Korg prologue – der 8-/16-stimmige Profi-Synth?

Es hat ein wenig gedauert. 2 Jahre, um genau zu sein. Schon den 2016 vorgestellten 4-stimmigen minilogue hätten wir als Sprungbrett zum Profi-Synth gesehen und – in Folge – ein deutlich größeres Instrument erwartet. Allerdings startete Korg dann noch einen weiteren Test-Ballon: monologue. Ein viel beachteter einstimmiger Analog-Synthesizer, erhältlich in bunten Farben.

Der Erfolg beider Instrumente dürfte das Unternehmen im Konzept seiner neuen Synthesizer-Linie jedenfalls bestärkt haben. 2018 folgt nun der große Wurf: Mit dem prologue erblickt ein japanischer Profi-Synth das Licht der Welt. Wahlweise mit 4 Oktaven / 8 analogen Stimmen oder 5 Oktaven / 16 analogen Stimmen. Und sowohl hier wie auch dort zu einem definitiv attraktiven Preis.

Doch lassen wir die Katze nicht gleich aus dem Sack. Ob ein 16-stimmiger Analogsynthesizer Baujahr 2018 den Verlauf der Synthesizer-Geschichte völlig verändern wird – wer weiß. Der Korg prologue ist jedenfalls – aus unserer Sicht – einem besonderen Spezial-Gebiet im Studio zuzuweisen. Er hat sein ganz eigenes Feld erobert, noch bevor er auf den Markt kam.

Allerdings – so die Prognose – nicht unbedingt nur dort, wo ihn ein Großteil der Synthesizer-Enthusiasten anhand äußerer Fakten (und wohl auch anhand ihrer Erwartungen) spontan einordnen würde …

Markenzeichen: Made In JAPAN

Lange Zeit galt „Made In JAPAN“ als Garant für allerhöchste Qualität im technischen Bereich. Bei vielen Produkten in unterschiedlichsten Industriezweigen, ganz besonders auch bei Musikinstrumenten. Eine Reihe von Skandalen in diversen Industrieunternehmen brachte das Image in den vergangenen Jahren aber kräftig ins Wanken. Laut dem Made-In-Country-Index liegt Japan im Jahr 2017 an 8. Stelle (Deutschland belegt übrigens Platz Nummer eins), zählt aber – neben Kanada – zu jenen Nationen, die wieder am stärksten aufholen.

[Siehe: Artikel zu den beliebtesten Herkunftsangaben, aus: welt.de/wirtschaft]

Hohe Qualität jedenfalls auch bei Korg und seinem prologue. „Made in JAPAN“ gilt bei diesem Instrument – zu recht – als Auszeichnung.

Massives Chassis, äußerst solide, hochwertige Potis, Schalter und Taster, attraktive Holz-Seitenteile, internes Netzteil: Die harten Fakten des prologue sprechen für sich.

Pitchbend / ModWheel sind nicht nur stellvertretend für den (seit Jahrzehnten) standardisierten Performance-Bereich eines Profi-Synthesizers, sie stellen auch eine deutliche Verbesserung gegenüber minilogue / monologue und dem dort verwendeten Pitch-Hebel (mit seinem unansehnlichen mechanischen „Klack“ Geräusch bei Mitten-Rasterung) dar.

Hundert Punkte ebenso bei der gut spielbaren (angenehm gewichteten) 4- bzw. 5-Oktaven Tastatur, die einen massiven Fortschritt gegenüber jenen halbversenkten U-Boot-Tasten der minilogue / monologue Serie bedeutet. Zwar wäre ein Fatar TP8/S Keyboard in der Haptik nochmals hochwertiger, doch wir können nicht klagen: Der prologue spielt sich exzellent.

Betreffend Hardware erfüllt der Korg prologue somit alle Kriterien eines seriösen Profi-Synthesizers. „Made In JAPAN“ kann sich sehen lassen!

Einige wenige Dinge sind mit kleinen Fragezeichen versehen:

Was mit Erscheinen des prologue in der Öffentlichkeit sofort kritisiert wurde, ist das Fehlen jeglicher (aufgedruckter) Skalierungen rund um die Potentiometer. Diese „optische Rasterung“ (meist 10 Stufen mit Fein-Unterteilung, wie bei einem Maßband), allseits bekannt von vielen Synthesizern / Audio-Geräten / technischen Instrumenten, hätte dem prologue möglicherweise ein noch professionelleres Aussehen verliehen und würde das Programmieren von Sounds um einen Tick erleichtern.

Die Oberfläche – edles Metall mit leichter Körnung – ist unerwartet heikel betreffend Verschmutzung. Fingerabdrücke und Staubpartikel lassen den prologue in kürzester Zeit verwahrlost aussehen. Eine Staubschutz-Hülle sei daher sehr zu empfehlen! Reinigung mit einem Mikrofasertuch ist kein Problem, erfordert aber viel Kraft, da spezielle die Fingerabdrücke erstaunlich hartnäckig an der Oberfläche bleiben. Kurz gesagt: Die Pflege des Instruments erfordert einiges an Arbeit.

Schließlich noch eine Beobachtung am Rande. Obwohl die Anschlüsse – sehr vorbildlich – auch an der Oberkante (dem User-Panel) des prologue gekennzeichnet sind, findet man die Buchsen zum Einstecken nicht auf Anhieb. Grund dafür ist die spezielle, stark nach innen abgeschrägte Form des Chassis.

Hätten wir Menschen nun den Hals eines Schwanes – es wäre alles wunderbar. Doch da dem nicht so ist, stochert man – den prologue vor sich auf dem Tisch oder Keyboardständer liegend – beim Ein/Ausstecken etwas willkürlich an der Rückseite des Instruments herum, ohne die Zielobjekte tatsächlich zu sehen. Klar, das Aufrichten des prologue löst sofort alle Probleme, doch scheint es nicht ganz Sinn der Sache, bei jedem Arbeitsschritt im Studio (z.B. zur Herstellung der Sync-Verbindung von prologue zu monotribe) den Synthesizer hochkant stellen zu müssen.

Dennoch sind all die Punkte – fehlender Aufdruck einer Poti-Skalierung, Reinigungsbedarf der Oberfläche sowie erschwerte Einsicht beim Verkabeln – rein strukturelle Aspekte. An der (sehr) hochwertigen Hardware und am positiven Urteil zum prologue ändert sich dadurch nichts. Ganz im Gegenteil: Gemessen am Verkaufspreis ist das Instrument von höchster baulicher Qualität. Und ist man sich erst des gegenwärtigen „Spielzeug- und Billigbauweise-Trends“ anderer Hersteller bewusst, verstummen selbst kleinste Kritikpunkte rund um den hochwertig gefertigten prologue sofort.

Großes Kino auf allen Plätzen

„Der prologue ist ein auf Keyboarder zugeschnittener Analog-Synthesizer, in dem Korg all seine Erfahrungen eingebracht hat.“ (prologue User Manual, Seite 3)

Solch raffinierte PR lassen wir natürlich gekonnt an uns abperlen. Doch fest steht: Der prologue ist tatsächlich in allen Belangen professionell umgesetzt. Das gilt nicht nur für die eben besprochene Hardware, sondern selbstredend auch für die Klangerzeugung, nun: Für das gesamte Instrument.

Der prologue verfügt über:

  • 8 bzw. 16 analoge Stimmen
  • Klangliche Erweiterungen des musikalischen Repertoires durch MULTI ENGINE, VPM-Oszillator und nutzerprogrammierte Oszillatoren
  • Duo-timbraler Synthesizer mit Split / Layer / Crossfade Funktion
  • Diverse Spiel-Modi: polyphon / monophon / unison / chord
  • Duale digitale Effekt-Sektion mit analogem Zugriff
  • Analoger Kompressor (nur bei prologue 16)
  • Arpeggiator mit diversen Laufrichtungen
  • 500 sofort verfügbare Sounds
  • Umfangreiche Anschlüsse

Beginnen wir von hinten. Die bereits angesprochenen Anschlüsse sind klar aufgeteilt. Netzanschluss und Kontroll-Buchsen auf der einen Seite, Audio-Anschlüsse – schön abseits des Netzteiles – auf der anderen Seite. Alles bestens.

Exzellent die Sync-Buchsen, erlauben sie doch das spontane, schnelle Koppeln des prologue mit weiteren Korg Instrumenten (Volca Serie, minilogue, monologue, monotribe, monotron, etc.), sowie die grundsätzliche Einschleifung eines externen Trigger/Gate-Signals (z.B. über analoge Step-Sequenzer oder LFOs). Die weiteren Anschlüsse sind der angefügten Grafik zu entnehmen.

Schreiten wir in der Liste weiter nach oben. 500 Sounds – mehr als genug! Korg geht in die Offensive und liefert ohnehin (nur) 250 Presets. Die restlichen 250 INIT Programs  darf der Benutzer geflissentlich selbst belegen. Gut so. Und sehr entscheidend: Die bereits gelieferten 250 Sounds sind zu einem guten Teil hervorragend. Klänge, die spontan als Basis für eigene Sounds dienen können, womit man als prologue-User auch sofort im (wohl angedachten) musikalischen workflow unterwegs ist.

Ganz überraschen die hochwertigen Presets allerdings nicht, sobald man im User Manual die Auflistung der beteiligten Sound-Programmierer entdeckt. Die 250 Klänge stammen von Francis Preve, Henning Verlage, Ian Bradshaw, James Sajeva & Nick Kwas, John Bowen, Kazuto Okawa, Luke Edwards, Tim Mantle und natürlich der KORG Inc. selbst.

Sehr nützlich der Arpeggiator. Die meisten Spielarten (Types) sprechen für sich. „Manual“ zerlegt die Noten exakt in der Reihenfolge ihrer Eingabe. „Poly Random“ erzeugt Zufallsmuster mit zwei (!) unabhängigen Noten. Velocity wird übrigens – es ist wohl selbstverständlich – sofort im Arpeggio mit umgesetzt.

Betont man eine einzelne Note etwas mehr (oder weniger), erscheint diese auch lauter (oder leiser) im Arpeggio-Gebilde.

Noch mehr gestalterische Möglichkeiten ergeben sich – wie zu erwarten – durch die verschiedenen Voice Modes. Wobei dem VOICE MODE DEPTH Regler eine entscheidende Rolle zukommt. Dieser ist dafür verantwortlich, ob man Sub-Oszillatoren hört und wie viele davon (monophoner Mode), wie stark die Spreizung einzelner Stimmen ist (Unison Mode), welche Akkorde abgefeuert werden (Chord Mode).

Auch die Spreizung der Stimmen im Stereo-Panorama ist möglich (VOICE SPREAD), was wiederum an die herrlichen Klangteppiche des kürzlich vorgestellten Oberheim OB-8 erinnert. (Mehr oder weniger) zufälliges Erscheinen der einzelnen Stimmen im rechten oder linken Kanal, das ist ein musikalisch wunderbares Feature.

Und damit zum eigentlichen Kern des prologue-Aufbaus – seiner Stimmen-Architektur. Beginnen wir bei den Oszillatoren. Während der traditionelle Teil (VCO 1 / VCO 2) keiner großen Erklärung bedarf (hier ist von OSC Sync über Ring-Modulation, Cross-Modulation alles vorhanden, wonach das Herz begehrt), ist die – eigens für den prologue entwickelte – MULTI ENGINE das wohl wirklich Spektakuläre an diesem Instrument.

Je nach musikalischem Bedarf dient die MULTI ENGINE – nomen est omen – mit einer von 3 möglichen Klangquellen. Rauschen (Noise) gilt dabei noch als einfachste Anwendung. Wir dachten hier gäbe es nichts einzustellen (nur Rauschen On/Off), doch – Dank an Burb für die Korrektur – weit gefehlt:

„Das Rauschen des Prologue untergliedert sich in die Modi High, Low, Peak und Decim. Ein ganzes Noise Universum tut sich hier auf, es geht weit über ordinäres Rauschen hinaus und gehört zu meinen favorisierten Anwendungen.“ (Burb – siehe Kommentare)

VPM Oszillator: Variable Phase Modulation. Diese Engine ist – wir zitieren Korg – mit einem Träger und einem Modulator aufgebaut. Wir stellen uns das ähnlich einer Ring-Modulation vor und geben zu: So ganz durchblicken wir es noch nicht. Das Schaltdiagramm ist schon mal etwas für fortgeschrittene Techniker. Und die Beschreibung der einzelnen Oszillator-Typen liest sich wie die Anleitung für ein Raketensystem.

Folgende 16 Oszillator-Typen stehen zur Auswahl:

  • Sin1: Modulierte Sinuswelle als Träger-Grundtyp
  • Sin2: Sinuswelle als Träger plus Modulator mit Selbstrückkopplung
  • Sin3: Sinuswelle als Träger mit 3 Obertöne höherem Modulator
  • Sin4: Sinuswelle als Träger mit 5 Obertöne höherem Modulator
  • Saw1: Modulierte Sägezahnwelle als Träger-Grundtyp
  • Saw2: Auf Sinusträger beruhende Pseudo-Sägezahnwelle
  • Squ1: Modulierte Rechteckwelle als Träger-Grundtyp
  • Squ2: Auf Sinusträger beruhende Pseudo-Rechteckwelle
  • Fat1: Zweite Subharmonie als Modulator mit Selbstrückkopplung und trägergetriebener Ausgabe
  • Fat2: Halbe Subharmonie als Modulator mit Selbstrückkopplung und trägergetriebener Ausgabe
  • Air1: Durch Rauschen modulierte Sinuswelle als Träger
  • Air2: Durch Rauschen und Sinuswelle modulierte Sinuswelle als Träger
  • Decay1: Typ mit abfallendem Modulationsgrad
  • Decay2: Typ mit stark abfallendem Modulationsgrad
  • Creep, Throat: Experimenteller Typ mit komplexen, sich entfaltenden Modulationen

Fest steht: Die Wellenformen klingen teils recht gewöhnlich (Sinus, etc.), teils jedoch enorm experimentell. Und da es beim bloßen Aufrufen der Wellenformen nicht bleiben soll, kann man sie auch editieren. Mit zugehörigem SHAPE Regler wird die Modulationstiefe eingestellt, bei gleichzeitigem Drücken vom SHIFT das Träger-Modulations-Frequenzverhältnis. Zudem können die Oszillator-Typen im EDIT Modus detaillierter bearbeitet werden.

Das ganz Besondere am VPM Oszillator ist allerdings nicht nur seine grundlegende (neuartige) Struktur, sondern auch sein Routing innerhalb des prologue. So ist er einerseits ganz klassisch im Signalfluss vorgesehen (Osc-Mixer-VCF-VCA), kann auf Wunsch aber auch den Filterbereich komplett umgehen und somit als direkte, ungefilterte Klangquelle dienen (parallel zum verbleibenden VCO 1/2-Mixer-VCF-VCA Signalfluss).

USER (USR) schließlich ist eine völlig selbständige Oszillator-Engine, die in den prologue geladen werden kann. Auch hier lassen sich bis zu 16 (eigene) Oszillator-Programme – Nutzer-Oszillatoren – aufrufen. Ab Werk ist allerdings nur ein Standard Nutzer-Oszillator im prologue zu finden.

Die Umsetzung der „eigenen“ Oszillatoren (wie auch „eigener“ Effekte) erfolgt mit dem Software Development Kit (SDK), das Korg zum Download auf der Website anbietet. Zum Arbeiten mit SDK ist noch ein Firmware Upgrade des prologue vorgesehen, das nun im Juli 2018 erfolgen soll.

Der weitere Klang-Verlauf des prologue – Mixer, Filter, Hüllkurven/Verstärker – wird nun mehr oder weniger übersprungen, denn hier ist durchwegs allseits Bekanntes zu finden. Die Module folgen dem klassischen Signalweg und sind (fast) immer dort, wo man sie erwartet.

Einzig bei den Hüllkurven (Envelope Generators) hätten wir uns die umgekehrte Reihenfolge gewünscht: VCF EG „oben“ und VCA EG „unten“. Dem Signalfluss in Leserichtung folgend wäre dies – aus unserer Sicht – die logische Abfolge gewesen. Doch letztlich erfordert es – wie auch immer die Hüllkurven angeordnet sind – nur eine kurze Phase der Gewöhnung, bis man damit klar kommt.

Der zugehörige LFO ist in 3 Bereichen (FAST / SLOW / BPM) schaltbar. Durch gleichzeitiges Drücken von SHIFT und Drehen am INT(ensity) Regler wird die ausgewählte Wellenform übrigens invertiert. Dies ist nur eines von vielen Beispielen, wie sehr der prologue mit nützlichen, kleinen Details ausgestattet wurde. Details, die mit Hilfe des exzellent geschriebenen Benutzer-Handbuches auch mit Genuss zur Kenntnis genommen werden.

Die Effekt-Sektion schließlich ist ein hervorragendes Tool, um das Klangbild als Ganzes abzurunden. Delay-Effekte zum laufenden Arpeggio, Raumtiefe zum Solo-Sounds, Stereo-Phaser oder Stereo-Flanger für Panorama-Bewegungen: Alles da. Und obwohl das Angebot an Effekten enorm ist (Chorus, Ensemble, Phaser, Flanger, Delay, Reverb – jeweils mit mehreren Unter-Typen), benötigt die Programmierung bzw. Anpassung der Klang/Effekt-Verhältnisse dank der analogen Bedienung der Effekt-Sektion nur wenige Sekunden.

Der Kompressor – nur beim großen prologue 16 zu finden – ist übrigens nicht nur eine nette Beigabe, denn ein wichtiges Tool zur Optimierung des Gesamtklanges. Worum es geht: Der prologue klingt grundsätzlich im Bassbereich etwas dünn. Sagen wir: mittig betont. Und in diesem Punkt gleicht der Kompressor aus, was die Klangerzeugung vermissen lässt. Prologue-8 Nutzer haben etwas das Nachsehen und müssen den Arbeitsschritt zur Verbesserung der tiefen Audio-Frequenzen wohl extern vornehmen.

Klang: Der prologue im Einsatz

Zugegeben, was für eine langweilige Überschrift, da schläft man doch ein. Doch der Inhalt ist das Wesentliche. Und hier kommen wir zum Kern des Berichtes, zu einigen wichtigen, grundsätzlichen Überlegungen rund um den Korg prologue.

Die Sache ist die: 8 analogen Stimmen, das klingt schon recht anständig. Und 16 analoge Stimmen, das klingt bei Synthesizer-Enthusiasten ohne Zweifel „exzellent“.

Nun, Stimme und Sound sind zwei Paar Schuhe. Ein Narr, wer – nur als Beispiel – seinen betagten Roland Juno-60 verkaufen um nun den prologue 16 erwerben möchte. Natürlich: Umständliche MIDI-Implementationen (via DCB) haben sich mit Verkauf des Juno erledigt. Der warme, erdige Klang jedoch ebenso. Man versuche „irgendeinen“ polyphonen Analogsynthesizer von vor 1985 mit dem prologue zu ersetzen, man wird scheitern.

Doch das macht nichts, im Gegenteil. Es ist gut so. Warme Flächen, organische (lebendige) Klänge sind nicht die große Stärken eines prologue. Der Klangcharakter ist modern: vielfältig und doch etwas kühl. Daher: Zum Zwecke des mehrstimmigen Klangteppichlegers gibt es geeignetere analoge (wie auch virtuell-analoge) Kandidaten.

Was den prologue tatsächlich auszeichnet sind seine enormen Fähigkeiten im Bereich Sound-Design.

Und das bei – quasi ein Zuckerl – beachtlicher Polyphonie. Die etwas „anderen“ Flächenklänge und die etwas „anderen“ Mono-Sounds tun sich hier auf. Der feine Schimmer von Crossmodulation mit einem Schuss MULTI-ENGINE-Gezipper. In tausendfacher Variation. Und was herauskommt, klingt seriös. Will man die ewig gleichen Jupiter-8-Streicher-Imitate? Hoffentlich nicht. Den ewig gleichen Moog Bass? Nein, danke. CEM 3340 in hundertster Ausführung? Nö! Etwas, zumindest im Ansatz, Neues? Ja, gerne!

Der prologue verfügt über einen ganz eigenen Charakter. Hier tritt er gegenüber vielen analogen (wie auch virtuell-analogen) Synthesizern in die erste Reihe. Er „kann“ die klassischen Sounds recht gut, Streicher hier, Bläser dort, Bässe da hinten, Lead-Sounds rechts davon. Doch darüber hinaus kommt das eigene prologue-Sound-Design ins Spiel. Wesentlichste Bausteine dazu sind:

  • Die MULTI ENGINE: VPM Oszillator und – es wird die Zukunft zeigen, was dahinter steckt – USR Oszillator
  • Banale, aber lebenswichtige Dinge wie OSC Sync, Cross/Ringmodulation sowie eine eigene Pitch-Hüllkurve für VCO 1
  • Die rauhe Filter-Resonanz: Für die etwas „anderen“ – gar nicht unbedingt „schönen“ – Filtersweeps
  • Beinahe unendlich langes Portamento (grandios)
  • Die PLAY MODES samt Stereo-Klangeindrücken, Verstimmungs-Optionen, DUAL/ SPLIT und vielem mehr
  • Die gelungene EFFEKT-Abteilung (umfassend und doch intuitiv gelöst für schnellste Anpassung an den Klang)
  • Vielseitige Performance, allem voran das völlig frei zuweise ModWheel bzw. Expression-Pedal sowie die schnelle Gate-Koppelung via Sync-Buchse

Was herauskommt – oder: kommen kann – ist der etwas „andere“ Klang. Der, der über den typischen Analog-Sound hinausgeht (positiv formuliert). Etwas, zumindest im Ansatz, Neues, wenn man so will. Wellenformen mit ungehörten Nuancen tauchen auf, mit röchelnden, sphärischen Splitter-Elementen, die man zuweilen nicht mal der vorhandenen Klang-Architektur sofort zuordnen kann (so jedenfalls beim Durchsteppen der Presets).

Doch – und das ist wohl der Punkt – sind es Klänge, die animieren und das Ohr aufhorchen lassen. Gewiss Klänge, die keineswegs „nur für sich“ den Idealzustand im Studio bedeuten würden. Natürlich braucht man auch besonders warm klingende polyphonen Analog-Synthesizer. Natürlich braucht es organische Teppichmeister mit der Tiefe hochwertiger (und sehr aufwendiger) analoger Hardware. Andererseits: Führt modernes Sound-Design mit (immerhin) analogen Elementen nicht zu mindestens ebenso bedeutenden Klang-Ergebnissen? Nun – ganz sicher!

Der prologue ist – das können wenige polyphone Synthesizer von sich behaupten – für klangliche Überraschungen gut.

Überraschungen, die einerseits auf bereits genannte Elemente der Stimmen-Architektur zurückzuführen sind, die andererseits aber Hand in Hand mit der vorbildlichen Performance einhergehen. Zuweisung der AMP-EG-Attack-Zeit auf das Modulationswheel? Kein Problem: Praktisch „jedes“ Element lässt sich dem Wheel zuordnen. Pitchbend 1 Oktave „hinauf“, aber nur einem Ganzton „hinunter“? Gerne, schnell gemacht. Cross-Fade Sounds von Hauptstimme (Timbre) zu Layer-Stimme (Sub-Timbre), sprich: dynamische Veränderung der Klangfarben je nach Performance: Jepp, geht alles!

Diese und dutzende weitere Beispiele machen deutlich, dass Korg in seinem PR-Slogan „sounds that go beyond existing analog synthesizers“ keineswegs nach unerreichbaren Sternen gegriffen hat. Zugegeben, mit noch aufwendigerer (innerer) Hardware hätte man noch bessere Ergebnisse erzielen können (dann allerdings bei einem teureren prologue, das auch). Dazu ein paar letzte Gedanken …

Kleine Fragezeichen

Punkt 1. Der LFO. Prüfstein ist – wie so oft – die herausfordernde Sound-Design Aufgabe „Modulation im Audiobereich“. LFO-Frequenz bis 2,8 kHZ klingt in der Theorie wunderbar, doch kapituliert der Low Frequency Oscillator, sobald es in den Audio-Bereich geht. (Wie bei so vielen modernen Synthesizern, nebenbei.) Audio-File „HighFrequ LFO“ macht gut hörbar, mit welch digitalen Artefakten das Klangergebnis „verziert“ wird.

Punkt 2. Nochmals der LFO. Denn „die“ LFOs wäre besser gewesen. Warum nicht 2 (oder 3 oder 4)? Unergündliches Herz eines Synthesizer-Designers.

Punkt 3. Dynamik. Wie fast alle modernen (polyphonen) Analogsynthesizer besitzt der prologue keinen nennenswerten Dynamik-Bereich. Mag sein, dass die technischen Zahlen eine (wohlwollendere) Sprache sprechen, doch in der Praxis gehört Clipping / Übersteuerung zum Unvermeidlichen bei mehrstimmigem Spiel.

Während klassische Analogsynthesizer „volle Power“ geben und mit Zunahme der Stimmen auch die Lautstärke wächst (ohne zu übersteuern, bitte sehr), befinden sich moderne Analogsynthesizer in einem permanenten „Graubereich“ mittlerer Dynamik, ungeachtet der tönenden Stimmenzahl. Nimmt die Polyphonie zu, beginnt das Ausgangssignal allenfalls eher zu knistern denn zu wachsen.

So sei bei Aufnahmen mit dem prologue etwas Vorsicht geboten. Übersteuerung bereichert das Klangbild nur in den wenigsten Fällen.

Fazit

Der Korg prologue ist – kleine Kritikpunkte hin oder her – ein Profi-Synthesizer für Sound-Tüftler. Für Klang-Enthusiasten, die den enormen Vorteil von neuartigen technischen Feinheiten (MULTI ENGINE, etc.) bei gleichzeitig umfangreicher Polyphonie erkennen. Denn das bedeutet musikalische Flexibilität …

Sowohl im MONO- als auch im UNISON-Modus ist der prologue ein Solo-Synthesizer erster Güte. Schwerpunkt „besondere“ Leadsounds, Effekte, Bässe, neuartige Klang-Gebilde, Arpeggio-Performances und vieles mehr.

Im POLY- und CHORD-Modus ist der prologue entweder immer noch ein (dann allerdings „luxuriöser“) Solo-Synthesizer, mit völliger Freiheit der Hüllkurvenzeiten  (Stimmen werden nicht abgeschnitten), oder aber ein orchestraler Synthesizer mit ganz eigenem Charakter. Schwerpunkt „besondere“ Flächenklänge mit feinsten Klang-Nuance, andersartigen Filter-Sweeps, neuartigen Wellenformen oder sync-getriggerten Chord-Parallelen.

Dank der hochwertigen (!) Haptik, der fein abgestimmten Performance-Möglichkeiten und der vielschichtigen Klang-Aspekte stellt der prologue ein sehr markantes Instrument am Markt dar.

Einen 8- bzw. 16-stimmigen Profi-Synth speziell für Klang-Enthusiasten mit Faible für exquisites, modernes Sound-Design. An vorderster Front sei natürlich der größere der beiden prologues zu empfehlen. Nicht nur der luxuriösen 16 Stimmen und 5-Oktaven-Tastatur wegen. Auch die Bedienung ist in einigen Punkten – z.B. Anwahl und Grund-Einstellungen von Timbre / Sub-Timbre – eleganter gelöst (dank zusätzlicher Hardware-Elemente). Schließlich aber trägt beim prologue-16 der integrierte Kompressor – echt analog und daher in seinen Einstellungen nicht (!) speicherbar – nochmals zur Optimierung des Gesamtklanges bei. Das hört man doch gerne …


Bei den Audio Files kommt der prologue-8 zum Einsatz, mit Zugabe des Yamaha SK20 Symphonic Ensembles sowie der kleinen monotribe Drum-Station.

Korg prologue-8 / prologue-16

Polyphoner Analoger Synthesizer
8 Stimmen / 16 Stimmen

Preise:
Korg prologue-8: ca. 1.200 Euro
Korg prologue-16: ca. 1.700 Euro
(01/2023)

Website Hersteller:
www.korg.com/de

Open / Download:
Korg Prologue-8 Foto (2000 x 1200 px)
Korg Prologue-16 Foto (2000 x 1200 px)

Youtube: (Dank an Bert für den Link)

Kategorie 2018, Testberichte

“Es genügt, einen Ton schön zu spielen” sagte der Komponist Arvo Pärt im Jahre 2005. Diese Aussage ist ebenso einfach wie ich auch exzellent: Es braucht kein Meer an Tönen, denn entscheidend ist der Klang. Dass so mancher Vintage-Synthesizer der 70er und 80er Jahre teils unerreicht hochwertige Klänge liefert, steht außer Frage. Doch tatsächlich leben wir “heute” in einer nahezu perfekten Zeit. Einerseits hat man – mehr oder weniger – noch Zugriff auf die Vintage Analogen, andererseits wird auch bei Neugeräten die wichtige Komponente des hochwertigen Klanges wieder zunehmend berücksichtigt. Doepfer, Cwejman, Synthesizers.com, MacBeth, Moog, GRP, Studio Electronics, COTK, John Bowen und andere Hersteller bauen hervorragende Synthesizer, die den “Klassikern” in nichts nachstehen. All diesen (alten wie neuen) “großartigen” Instrumenten ist Great Synthesizers gewidmet. _________________________________________________________ In 2005 composer Arvo Pärt said: “Playing one tone really well is enough”. In other words, it is sufficient to play one tone 'beautifully'. I agree with that. All musical efforts are focused on the sound itself. Although I studied classical music (piano and drums), it’s the electronic sound that inspires me. Synthesizers are the epitome of new sounds and exciting tonal spheres. Today, many companies produce high-quality - excellent! - synthesizers: Doepfer, Cwejman, MacBeth, Moog, GRP, Synthesizers.com, COTK, Studio Electronics, John Bowen and others. It's their products I'm really interested in ... apart from Vintage Synthesizers, which I have been collecting for 20 years. Subsequent to our former websites Bluesynths and Blogasys, Peter Mahr and I have now created GreatSynthesizers. We hope you like it.

14 Kommentare

  1. Viele Dank für den sehr guten und umfangreichen Testbericht. Ein tolles Gerät mit neuem Klang. Ich verstehe nicht, warum viele Musiker immer nach alten Klängen suchen. „Der klingt nicht nach den Klassikern von Moog, nicht nach Roland, etc. Für mich entscheidend ist, ob ein Instrument gut klingt und das mit möglichst wenigen oder am besten gar keinen Störgeräuschen. Und es interessiert mich herzlich wenige ob er nach irgendein alten Klassiker klingt. Eigentlich ist es mir sogar lieber, wenn er einen eigenständigen Klang hat. Aufjedenfall Danke für den Test. Ich suche gerade nach einem polyphonen Synthesizer. Derzeitig sind nur noch der Prologue und der Novation Peak im Rennen. Andere habe ich nach und nach ausgeschlossen.

    Viele Grüße
    Paul

  2. Dr. Martin Krahe

    Vielen Dank für diesen sehr guten und umfassenden Test. Ich hatte Gelegenheit, (kurz) den 16stimmigen Prologue zu testen. Der hat mir insgesamt gut gefallen – auch klanglich. Bei Deinen Klangbeispielen kommt der eher mittige (und nicht sehr warme, wie Du ja auch geschrieben hast) Grundklang sehr gut heraus. Bei der 16stimmigen Version ist mir das gar nicht so aufgefallen, aber der hat ja auch diesen analogen Kompressor/Booster mit an Bord, der wohl einiges an „Wärme“ hinzufügt. Scheint, als hätten Korg diesen „Mangel“ erkannt. Danke auch für den tollen VCO Sync-Sound, der auf der Fünften endet – nach so etwas suche ich immer, wenn es einen neuen analogen Polyphonen gibt ;-) (In dem Zusammenhang: Der neue Moog Grandmother scheint dem alten Prodigy endlich den Titel als bestem Sync-Synthesizer ever abzunehmen…). Zum Aspekt „Wärme“: Ich gehöre auch zu denen, die von analogen polyphonen Synthesizern „Wärme“ erwarten. Das liegt einfach an der eigenen klanglichen Sozialisation Ende der 70er Jahre, als es nur Oberheim, Yamaha, Sequential etc. gab. Das bekommt man eben leider nur schlecht wieder aus der Wäsche… ;-)

  3. Wolfgang K

    Wie immer ein schöner Bericht und noch bessere Beispiele, die dieses Mal meinen persönlichen Geschmack besonders treffen.

    Hier und da meine ich frühe Simple Minds herauszuhören (besonders im Classic Arpeggio), dann Teile des Captain Future Soundtracks von Christian Bruhn (letzter Abschnitt des Demo 1),
    …. vieles, was ich zeitlich irgendwo um 1980/81 verordnen würde. Auch wenn die Flächen-Eigenschaften nicht an erster Stelle stehen zeigen die Beispiele, dass auch dieses Feld ausreichend (musikalisch) abgedeckt wird.

    Insofern hat der Prologue für mich schon eine sehr starke Vintage-Anmutung, die authentisch und nicht emuliert klingt. Das hat mich nun positiv überrascht… ungeachtet der bestehenden Kritikpunkte, bei denen aber jeder selbst bewerten muss, ob das Ausschlusskriterien sind.

  4. Klangbastler

    Was ich nicht verstehe dort steht das organische und lebendige Klänge nicht seine Stärken sind. Ich denke er hat Vco’s und mit dem Lfo kann man doch ein Vibrato erzeugen , und es klingt dann trotzdem statisch? Selbst im Vergleich zu virtuell Analogen? Zum eher kühleren Klang , das liegt wohl daran, dass man die Effektsektion nicht wirklich bypassen kann, das analoge Signal durchläuft ständig die A/D Wandler, die womöglich nicht genügend Headroom haben. Vielleicht lässt sich das Gerät modifizieren, so dass man das analoge Summensignal vor dem A/D Konverter der Effektsektion abgreift. Mir hat der Prologue 16 vom Sound besser gefallen als der überteuerte Moog One, Roland System 8, Behringer Deepmind.

  5. Theo Bloderer

    … da würde ich – wieder nur eine persönliche Meinung – ebenso empfinden. Der Korg prologue 16 als einer der wohl interessantesten Analog-Polysynthesizer der Gegenwart. Vielfältiger und inspirierender im Sound als so mancher Konkurrenz-Kandidat.

  6. Ein weiterer Test zu einem meiner Lieblingssynthesizer, dem wohl am stärksten Unterbewerteten.

    Neben dem Novation Summit und dem Korg Wavestate der Dritte im Bunde derer, die Flächen legen können, für den Rest sind der Elektron Digitakt und Waldorf Pulse 2 zuständig (ich spreche hier von meinem Setup :-).

    Gleich zwei Mal möchte ich dem Test widersprechen, glaube aber, dass Du Theo Dich über die jeweiligen Behauptungen eher freuen denn ärgern wirst.

    1. „Rauschen (Noise) gilt dabei noch als einfachste Anwendung. Hier lässt sich gar nichts einstellen. Rauschen ist eben Rauschen. Aktivieren und los geht’s.“

    Falsch! Und wie falsch sogar!

    Das Rauschen des Prologue untergliedert sich in die Modi High, Low, Peak und Decim. Ein ganzes Noise Universum tut sich hier auf, es geht weit über ordinäres Rauschen hinaus und gehört zu meinen favorisierten Anwendungen.

    Beispiel: Alle Osc außer Multi Engine off, Letztere volle Lautstärke > Decim auswählen > Shape auf 9:00 Uhr > Filter Cutoff auf 10:00 – 11:00 Uhr > Resonanz auf 5:00 Uhr > Keytracking auf voll > Amp Release auf einen höheren Wert oder Reverb an, Fertig :-) Vorzugsweise im unteren mittleren Tastaturbereich anspielen.

    2. „Man versuche „irgendeinen“ polyphonen Analogsynthesizer von vor 1985 mit dem prologue zu ersetzen, man wird scheitern.“

    Vielleicht wenn der Einzelklang im Fokus steht…..

    https://www.youtube.com/watch?v=vATTDRk8lR0

    ab 1:47 und speziell ab 4:28, ich höre das als ausgewiesenes Kind der Eighties Klänge aus meiner Jugend.

    Ein fantastischer Synth der von der konservativeren Klientel gnadenlos verrissen wurde. Korg geht hier ohne ModMatrix dafür mit der Multi Engine einen neuen Weg. Wer sich darauf einlässt, wird mit ungewöhnlichen Klängen beschenkt. Es lohnt sich, sich mit diesem Synth auseinander zu setzen. Manchmal ist es auch sinnvoll mit der Multi Engine isoliert beim Klangbasteln zu starten und erst in Folge die Analogen hinzu zu bitten.

    Die FX Sektion sucht ihresgleichen, bereichert den Output nicht nur um Nuancen.

  7. Theo Bloderer

    Danke für den sehr guten Kommentar. Thema „Noise“ werde ich berichtigen bzw. ergänzen. Und ja, stimme voll und ganz zu: Der prologue ist ein fantastisches Instrument (und wird es noch für viele Jahre bleiben). Beste Grüße …

  8. Im Grunde gibt es noch mehr Kritikpunkte die zum Prologue geäußert werden, die nur bedingt zutreffen, dies betrifft aber nicht explizit Dein sehr gutes Review.

    Die Sache mit dem einen LFO trifft auf das globale Setting zu, viele der Custom Oszillatoren bringen Eigene mit, mitunter sogar zwei. Dies gilt vorzugsweise die kostenlosen OSC‘s von hammondeggs für die sich der Entwickler zu Recht eine Spende erbittet. Zu seinem Portfolio gehören auch User FX und sogar ein kleines Programm zum Generieren kleiner Samples die im Nachgang importiert werden können!

    https://hammondeggsmusic.ca/

    Und wenn ich sowieso gerade bei Custom Osc‘s bin sei noch der Hinweis auf die Mutable Plaits Portation von Peter Allwin hingewiesen, eine Vielzahl kostenloser Oszillatoren!

    https://github.com/peterall/eurorack-prologue/releases

    Sinevibes Bent kostet zwar eine Kleinigkeit, ist aber aufgrund seiner speziellen Architektur zweier FM Operatoren sein Geld mehr als wert. So atmosphärisch und voll klingen die Ergebnisse, dass die Multi Engine ohne die analogen Oszillatoren bestehen kann.

    https://www.sinevibes.com/korgbent/

    Auch auf die Kritik des fehlenden Aftertouch hat Korg zumindest insofern reagiert, als dass das letzte OS dies intern, so wie auch beim Wavestate implementiert hat.

    Anfangs hielt ich btw den analogen Kompressor dazu noch mit beleuchtetem VU Meter für ein effekthaschendes Gimmick, aber er schiebt ganz ordentlich, kompensiert das mittige Spektrum des Prologue signifikant. Allerdings auf Kosten der Transparenz. Da er aber vorzugsweise für Bässe zuständig ist, ist das ein verschmerzbares Detail.

    LG zurück ?

  9. GehardK

    Ich finde den Prologue sehr interessant aber mir ist was negatives aufgefallen. Der Attack bei den Hüllkurven ist nur ca 4 Sekunden lang, für smoothe Pads und Strings ist das zu wenig wie ich finde. Und wurden alle Bugs gefixt? Hab gehört das ein neuer Bug mit dem neuen Update 2.1 dazu gekommen ist. Nach 2 Jahren hat es Korg nicht geschaft alle Fehler zu beheben. Das finde ich ein wenig seltsam.

  10. Theo Bloderer

    … gute Frage, ob alle Fehler behoben sind. Zu kurze Attackzeiten sind jedenfalls sehr schade, das stimmt. Es schränkt die musikalische Bandbreite eines Instruments enorm ein und wäre doch sicher bei der Konzeption eines Synthesizers zu vermeiden …

  11. Vielen Dank für den schönen Testbericht über den Prologue 16 der mich zum Kauf des Instruments angeregt hatte.

    So, also nach ein paar Wochen wo ich den Prologue genutzt habe war er einmal verstimmt in den höheren Oktaven, dann habe ich noch mal Tuning aktiviert und seitdem läuft er wieder stabil – scheint aber sehr selten vor zu kommen, das Gerät heizt sich ein bisschen auf nach einer gewissen Zeit, das Gehäuse wird etwas warm.

    Bezüglich Sound und Möglichkeiten , also der Prologue 16 ist schon teilweise recht speziell hier mal kurz umrissen für Interessierte:

    – die Oszillatoren und Filter sind Gegensatz zu David Smith diskret aufgebaut und keine Chips.

    – der Sound Charakter vom Filter u. Oszillatoren ist ein wenig verschmutzt / dark , was Ich ganz interessant finde im Gegensatz zu den anderen Korg Synths wie bei den digitalen(Radias,Triton etc.) die eher clean oder durchsichtig klingen, der Minilogue XD klingt übrigens auch cleaner. Die Rechteckwelle ist nicht wirklich sauber das hört und sieht man auch im eingebauten Oszilloskope. Die Filterresonanz empfinde ich etwas straffer und spitzer im Vergleich zu den Curtis/SSM Filter beim Prophet5. Sie dünnt aber bei Erhöhung der Resonanz nicht so schnell aus. Filtercharakter/Sound als solches ist so ein Mix aus SSM (Oberheim) und Ms20 aber alles auf fein getrimmt. Wenn man mit den Oszillator mit voller Lautstärke im Mixer in den Filter rein geht und Drive drauf gibt nimmt die Verzerrung zu aber es klingt nicht ganz so scharf wie bei den VAs und deren Waveshaper.

    – Filter haben einen Lowcut Schalter, und bei Drive gibt es 2 Stufen(regelbar wäre natürlich besser gewesen). Beim umschalten der Drive Stufen hört man so einen Knacksgeräusch der aber Nix mit Abnutzung zu tun hat , scheint bei allen Geräten von Anfang an so zu sein was bei einer Aufnahme störend sein kann.

    – im Vergleich zu den anderen Dave Smith Synths die ich kenne wie OB6,Rev2,Evolver empfinde ich den Klang vom Prologue 16 wärmer mit etwas mehr Low End. Ob das jetzt daran liegt dass hier keine Chips für die Oszillatoren u. Filter verwendet werden oder wegen dem eingebauten Lowband-Kompressor darüber kann man spekulieren.

    – der LFO geht bis 2800 Hz (2,8 Khz) und eignet sich für ein paar FilterFM Spielereien und Noisekram. Er hat keine S/H Funktion. Kann man ein wenig ersetzen mit dem Arpegiator und die Randomfunktion. Und es gibt ein S/H Filter als Usereffekt zum runterladen.

    – die Osc bieten die üblichen Modi, Sync/Ringmod/Crossmod, die Wellenformen sind nicht starr und lassen sich shapen.

    – die VPM Digitasektion hat verschiedene Oszillatorentypen, sie macht mehr Druck als die virtuelle FM Einheit im Opsix, der Sinus rummst ordentlich insbesondere wenn man Drive zuschaltet und eignet sich gut als Suboszillator bzw. Teppichunterlage. Die eingebauten VPM Algos haben noch eine kleine AD Hüllkurve eingebaut bei den Userosc. gibt es idr noch zusätzliche Lfos. Man kann UserOszillatoren und Usereffekte von Fremdhersteller nachladen , es gibt welche die sind kostenpflichtig andere sind kostenlos. Und mit dem Devkit kann man eigene OSC und Effekte programmieren. Somit hat man ja teilweise hier das ursprüngliche Oasys Konzept implementiert.

    – der NoiseGenerator hat eigene Filter und ein Bitcrusher eingebaut.

    – es gibt diverse Voicemodi und diverse Layer/Split Optionen, bei Mono kann man zB. die anderen Stimmen als Sub Oszillator verwenden. Wenn man zwei Layers benutzt kann man mit dem einen Layer ein unisono Sound spielen mit bis zu acht Stimmen gestackt während man den zweiten Layer polyphon spielen kann. Es gibt eine Random Pan funktion, dafür brauch man kein Lfo oder Delay. Es gibt ein Regler wo man die beiden Layers überblenden kann und das auch über Modwheel, Pedal, MidiCC steuerbar aber das ist kein komplexes Parameter Morphing. Dafür bräuchte man ein externen Sequenzer und dann alle Paraneter über MidiCC kontrollieren. Es gibt aber im unter-Menü noch ein paar Parameter um zu definieren auf welche Ziele der LFO genau wirkt, ob Poly oder Mono etc.

    – die Hüllkurven sind recht zackig, Filterzaps und E-Drums sind damit kein Problem. Die Attack-Zeiten sind aber deutlich kürzer (nämlich nur knapp 5 Sekunden), während man im Opsix und AL-1 bis zu 90 Sekunden zur Verfügung hat. Ich glaub hier muss man mit negativen EG Einstellung tricksen oder halt über Midi-CC längere Klangverläufe erzeugen mit einem externen Sequenzer.

    – die Effekte sind das Übliche – die Reverbs und Delays klingen ganz gut, die Modulationseffekte sind nicht ganz so aufdringlich oder warm wie der analoge Ensembleeffekt im Polysix, eher cleaner / neutraler. Es gibt ja noch ein Vibrato als Effekt, dann kann man den LFO für was anderes benutzen … lach. Gut, dass es die Möglichkeit gibt, Usereffekte nachzuladen.

    – die Tastatur fühlt sich nicht ganz so billig an wie im Opsix.

    – der Prologue unterstützt Microtuning.

    – am Ende der Signalkette gibt es einen analogen Lowband Kompressor.

    Ja, wirkliche Kritikpunkte waren für mich das beim Umschalten einiger Schalter (wie zum Beispiel bei Drive) es zu hörbaren Knackgeräuschen kommt. Wenn man mit dem Gerät das bei der Aufnahme macht, ist das natürlich störend. Und das Display von der digitalen Einheit ist doch recht kryptisch, da hätte man ja genau das gleiche Display verwenden können wie das auf der rechten Seite. Auch die Attackzeiten hätten durchaus länger ausfallen können. Trotz seiner einfachen Struktur sind sehr abwechslungsreiche Klangtexturen möglich. Neben den klassischen Sounds wie Brass, Bass, Strings, Pads sind auch mystische Klänge und rauchige Drones kein Problem, sowie geräuschafte Klänge mit der digital Einheit und den schnellen LFOs.

  12. @Dr. Martin Krahe

    Zum Thema mittigen Klang. Den kann man beim Prologue 16 ausbauen, zum einen mit dem schon erwähnten Lowband Kompressor, zum anderen mit den verschiedenen Voicemodi. Der eine Blade Runner Presets ist ein Kombi-Sound mit zwei Layers der eine Layer wird unisono gespielt mit Stimmschichtung die andere Layer Polyphon das ergibt dann auch ein breiteres Klangbild. Und dann die unterschätzte Digital Einheit, der Sinus lässt sich als sub-Oszillator oder Teppichunterlage verwenden schiebt und erhöht nochmal merklich den Druck.

  13. Theo Bloderer

    … vielen Dank für die ausführlichen Informationen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Seite benutzt Akismet um Spam zu reduzieren. Lies wie deine Daten verarbeitet werden.