Es kommt selten vor, dass man einen modernen analogen Synthesizer anschließt und von der ersten Minute an alles genau so passt, wie es eben sein sollte. Wie beim PERfourMER MKII, um hier gleich „des Pudels Kern“ zu enthüllen.
Warum dies eine Besonderheit und keineswegs selbstverständlich ist zeigt sich daran, dass neue Synthesizer dem Musiker – aus verschiedenen Gründen – das Leben unerwartet schwer machen können. (Und es nicht selten auch tun).
Möglicher Grund Nr. 1: Der Benutzer ist mit einer Unmenge an (mehr oder – nicht selten – weniger brauchbaren) Presets konfrontiert, die eine Beurteilung und Einschätzung des Instruments keineswegs vereinfachen wenn nicht sogar verhindern. Man kann also schlichtweg nicht sagen, „wie“ das Instrument nun wirklich klingt.
Möglicher Grund Nr. 2: Man ist mit mittelmäßiger Hardware konfrontiert, mit wackeligen, fummeligen, zu eng platzierten oder sonst wie nicht ausreichend benutzerfreundlichen Elementen, was schon vorweg die Freude am Instrument deutlich verringert.
Möglicher Grund Nr. 3: Man vermisst wichtige Dinge für die musikalische Performance, sei es zum Beispiel MIDI (wenn CV/Gate vorhanden ist) oder man vermisst eben CV/Gate (wenn MIDI vorhanden ist) …schließlich wäre beides schön und in einem modernen Studio mit digitaler und analoger Technik ideal.
Interessanterweise ist es selten der Klang selbst, der Anlass zur Kritik gibt. Analoge Schaltungen klingen nun einfach mal „gut“, anders wäre die Renaissance der Analogtechnik auch nicht zu erklären. Doch eine alte Regel besagt ebenso, dass guter Klang alleine nicht reicht … und so sind es sehr seltene Augenblicke, in denen auf Anhieb alles passt und zwischen Instrument und Musiker ein Bund fürs Leben entsteht.
Beim Vermona PERfourMER MKII ist es mir so ergangen. Schon die ersten gespielten Töne erinnerten an den Roland Jupiter-4 (ohne Chorus, einfach der herbe und klassische Roland Analog-Sound): Trocken, dennoch mit Druck und angenehm „massiv“. Appetitanregend, mit einem Wort. Da gibt es diese wunderbare Pulswelle, jede der 4 Stimmen erklingt etwas anders (beim Jupiter-4 ist dies häufig ein unbeabsichtigter Nebeneffekt, beim PERfourMER MKII kann man die “Lebendigkeit” hingegen mit ein paar Handgriffen genau so einstellen), Unisono-Mode bedeutet extreme (!) Klangdichte, es findet sich nicht eine Funktion, die zu viel wäre … man ist mit dem Instrument in kürzester Zeit vertraut und – in diesem Ausmaß zur eigenen Überraschung – von der ersten Sekunde an im kreativen Arbeitsprozess beheimatet.
Der PERfourMER MKII ist natürlich ein eigenständiges Instrument (vor allem die Filter-Resonanz hat ihren speziellen Charakter). Als gedanklichen Vergleich und quasi Orientierung würde ich den Vermona als eine Mischung von Roland Jupiter-4 und Oberheim 4-Voice präzisieren. Die erste Assoziation ist in klanglicher Hinsicht. Die zweite in technischer: 4 SEMs à la Oberheim und 4 parallele Synthesizer à la PERfourMER MKII sind nun mal ein und dasselbe Konzept, zumal die entscheidenden Play Modes hier wie dort gegeben sind.
Die Summe der Kleinen Dinge
Doch guter Klang und ein solides Konzept alleine können den Bund fürs Leben noch nicht halten, es gehört noch mehr dazu. Der PERfourMER MKII weiß durch viele unterschiedliche Gründe zu überzeugen. Und wie immer dürfte es diese Summe von Dingen sein, die den Bund fürs Leben dann wohl auch besiegeln.
Beginnen wir mit dem Äußeren des Instruments. Robustes Gehäuse, geschmackvolles Design, solide Knöpfe (nicht „ein“ Knopf wackelt!), angenehmer Widerstand beim Drehen (allzu leichtgängige Potis scheinen leider bei modernen Produkten die Regel und grundsätzlich weniger ideal zu sein), gut verschraubte Buchsen, klare Beschriftungen.
Ebenso wichtig wie solide Hardware und benutzerfreundliches Layout ist die Frage der Stromversorgung. Ein leidiges Thema, wie zuletzt beim John Bowen Solaris mit geringem Wohlwollen festgestellt. Nun, beim PERfourMER MKII ist dies vorbildlich gelöst, im Sinne der „Alten Schule“ sozusagen. Der Trafo ist fix eingebaut, es kommt ein gewöhnlicher 3-Pol Stecker zum Einsatz, der Power-Schalter ist gut platziert, griffig und solide. Schon das Einschalten des Instruments hat etwas Zuverlässiges und Verbindendes …!
MIDI ist vorhanden und auf Wunsch auch CV/Gate (optional erhältlich). Ob nun der Alesis Andromeda als Masterkeyboard angeschlossen wird (so wie hier im Test) oder der analoge Drum Sequencer TAMA TSQ1000 mit vier seiner Trigger-Spuren Patterns abfeuert (so wie hier im Test), der PERfourMER MKII ist mit allem zufrieden und exzellent steuerbar.
Große Buchsen, ausreichende Abstände zwischen den Bedienelementen, vier „so übersichtlich wie möglich“ angeordnete parallele Synthesizer, einige kleine klangtechnische Extras – geschmackvoll seitlich platziert: Der PERfourMER MKII ist ein bemerkenswert gut konzipiertes Instrument.
Heißes Rauschen – eine Frage des Charakters?
Neben dem absolut edlen Konzept und ebensolchem Analogsound zeigen schon die ersten Töne am PERfourMER MKII eine weitere Besonderheit auf: Das Instrument rauscht etwas. Nun, blicken wir zwecks Vergleich in die goldenen Zeiten der Analogtechnik: Ein Jupiter-4 rauscht (mit aktivem Chorus) erheblich. Ein Korg PS-3100 rauscht und Rolands Jupiter-8 hat ein nicht gerade unauffälliges permanentes Summen im Ausgangssignal. Doch keinem der genannten Instrumente wird ein schlechter Klang nachgesagt! So akzeptiere ich das Rauschen als Teil des Klangcharakters, zumal es ja bestätigt, dass der PERfourMER MKII ein ANALOGES Instrument ist.
Eine etwas unerklärliche Eigenart kommt in diesem Zusammenhang aber doch ans Tageslicht. Das Rauschen nimmt zu, wenn man die Resonanz der vier Filter erhöht. Dieses für mich grundsätzlich neue Verhalten war nun ein wichtiger Grund, Vermona nach dessen Ursache zu fragen. Die Auskunft kam postwendend wie folgt:
„Dass der Pegel mit Anheben der Resonanz zunimmt liegt an der Schaltung für die Resonanz. Der Lautstärkeverlust, der beim Aufdrehen der Resonanz normalerweise auftritt, wird kompensiert indem der Filterausgang analog zur Resonanz angehoben wird.“ (Vermona)
Doch lassen wir das Rauschen beiseite, das, wie ich im Vorfeld dieses Berichts bereits feststellte, so mancher Zuhörer ohne entsprechenden Hinweis wohl gar nicht wahrgenommen hätte.
Unterm Strich: Ist der PERfourMER MKII gut? Absolut! Sein Klang ist sensationell. (Es wäre nun der richtige Zeitpunkt die angefügten 45 Minuten Audio-Files anzuhören – „Play“ drücken und los geht’s). Die Demos geben einen Überblick von Klangqualität, Klangpotenzial und Klangcharakter des PERfourMER MKII.
Diskret analog
Das Instrument ist – mit Ausnahmen der LFOs – völlig diskret analog aufgebaut. Es verfügt über:
4 VCOs
- Wellenformen: Sinus, Dreieck, Pulswelle, Sägezahn, Rauschen sowie EXT
- Fußlagen 4-8-16-32 sowie HI und LO
- Fine Tune
- Glide
- EG Modulation (+/-)
- LFO Modulation und PWM
Die Pulswelle scheint mir besonders „schön“ zu klingen, wobei individuelle PWM bei 4 VCOs (und 4 LFOs) natürlich für einen gnadenlos dichten Sound sorgen kann. Die Pulsweite jedes Oszillators lässt sich über den internen LFO oder über das Masterkeyboard (Modulation-Wheel) steuern. Während bei der Modulation über den LFO sehr schnell die Gradwanderung zu „Null Prozent“ Pulsweite erreicht wird (der Klang verschwindet, dieser Grenzbereich von Klang zu Nicht-Klang ist besonders interessant), ist die Pulsweiten-Verschiebung über das Modulationsrad gezähmter und eher im engeren Rahmen angesiedelt.
Besonders erwähnenswert seien noch die Fußlagen HI und LO. (Die Bezeichnung OCTAVE stimmt hier genau genommen nicht mehr). Beide Positionen entkoppeln den VCO von der Keyboard-Spannung. So erhält man einen Audio-Generator, der über den TUNE Regler von Low Frequency bis in die höchsten Regionen des Hörbereichs „durchfahren“ werden kann. Kurz: Der gesamte Audio-Frequenzumfang steht zur Verfügung. LO geht noch tiefer in den Sub-Audio-Bereich und eignet sich damit noch besser als „LFO“.
Synchronisation
Bei 4 VCOs ist Oszillator-Synchronisation ein wichtiges (!) Thema. Vermona hat mitgedacht. VCO 2 lässt sich zum ersten, VCO 3 zum zweiten und VCO 4 zum dritten Oszillator synchronisieren. Alles bestens. Auch klanglich ist die Synchronisation pickefein.
Crossmodulation
Nach demselben eben genannten Prinzip können sich die Oszillatoren gegenseitig modulieren. Das ist eines der Extras, die seitlich (sehr geschmackvoll und gut positioniert) am Panel zu finden sind.
VCO Out / EXT In
Wer den „nackten“ VCO-Klang haben möchte, der kann das reine Oszillator-Signal pro Synthesizer-Kanal separat abgreifen (VCO OUT). Das dürfte für Besitzer von Modularsystemen von Interesse sein … um so die VCOs des PERfourMER MKII durch andere Filter (MultiMode VCFs würden sich hier anbieten) zu schicken, etc. Ein kleines, aber für manche Klangtüftler sicher sehr wichtiges Detail.
Umgekehrt lässt sich pro Kanal ein externes Audio-Signal einschleifen. So lässt sich der PERfourMER MKII als 4-fache Filterbank zur Klangverarbeitung nützen. Gar nicht so übel, könnte man sagen.
4 VCFs
Das 24dB LowPass Filter ist von erhabener Qualität. So wie man es sich eben wünscht, knackig und mit kräftiger Selbstoszillation bei mittleren bis hohen Resonanz-Werten. Die Modulation des Filters kann über die Hüllkurve (+/-), den LFO oder Aftertouch (MIDI) erfolgen. Das Keyboard-Tracking ist fix bei 0/50/100% einstellbar.
Filter FM
Wie die „Quer“-Crossmodulation der VCOs kann auch das Filter vom vorhergehenden Oszillator moduliert werden. Filter FM vom Feinsten. Metallische und äußerst experimentell klingene Sounds sind da selbstverständlich. Der PERfourMER MKII bietet ein unglaubliches Klangspektrum und deutlich (!) mehr Vielfalt, als man zunächst vermuten würde. Wie gesagt, es ist ein durch und durch gut konzipiertes Instrument!
LFO
- Wellenformen Sägezahn, Pulswelle, Sinus und S/H
- Frequenzbereich von 0,05 bis 250 Hz
Klein und fein. Der LFO hat so gut wie alles, was man benötigt. Wer die Möglichkeit der Spannungssteuerung vermisst, der sei auf die VCOs im HI bzw. LO Modus verwiesen, wo genau diese Funktion in vielfältiger Form gegeben ist.
LFO Synchronisation und Phase
… seien noch einer Erwähnung wert. Denn wie schon bei VCO und VCF gesagt, dient der LFO als Modulationsquelle, das ist klar. Wer das Panel betrachtet und nun voreilige Schlüsse zieht, der verfällt schnell dem Irrtum, dass „nur“ positive Modulationsausrichtungen möglich sind (… quasi jeder LFO schwingt in „seinem“ Tempo und dabei auch nur in eine Richtung). Doch weit gefehlt. Das letzte bisher noch nicht genannte Extra zur Linken des Panels ist die LFO Synchronisation! So lässt sich beispielsweise LFO 2 zum ersten LFO gleichschalten. LFO 1 übernimmt dabei das „Tempo“, während LFO 2 nun in seiner Phase angepasst werden kann.
In Position „0“ haben beide LFOs denselben Schwingungsverlauf. Doch lässt sich dies stufenlos (!) auf 180° umdrehen, womit LFO 2 dann entgegengesetzt zu LFO 1 schwingt. Sehr schön. Auch die Zwischenstufen sind interessant. Quasi: Schwingungen um ein Viertel versetzt, oder nur „etwas“ verzögert zu einander. Nachdem wir beim PERfourMER MKII von 4 (!) LFOs sprechen, die – zusätzlich zu den VCOs/LFOs in LO/HI Stellung – verfügbar sind, wird klar, dass dieses Instrument nicht nur zum netten und gefälligen Abspielen 4 einzelner Synthesizer-Stimmen gut ist. Die einzelnen Synthesizer des PERfourMER MKII können miteinander kommunizieren und zueinander interagieren … das hat enormes experimentelles Potential!
Schließlich lassen sich die LFOs noch zur MIDI Clock synchronisieren, wobei diese Funktion für jeden (!) LFO individuell aktivierbar ist. So lässt sich beispielsweise LFO 1 zu MIDI takten, während LFO 2 frei schwingt (eigene, interne Clock) und LFO 3 sowie 4 zueinander synchronisiert sind und letztgenannter LFO in der Phase noch umgedreht wird … was will man mehr?
Bei aktivierter MIDI Synchronisation wird der Speed/Phase Regler der LFOs zum Regler des „Teilungsfaktors“ abhängig zur MIDI Clock. Elegant.
Hüllkurven
Jeder Synthesizer besitzt eine ADSR Hüllkurve. Dass das Instrument „zackig“ klingen kann sollte den angefügten Audio-Beispielen zur Genüge zu entnehmen sein. Doch auch die auf Wunsch relativ langen Attack- und Release-Zeiten finde ich schön.
Bei eingestellter LEGATO Spielweise wird die Hüllkurve nur bei abgesetzten Tönen neu getriggert. Auch diese Funktion ist für alle 4 Synthesizer unabhängig einstellbar. Findige Köpfe können sich ausmalen, welche Ausdrucksmöglichkeiten für einen 4 VCO Leadsound mit 4 Hüllkurven und unterschiedlichen Legato-Einstellungen gegeben sind.
VCA
Die Regelung der Lautstärke erfolgt über besagte Hüllkurve, über eine im Volksmund genannte „Orgel“-Hüllkurve (100% Sustain) oder über die HOLD Funktion, hier „ON“ genannt. Alle drei Funktionen sind sinnvoll und musikalisch gut nutzbar.
Zudem lässt sich jeder VCA über Velocity modulieren! Neben der „individuellen“ Lautstärkeanpassung jedes Synthesizer-Kanals mittels VOLUME (was natürlich bei einem solchen Klang-Monster extrem wichtig ist), kann jede Stimme auch im Panorama eingestellt werden. Nun, wenn ich einen Wunsch an den PERfourMER MKII hätte, dann den, das Panorama ebenso spannungssteuerbar zu machen, z.B. über den LFO. (Ein, zwei, … Wünsche folgen später).
PLAY MODES
Kommen wir zum Herzstück des PERfourMER MKII. Wie schon beim Oberheim 4-Voice, so sind es auch hier die Abspielmöglichkeiten der 4 Einzel-Instrumente, die von besonderer musikalischer Bedeutung sind und die den Vermona eben von allen anderen Synthesizer-Konzepten am Markt unterscheiden. Es gibt folgende Spiel-Modi:
- M1: Monophon, unisono. Massiver 4 VCO / 4 VCF / 4 VCA / 4 EG / 4 LFO Klang. Inspirierend.
- M2: Monophon, sequentiell. Jede eintreffende MIDI Note „springt“ von einem Synthesizer-Kanal zum nächsten. Wie anno dazumal die Arpeggio-Funktion des Korg Mono/Poly.
- D1: Duophon, alternierend. Synthesizer 1/2 sowie 3/4 ergeben zwei Synthesizer mit je 2 VCOs, 2 LFOs, 2 VCFs, 2 VCAs und 2 EGs. Jede eintreffende Note wechselt zwischen „erstem“ Synthesizer und „zweitem“ Synthesizer ab.
- D2: Duophon, 2-stimmig spielbar. Hier kann man tatsächlich „zweistimmig“ spielen, beide Synthesizer-Teile kommen gleichzeitig zum Einsatz.
- P1: Polyphon, 4-stimmig spielbar. Sicher extrem reizvoll: 4 unabhängige Synthesizer-Stimmen, also 4 unabhängige Klangfarben, polyphon … Wobei 4-stimmig natürlich immer noch „bescheiden“ ist. Bei P1 „merkt“ sich der PERfourMER MKII die zugewiesenen Stimmen, bzw. die Reihenfolge der gespielten Stimmen.
- P2: Polyphon, 4-stimmig spielbar. Im Gegensatz zu P1 erfolgt die Zuordnung der Noten zur jeweils nächsten Synthesizer-Stimme einfach der Reihe nach, wie die Kanäle eben frei sind …
Perfo(u)rmance –
MIDI, CV/Gate, Fingerkuppen-Schwebungen und Anderes
Wie „fein“ der PERfourMER MKII im Detail konzipiert ist wurde mir erst nach einigen Wochen bewusst. So kann man etwa jeden Synthesizer mit einem eigenen MIDI-Kanal belegen. Das, was unsereins mühsam über CV/Gate beim Oberheim 4-Voice nachrüstete, ist hier bequem via MIDI möglich. An dieser Stelle möchte ich auch den Manikin Schrittmacher Sequenzer lobend hervorheben. Er ist die vielleicht „so gut wie perfekte“ Symbiose zum PERfourMER MKII …
4 unabhängige Note- und Aftertouch-Spuren sind beim Schrittmacher sofort programmiert, um so jeden Synthesizer-Kanal völlig eigenständig abzufeuern, bei individuellen Sequenzen und unabhängigen VCF-Steuerungen pro (!) Kanal.
Doch auch die (optionale) CV/Gate Ausrüstung des PERfourMER MKII hat ihren großen Reiz. Erstmals setzte ich hier den analogen Trigger-Sequenzer TAMA TSQ1000 ein. Es gibt 6 Trigger-Spuren (mehr als man beim Vermona verwenden kann, hier kommen nur 4 zum Einsatz) und schon „basteln“ sich die Drum-Beats am PERfourMER MKII wie von selbst.
Im Prinzip ist die separate CV/Gate Steuerung dasselbe wie die individuelle MIDI-Steuerung jedes Synthesizer-Kanals. Doch Puristen greifen ab und zu gerne auf CV/Gate zurück – des „schöneren“ Grooves wegen, den analoge Steuer-Einheiten bzw. analoge Step/Trigger-Sequenzer nun mal haben können.
Der PERfourMER MKII erlaubt es weiters, pro Synthesizer-Kanal die Pitchbend-Steuerung zu deaktivieren. So ist es ganz simpel, Synthesizer 1 und 2 als „eine potente Lead-Stimme“ zu spielen und hierbei „nur“ den zweiten VCO mit dem Pitchbender zu beugen. Fingerkuppen-Schwebungen, genau das ist es, was passiert. Kleine Nuancen mit dem Pitchbender und schon hat man einen dicken (oder weniger dicken) Klang, es ist genial einfach. Ebenso verhält es sich mit Sync-Sounds. Sobald „nur“ der Slave-Synthesizer moduliert wird, kann man den berühmten Sync-Effekt wunderbar über den Pitchbender „spielen“ … so wie anno dazumal beim Moog Prodigy.
In diesem Sinne habe ich den PERfourMER MKII Stück für Stück entdeckt. Jedes kleine Detail in seinem Konzept hat sich als sofort einsetzbar, sehr sinnvoll und eben musikalisch ergiebig entpuppt. All diese Dinge sind es, die letztlich den Bund fürs Leben ermöglichen.
Wie beim „good old ARP-2600“ (oder „good new MacBeth M5“) gibt es auch beim PERfourMER MKII einen manuellen Trigger-Knopf für die Hüllkurve, hier sogar 4 Stück davon – einen für jeden Synthesizer-Kanal. Selten wird man dies zur Live-Performance einsetzen, doch ich sehe klare Vorteile im Studio-Alltag, wo man den PERfourMER MKII beispielsweise eben „mal schnell“ anspielen möchte, ohne ihn groß mit MIDI oder CV/Gate zu verbinden. Etwa zur reinen Klang-Kontrolle oder zum Aussteuern eines Pegels. Was liegt da näher, als einfach die entsprechenden Trigger-Buttons zu drücken und so den Klang einmalig abzufeuern? (Übrigens sind die PLAY MODES hier gekoppelt, bei M1 etwa startet „jeder“ der 4 Trigger-Knöpfe alle Synthesizer-Kanäle gleichzeitig, P1 hingegen springt – egal welchen Triggerbutton man drückt – von einer Stimme zur nächsten.)
„Sequenzen“
Nebenbei startet man mit TRIG auch die intern abgespeicherten Sequenzen. 16 Stück gibt es davon, fixe Preset-Sequenzen … genau genommen sind es 4 Einzeltöne und 12 Sequenzen:
- 1: VCOs in der 1. Oktave
- 2: VCOs in der 2. Oktave
- 3: VCOs in der 3. Oktave
- 4: VCOs in der 4. Oktave
- 5 bis 16: 12 fest programmierte Sequenzen, einfach zum „Abfeuern“ …
Schließlich sei noch der A=440 Hz Testton erwähnt. Im Zusammenhang mit den VCOs im HI bzw. LO Modus, sprich im „freien Durchlauf der Tonhöhen“, könnte so eine Stimmgabel zwischenzeitlich die richtige Hilfe sein, um zum Beispiel einen Bass-Ton auf eine fixe Tonhöhe zu stimmen. Oder beim „Spielen“ des Filters in Form eines Sinusklanges bei maximaler Selbstresonanz, quasi als Hilfe beim Stimmen (für alle unter uns, die kein Absolutes Gehör haben, also so gut wie alle). Doch natürlich dient die elektronische Stimmgabel in erster Linie auch zur Absicherung und Kontrolle der „richtigen“ Gesamttonhöhe im Studio.
Kleine Wunschliste
Fünf Dinge gibt es, die ich dem PERfourMER MKII sozusagen noch wünschen würde.
- Erstens ein etwas reduziertes Eigenrauschen. Vor allem bei hohen Filter-Resonanz-Einstellungen ist es nicht unerheblich hörbar.
- Zweitens würde ich die Belegung von Velocity und Aftertouch vertauschen – VEL für das Filter und AFT für den VCA.
- Drittens die schon zuvor erwähnte Möglichkeit der Panorama-Steuerspannung, das wäre sehr edel!
- Viertens ist die Verwendung von Stereo-Buchsen am Panel derart gut gelungen (Kombi-Buchse für Ext In/VCO Out beispielsweise), dass sich dieses Konzept auch rückseitig fortsetzen ließe. Konkret: Wenn diese Kombination für das optionale CV/GATE realisiert würde, hätte man vier (der 8) Klinkenbuchsen-Plätze für die CV-Steuerung der Filter frei! Das wäre – gerade im Zusammenspiel mit CV/GATE – eine echte, um nicht zu sagen die ultimative, Sensation.
- Fünftens, wir kommen zum einfachsten Teil, würde ich einige der Drehregler farbig wählen. Beispielweise Rot für die 4 Filter Cutoff Regler und ebenso für die 4 VCO Waveform Regler. Es würde die Übersicht (die ungeachtet dessen auch schon jetzt sehr, sehr gut ist) noch ein Stück vereinfachen. Zugegeben, die aktuell sehr homogene und geschmackvolle Farbwahl Anthrazit – Beige – Braun – würde etwas aufgelöst und weniger elegant erscheinen, keine Frage.
Fazit
Ich bin vom Klang des PERfourMER MKII, von seinem durch und durch inspirierenden analogen Sound, von seiner grandiosen Performance (in diesem Bericht Seite an Seite mit dem Alesis Andromeda sowie Manikins Schrittmacher Sequenzer) sehr angetan. Ganz im Besonderen von seiner hervorragenden Hardware, dem beinahe perfekten Layout und … ja, in Summe einfach vom Vermona PERfourMER MKII. (Kein allzu leichtgängiger Name, weder zum Lesen, Schreiben noch Aussprechen – speziell als Gesamtpaket mit dem Zusatz „Mark II“ – das muss hier auch einmal gesagt werden).
Jedes Detail des Instruments scheint durchdacht, für alle musikalischen Aufgaben finden sich passende Lösungen: Gegengleiche LFO-Sweeps mit verschiedenen Phase-Einstellungen, beliebige Aufteilung der Stimmen auf unterschiedliche MIDI-Kanäle, analoge Steuerung des Instruments im Verbund mit Modularsystemen bzw. Trigger-Sequenzern und vieles mehr.
Der Klang ist beinahe unerschöpflich flexibel und zudem sehr edel: Bässe, Sync-Sounds, Lead-Klänge, Effekt-Geräusche, Drum-Sounds … was auch immer man an analogem Klangmaterial sucht, man wird es hier finden.
Der PERfourMER MKII ist ein diskret-analoger Synthesizer für kreative und anspruchsvolle Musiker. Für jene, denen das Steuern vier paralleler Klangquellen Inspiration bereitet, für Musiker, die satte Schwebungen im Klang schätzen, die feine Nuancen „zwischen“ den einzelnen Tönen als Natürlichkeit in der Musik sehen (womit die Elektronik den akustischen Instrumenten tatsächlich ein Stück näher kommt). Kurz: Für jene, die mit einem Synthesizer dieser Klasse intensiv arbeiten und forschen möchten …
Die angefügten 45 Minuten Audio-Files runden den Testbericht ab. Klanglich kommt so gut wie ausschließlich der PERfourMER MKII zum Einsatz. Einzig in den Mix-Soundfiles erweitern Alesis Andromeda und Elkas Synthex das Klang-Angebot.
Als Steuer-Einheiten dienten neben dem Andromeda (Masterkeyboard) folgende Sequenzer: TAMA TSQ1000, Manikin Schrittmacher sowie der des Elka Synthex.
Viel Spaß beim Hören!
Vermona PERfourMER MKII
Polyphoner Analoger Synthesizer
4 unabhängige Parts / Stimmen
Preise (01/2023):
PERfourMER MKII (MIDI): ca. 1.350 Euro
PERfourMER MKII (MIDI und CV/Gate): ca. 1.450 Euro
Website Hersteller:
www.vermona.com
Link:
Testbericht Vermona Mono Lancet / Kick Lancet
Testbericht Vermona ’14 Analogsynthesizer
Vermona Interview
Großartig! Hab es gerade nur einmal eher überflogen…
werde ein paar mal herkommen und studieren.
Vielen Dank!
danke für den erstklassigen Test und die vielen, aussagefähigen Soundbeispiele. Ein ansich klasse Instrument in Alleinstellung auf dem Markt, für das ich mich aber (leider) nicht erwärmen kann.
Der Sound an sich überzeugt, ist mir aber einach zu neutral, die oft zitierten Chraktereigenschaften der analogen vermisse ich hier etwas.
… das ist natürlich völlig Ok. Jeder Musiker definiert die für ihn wichtigen „Charaktereigenschaften“ anders. Damit kommt für dich im Falle PERfourMER wohl so manches andere Instrument eher in Frage. (Auch eine wichtige Info …).
Ich besitze eines der ersten Seriengeräte und das Musizieren mit diesem Instrument ist immer wieder ein Genuss! Sowohl haptisch als vor allem auch klanglich. Der eine oder andere mag eine gewisse Rotzigkeit oder auch Aggressivität vermissen. Aber ich find ihn traumhaft schön.
… das nenne ich ein ebenso schönes Kommentar!
Hallo,
Ich finde die Mixe in den Soundbeispielen großartig! Wie ist denn da der Anteil an Perfourmer und den anderen Synthesizern? Wie viel wird vom Perfourmer übernommen? Und wurden Effekte benutzt?
Hallo Florian …
Im Listening Room sind alle Klangbeispiele detailliert angeführt (dort findest du genauere Angaben zu den Mix-Files und welche Sounds von welchen Instrument kommen).
Das einzige Effektgerät, das im Studio zum Einsatz kommt ist das kleine Lexicon MPX-100. Dort vor allem das Stereo-Delay.
Viele Grüße,
Theo
mal ne kurze Frage . Wenn ich alle VCOs auf VCO 1 synce, dann kann ich alle 4 Stimmen mit den Res / Cutoff Potis von VCO 1 steuern , richtig ?
btw: Großartiger Test, und noch bessere Audiofiles . Das ist wirklich Paladium League ;-)
Das Synchronisieren der Oszillatoren hat mit den Filtern der einzelnen Stimmen nichts zu tun. VCO Sync bedeutet nur die Koppelung der Tonhöhen an den Master-Oszillator. Weiters hat Vermona noch eine Koppelung der einzelnen LFOs ermöglicht (mit Phasenverschiebungen, um zB schöne Stereo-Sweeps zu erzeugen). Davon abgesehen haben die einzelnen Stimmen / Kanäle des Perfourmer MKII nichts mit einander zu tun. Regelt man die Cutoff eines Kanals, so betrifft es „nur“ diesen Kanal …
Aber ich sehe wo die Frage auftaucht, nämlich bei dem Regler VCO / VCF FM, eben links jedes Kanals in der Sync-Abteilung. Dieser Regler ermöglicht es zB VCO 3 als Modulationsquelle für VCO 4 zu verwenden. Diese „überkreuzte“ Modulation kann wahlweise – nun sind wir bei besagtem Regler – auf den VCO (Oszillator FM) oder auf das Filter (Filter FM) der Ziel-Stimme (in unserem Beispiel Kanal 4) wirken.
Gerade das sanfte Streicheln der Klänge und die Klarheit des Perfourmers liebe ich. Supersaw und rotzig macht doch heute jeder (Minibrut, Rocket, Subphatty, Mopho…)
… ein „dicker Sound“ alleine ist nicht unbedingt Garant für musikalisches Wohlbefinden, ja. Wobei ich den MiniBrute etwas von der allzu brachialen Linie ausklammern würde, der kann auch sehr subtil und schräg (definitiv „anders“) klingen.
danke für die Klarstellung.
Der PERfourMER hat definitiv etwas!
Seit langer Zeit Suche ich jetzt wirklich intensiv nach einem synth. Zig Webseiten,Zig soundbeispiele, YouTube, Tests und und und. und es gibt wohl nicht den synth bei dem man sagen kann für mich passt hier alles. Und bis jetzt habe ich den perfekten synth in einer Box noch nicht gefunden.
Aber den perfourmer habe ich mir heute bestellt.
Und zwar nicht weil ich ihn für das Instrument halte das die meisten ausgefuchsten Features bereithält, sondern weil ich bei dem ersten sounddemo wusste das ich diesen Klang lieben werde, und wie ich feststellte gibt es ihn auch eindeutig. den vermona-klang! Auch der lancet lässt ihn oft durchblicken. Es ist dieser trockene und klare samtige Überzug und das charakterfilter das mir jetzt einfach wichtiger ist als zig onboard-extras, oder ein multimodefilter (das dann doch meist nicht einmal in seiner Summe so toll klingt wie einer diese Knackigen vermonas), hier habe ich das gefunden worauf ich den meisten wert lege high-endigen sound mit viel Charakter und verschwenderisch detailfülle und musikalität in der elektronischen brust. Analogue at its Best! Danke vermona!
… knackiger, warmer, charaktervoller Analogsound – ja! Selbst in vielen Jahren wird der Perfourmer MKII noch immer „top“ sein. Einer der wenigen modernen Klassiker, der durch seine gelungene Stimmen/Synth-Architektur, seine Reduzierung auf das Wesentliche, seine hochwertige Hardware und eben den wunderbaren Klang besticht. Einige wenige „Extras“ wären noch schön (z.B. CV VCF Eingänge für alle 4 Filter bei der CV/Gate Version, oder die Möglichkeit der Kaskadierung von 2 Perfourmers zu einem 8-stimmigen Instrument), dennoch: Ich schließe mich dem Dank an Vermona an. Welch wunderbares Instrument!
Ein wirklich schönes Instrument, das mich sehr anspricht. Allerdings ist das genannte Rauschen irgendwie ein K.O. Kriterium. In der Preisklasse findet sich bestimmt ein anderer Synthesizer ohne Rauschen, wenn auch mit weniger Ausstattung…
Ein Gedanke dazu: Rauschen ist bei Analogsynthesizern an und für sich ein Qualitätsmerkmal. Da sind eben echte VCAs am Werk, was will man mehr? Durch einen guten EQ oder eine DI-Box lässt sich das Rauschen (für Null-Toleranz Puristen) auch wegmachen, wenn man will. Doch die Frage ist, ob es nicht ein Teil des Klanges sein „soll“. Schließlich ist es der Charakter als Ganzes, den man haben möchte.
Auffällig wird das Rauschen erst beim Abspielen mehrfacher Aufnahmespuren (fünf, sechs, …), wo es sich natürlich hörbar summiert. Ich würde diesen Teil des Klangcharakters dennoch in Kauf nehmen, zumal das Konzept des parallelen 4-fach Synthesizers in dieser kompakten und klanglich so hochwertigen Form (es geht um den puren, brachialen Analog-Sound) weltweit seinesgleichen sucht.
Danke für den umfassenden Test und die Soundbeispiele! Der Perfourmer ist aktuell mein absoluter Lieblings Synthesizer, Haptik, Optik und vor allem Sound sind genau das, was ich gesucht habe und das Klangpotential ist enorm. Bin selber noch dabei, alle Möglichkeiten zu entdecken.
Am besten hat mir der Brass Sound aus Beispiel 13 gefallen, könnte ich da einen Tipp bekommen, wie ich den erreichen kann?
… hallo Markus
Ja, der Vermona PERfourMER ist „zeitlos“ gut. Sensationell auf den Punkt gebracht (Konzept) und sensationell „ehrlich“ analog (Sound) – wie auch der Vermona ’14, nur am Rande. Gut, dass der PERfourMER weder Programmspeicher noch interne Effekte hat und so für Puristen eine kompromisslose Plattform für kreatives Schaffen bietet. Doch genug der Lobeshymnen :o)
Der „Brass“ Sound ist relativ einfach gestrickt. Zwei Sägezahn VCOs bei leichter Attack (für den „Brass“ Anteil – Hüllkurve auf VCF) – einmal eher Links / einmal eher Rechts im Panorama. Die linke Stimme ist etwas lauter (oder hat einen höheren Filter Frequenz Anteil) für mehr Stereo-Eindruck des Gesamtklanges. Die rechte Stimme wird dann im Laufe des Solos auf eine Quinte hochgestimmt à la Mittelalter-Effekt / Gregorianik (Quint-Parallele), später dann wieder zurück getuned auf Gleichklang mit der linken Stimme. Leichte LFO / Vibrato-Steuerung bzw. leichtes De-Tuning eines oder beider VCOs während des Spiels sowie Zugabe eines externen Delays (Lexicon MPX100).
LG Theo
Abgefahren! Jetzt habe ich so viele Jahre gezögert. Aber ich MUSS jetzt auch einen Performer haben!
[Zustimmung] LG
Mit dem Perfourmer liebäugle ich auch schon lange. Immer wenn ich ein schönes Video von Mika oder Krzysztof gesehen habe, habe ich es versucht mit meinem MFB Dominion nachzuahmen. Ihm fehlen natürlich die 4 eigenständigen Stimmen, aber im parafonen Modus geht auch manches und die Sync, Ringmodulator und FM-Möglichkeiten sind klasse. Die tollen Hörbeispiele machen aber wieder viel Lust auf den Per4mer.