesizer - LFO 1 VC by Seq A+B
GRP A4 Synthesizer - 3 VCO live Sequ Trig FM VCF Dir Out
GRP A4 Synthesizer - Soft Solo with GRP A8
GRP A4 Synthesizer - With Roland Jupiter-8 (Lead)
GRP A4 Synthesizer - 3 VCO Live Sequ Trig FM VCF slow
GRP A4 Synthesizer - 12dB HP 6dB BP 12dB LP Notch Distortion
GRP A4 Synthesizer - 3 VCO Live Sequ Trig FM VCF
GRP A4 Synthesizer - Jomox xBase09 / Audio Processing
GRP A4 Synthesizer - 3 VCOs Tri Saw Mix Wave 2 VCF
GRP A4 Synthesizer - VCO Waveforms incl. PWM
GRP A4 Synthesizer - Vesuvio (c) Stefan Trippler
GRP A4 Synthesizer - Bunga (c) Stefan Trippler

GRP A4

Monophoner Analoger Studio-Synthesizer
3 VCOs, 2 VCFs, 2 ENVs, 2 LFOs, S/H, RingMod,
flexibler Step-Sequenzer, MIDI + CV/Gate

Preis:
5.273 Euro zuzügl. MwSt und Versand
= ca. 5.990 Euro
(09/2023)

Website Hersteller:
www.grpsynthesizer.it

Links:
Testbericht GRP A2
Testbericht GRP A8
Testbericht GRP Eurorack Module
Interview mit Paolo Groppioni

Open / Download:
GRP A4 Front – XL Foto (3200 x 2200px)
GRP A4 Back – XL Foto (3200 x 2200px)
GRP A4 RightSide – XL Foto (3200 x 2600px)
GRP A4 LeftSide – XL Foto (3200 x 2600px)

GRP A4 – Vorderseite (PDF)
GRP A4 – Rückseite (PDF)

JMJ und der GRP A4:

GRP Sequenz von Klang Zaun:

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